Pro: On top

Zu leise, zu langweilig, zu langsam. Was musste sich die Formel-1-Generation 2014 nicht alles anhören. So mancher Kritiker behauptet, dass die Formel 1 um ihren Nummer-1-Status in der Welt des Motorsports bangen muss. Das ist Blödsinn!

Natürlich steht die Formel 1 für Motorensound, Benzingeruch, aber vor allem steht sie für die neueste Technologie. Und mit der aktuellen Hybridtechnologie haben die Verantwortlichen den Trend erkannt - anders als bei Internet, Twitter & Co. Statt den leisen Sound zu kritisieren, sollten die Fans dankbar sein, dass sie keine Hörschäden davontragen. Wobei Eddie Irvine relativiert: "Für mich ist das Lärmniveau gleich geblieben. Früher musste ich Ohrenstöpsel tragen, jetzt ist das nicht mehr nötig."

Die Formel 1 ist noch immer die Nummer 1, Foto: Red Bull
Die Formel 1 ist noch immer die Nummer 1, Foto: Red Bull

Und auch der Kritikpunkt, die neue Formel 1 wäre langweilig, wurde allein in den ersten zwölf Saisonrennen mit 601 Überholmanövern - das sind im Schnitt 50,1 Überholmanöver pro Rennen - widerlegt. Selbst auf dem Hungaroring wurde in diesem Jahr fleißig duelliert. Laut Statistik bekamen die Fans 57 Überholmanöver zu sehen, 2012 waren es nur 19. Langeweile? Von wegen!

Und wer jetzt damit ankommt, dass die aktuellen F1-Piloten nur noch ferngesteuerte Affen sind und heutzutage selbst Teenager ohne Führerschein die Boliden fahren könnten, der vergisst, dass in der Formel 1 immer noch die besten Piloten der Welt fahren - Technik hin oder her. Dass mit Max Verstappen nächstes Jahr ein 17-Jähriger im Cockpit sitzt, beweist nur, dass die Formel 1 Ausnahmetalente erkennt und eben nicht nur auf das Geld schaut. Das hat man mit Daniil Kvyat bewiesen oder noch früher mit Kimi Räikkönen.

Contra: Nicht immer königlich

Die Formel ist zu leise? Egal! Die Königsklasse muss nicht laut sein, aber das Beste vom Besten bieten. In jeder Hinsicht. Technik, Fahrer, Teams, Strecken, Spektakel. Nichts darf zweitklassig sein.

Das Spektakel muss stimmen, Foto: Sutton
Das Spektakel muss stimmen, Foto: Sutton

Ferngesteuerte Piloten? Das passt nicht ins Bild der besten Rennfahrer der Welt. Gut, dass die FIA vor Singapur versucht hat, hier einzugreifen. Schlecht, dass es nicht hingehauen hat und der Schuss letztlich in die falsche Richtung losgegangen ist. Aber das ist ein anderes Thema. Wichtig ist: Niemand hält Piloten für die Besten ihrer Zunft, wenn ihnen über Funk gesagt wird, wo sie einen halben Meter später bremsen müssen. Das ist ganz und gar nicht königlich.

Nicht mehr so anstrengend? Das klingt genauso wenig königlich. Natürlich sollen keine Bodybuilder die Autos fahren. Aber wenn gestandene F1-Fahrer wie Jenson Button und Adrian Sutil gestehen, dass sie weniger trainieren müssen, weil die neuen Autos weniger anstrengend zu fahren seien, gerät das heile Bild der obersten automobilen Motorsportklasse doch etwas in Wanken. Erst recht, wenn 17-jährigen Bürschchen eine ganze Saison in einem solchen Auto problemlos zugetraut wird.

Spritsparen? Reifenschonen? Das gehört für mich durchaus in die beste Rennserie der Welt. Zu den besten Rennfahrern der Welt gehört auch, dass sie clever sind. Nicht zum berüchtigten Paket zählt, dass Teams wie Marussia und Caterham in diesem Jahr arg an der Glaubwürdigkeit der Formel 1 nagten. Natürlich ist die Ursache dafür der Geldmangel, aber Fahrer, die erst am Donnerstag von ihren Teams erfahren, ob sie überhaupt im Auto sitzen (was dann am Freitag vielleicht schon nicht mehr stimmt), sagen viel aus, aber nicht Königsklasse des Motorsports.