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Kein Freund der Gender-Wissenschaften: Der HU-Politikwissenschaftler Herfried Münkler.

© Arno Burgi/dpa

Humboldt-Universität: Warum das Münkler-Watch-Blog die Freiheit gefährdet

Das Studentenblog "Münkler-Watch" zeigt: Die Meinungsfreiheit wird heute nicht mehr von autoritären Kräften bedroht, sondern von der politischen Korrektheit, meint unserer Kolumnistin.

Studenten der Humboldt-Universität regen sich über ihren Professor auf. Sie beschweren sich, dass der Politologe Herfried Münkler eine distanzierte Haltung zu Genderfragen einnehme. Außerdem lasse der andernorts hochgelobte Wissenschaftler Sympathien für die kriegstreiberischen Lehren Niccolo Machiavellis und Carl Schmitts erkennen. Und, am schlimmsten, auf seinen Literaturlisten tauchen vor allem Autoren, aber kaum Autorinnen auf.

Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin. Sie war unter anderem Chefredakteurin von "impulse".
Ursula Weidenfeld ist Wirtschaftsjournalistin. Sie war unter anderem Chefredakteurin von "impulse".

© Mike Wolff

Selbst wenn die Studenten recht hätten: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. So steht es im Artikel 5 des Grundgesetzes. Herr Münkler kann lehren, was und wie es ihm passt, solange er auf dem Boden der Verfassung steht.

Diskutieren wollen die Studenten mit Münkler nicht - da gewinnt der ja immer

Man muss die Ansichten, vielleicht auch die Rückständigkeit älterer Professoren nicht gut finden, um von ihrem Wissen und ihrer Forschung profitieren zu können. Die Freiheit der Studenten besteht darin, eine Vorlesung zu besuchen, oder es zu lassen. Sie könnten sich auch mit den Positionen ihres Professors befassen und die Auseinandersetzung darüber suchen. Das aber scheuen die Studenten der Humboldt-Universität. Sie hätten Angst vor Repression, sagen sie. Und außerdem gewinne Münkler immer, wenn sie mit ihm diskutierten. Deshalb verstecken sie sich lieber in der Anonymität eines Blogs.

Die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Forschung werden heute nicht mehr von autoritären Kräften bedroht. Nicht kirchliche Dogmen setzen ihnen zu oder drakonische Notstandsgesetze. Nein: Die Meinungsfreiheit wird von ihren Freunden beiläufig ausgehöhlt und kaum verschämt abmontiert. Bestimmte Autoren sollen nicht gelesen, andere dagegen ausführlicher gewürdigt werden. Die Sprache der Professoren soll sich ändern, das Denken auch. Von diesen bizarren Überlegungen ist es nicht mehr weit bis zur Diktatur der politischen Korrektheit: Nur noch das soll herausgefunden werden, was in den Wertekanon einer gendergerechten Gesellschaft (und in leichte Sprache) passt.

Wäre das immer schon so gewesen, wäre die Erde heute noch eine Scheibe.

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