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Das Krater-Rätsel: Schlund in der Taiga

Foto: REUTERS/ Russian Centre of Arctic Exploration

Fotos aus der Tiefe Forscher klettern in Sibiriens mysteriösen Krater

Riesige Krater in Sibirien haben im Sommer weltweit Aufsehen erregt. Jetzt sind Forscher in eines der Erdlöcher geklettert, um seine Entstehung zu enträtseln. Der Energiekonzern Gazprom soll bereits ein Geschäft wittern.

Kreisrund, Dutzende Meter im Durchmesser, die tiefdunklen Wände spiegelglatt: Luftaufnahmen eines Erdlochs in Sibirien zogen im Sommer viel Aufmerksamkeit auf sich. Ein Meteoriteneinschlag, ein Waffentest oder gar die Landung Außerirdischer wurden als Ursachen gehandelt. Forscher stehen immer noch vor einem Rätsel - auch wenn eine plausibel erscheinende Theorie besagt, dass der merkwürdige Krater durch einen Methanaustritt entstanden ist.

Sibiriens Permafrostboden ist reich an gefrorenem Methan. Taut das Hydrat auf, verwandelt es sich wieder zu Gas - und kann explosiv ans Tageslicht treten. Zudem wurden in dem Erdloch erhöhte Mengen an Methan gemessen.

Jetzt haben Forscher des Russischen Zentrums für Arktisforschung erstmals den Krater auf der Halbinsel Jamal von innen untersucht - bei minus elf Grad. Teamleiter Wladimir Puschkarew sagte der "Siberian Times", erst die niedrigeren Temperaturen hätten eine gefahrlose Kletterpartie ermöglicht, da sie das Loch stabilisiert hätten. Die Wissenschaftler haben diverse Proben genommen und Messungen durchgeführt. Sie hoffen, bald mehr über die Entstehung des Kraters zu wissen. Denn ob er wirklich durch einen Methan-Austritt entstand, ist keinesfalls bewiesen. Zudem ist rätselhaft, warum er kreisrund ist und spiegelglatte Wände besitzt.

Inzwischen sind mehrere dieser Krater bekannt, und sie wecken offenbar auch Geschäftsinteressen. Wie die "Siberian Times" weiter berichtet, ist der russische Energiekonzern Gazprom an den Erdlöchern interessiert. Forscher des Gasgeologie- und Geophysik-Instituts Trofimuk, das zur Russischen Akademie der Wissenschaften in Nowosibirsk gehört, sollen im Auftrag der Firma die Krater untersucht haben.

"Methanhydrat kann eine alternative Energiequelle sein, wenn uns das herkömmliche Schiefergas ausgeht", sagte Igor Jelzow, Vizechef des Instituts, der Zeitung. Bereits im September sei eine erste Expedition der Frage nachgegangen, ob eine Gasförderung infrage komme. Derzeit verhandle Gazprom mit den Wissenschaftlern über eine mögliche weitere Expedition Anfang 2015.

mbe