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Geologie Forscher entdecken häufigstes Mineral der Erde

Kaum zu glauben: Niemand hatte das häufigste Mineral der Erde je gesehen, das den Bauch unseres Planeten füllt. Nun haben es Forscher in einem Meteoriten entdeckt - und ihm einen Namen gegeben.
Der Tenham-Meteorit: Bridgmanit (Englisch: bridgmanite) steckte in der kosmischen Bombe

Der Tenham-Meteorit: Bridgmanit (Englisch: bridgmanite) steckte in der kosmischen Bombe

Foto: Chi Ma/ Caltech

Hamburg - Es ist, als hätten Wissenschaftler erst jetzt entdeckt, wie Wasser aussieht. Ähnlich häufig wie Wasser die Erdoberfläche bedeckt, kommt ein Mineral von der Sorte Silikat-Perowskit im Innern des Planeten vor - es füllt 38 Prozent der Erde. Doch kaum zu glauben: Wie es aussieht, war bislang unbekannt. Nun endlich konnten Forscher das häufigste Mineral der Erde genau beschreiben.

Dass der Silikat-Perowskit bislang verborgen blieb, liegt daran, dass er in großer Tiefe entsteht. Erst unter der Last von 660 Kilometer dicken Gesteinspaketen im unteren Erdmantel, wo der Druck etwa 240.000-mal höher ist als der normale Luftdruck am Boden, zwängen sich Atome in die Struktur des Minerals.

In diese Tiefe reicht keine Bohrung; die tiefste schafft gerade ein Fünfzigstel dieses Weges. Auch Vulkane haben bislang keinen Silikat-Perowskit nach oben gespuckt. Ein Meteorit aber, der bereits 1879 im Westen Australiens einschlug, hat das Mineral entstehen lassen. Genauer gesagt: Es bildete sich, als die kosmische Bombe auf den Boden krachte, wobei sie kurzzeitig 250.000-fachen Luftdruck erzeugte - Kristalle im Meteorit wurden dabei zu Silikat-Perowskit gepresst. Zuvor wurde die Struktur dieses Minerals lediglich bei Labor-Experimenten durch künstlichen Druck erzeugt, wobei die Forscher annahmen, dass die so hergestellten Minerale jenen im Erdinneren entsprechen. Jetzt hatte man das echte Mineral erstmals vor Augen.

Forscher um Oliver Tschauner von der University of Nevada haben den sogenannten Tenham-Meteoriten untersucht. Ihnen sei es nun gelungen, das häufigste Mineral der Erde exakt zu analysieren, berichten die Gelehrten im Wissenschaftsmagazin "Science" .

Entdecker haben das Namensrecht

Zweimal zuvor waren ähnliche Versuche mit anderen Meteoriten gescheitert: Die kleinen Kristalle bröckelten bei der Analyse. Mit Röntgenstrahlung haben Tschauner und seine Kollegen das Mineral nun sorgfältig untersucht - und es hielt stand. Der würfelförmige (orthorhombische) Kristall wurde sichtbar.

Das Ergebnis kommt nicht überraschend. Experimente mit Mineralen in Hochdruckpressen und die Analyse des Erdinneren mittels Erdbebenwellen hatten bereits auf die Kristallstruktur hingedeutet. Doch erst, wenn ein Mineral aus erster Hand komplett analysiert wurde, gilt es als endgültig beschrieben. Die International Mineralogical Association habe die Entdeckung bereits anerkannt, heißt es in "Science".

Entdecker eines Minerals haben Namensrecht. Tschauner und seine Kollegen nennen ihren Fund Bridgmanit, nach ihrem Mentor, Percy Bridgman, der die Analysemethode für Minerale entwickelt hat. Eigentlich müsste der Name nun in aller Munde sein, schließlich handelt es sich um das häufigste Mineral auf Erden.

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boj