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Freifunk Uelzen: „Jeder hilft mit“

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Freies Internet für alle: Julian Kaffke (links) und Rüdiger Biernat vom Verein Freifunk Uelzen suchen Gleichgesinnte, die anderen Internet per WLAN zur Verfügung stellen. Links: Richtfunkantenne, rechts: Router für Freifunk-WLAN.
Freies Internet für alle: Julian Kaffke (links) und Rüdiger Biernat vom Verein Freifunk Uelzen suchen Gleichgesinnte, die anderen Internet per WLAN zur Verfügung stellen. Links: Richtfunkantenne, rechts: Router für Freifunk-WLAN. © Sternitzke

Hösseringen. „Die Verbindung ist gerade schlecht“, entschuldigt sich Rüdiger Biernat. Ein Moment vergeht, bis sein Smartphone die Internetseite lädt. Das soll zukünftig anders werden.

Zusammen mit Gleichgesinnten hat der Hösseringer Ende Juli den Verein Freifunk Uelzen gegründet. Ihr Ziel: Frei verfügbares, nicht kommerzielles Internet für alle in Städten und Dörfern, zur Verfügung gestellt von den Mitgliedern.

„Jeder Nutzer stellt einen WLAN-Router für den Datentransfer anderer Teilnehmer zur Verfügung“, erklärt der 38-Jährige, der zweiter Vorsitzender des Vereins ist, und hält den mit zwei kurzen Antennen bestückten weißen Plastikkasten für den Internetanschluss hoch. „So entsteht ein Gemeinschaftsnetz.“

Schon jetzt lässt sich dieses Netz in Uelzen anzapfen: 67 sogenannte Knoten gibt es in der Innenstadt, weitere in Suderburg und Hanstedt II. Auch einige Lokale und Geschäfte beteiligen sich bereits. „Bald kann man durch die Gudesstraße gehen und hat durchgehend Empfang“, kündigt Biernat an. Wo Internet verfügbar ist, zeigt eine Karte auf freifunk-uelzen.de.

Profitieren sollen nicht nur Menschen, die auch im Café oder an der Bushaltestelle surfen wollen, sondern auch Hartz-IV-Empfänger, die kein Geld für einen eigenen Anschluss oder eine Handy-Flatrate haben, oder Kunden, die in Geschäften warten müssen. Sogar als Notfall-Internet für die Feuerwehr oder Unternehmen taugt der Freifunk, betont der Hösseringer, der für eine Kopenhagener Firma große Rechenzentren plant – und wird grundsätzlich: „Der Freifunk ist Teil der Shared Economy, das heißt, jeder gibt einen Teil seines Internetzugangs frei und kann an einem ganz anderen Ort im Netz surfen.“ Shared Economy heißt geteilte Wirtschaft: „Sinn und Zweck ist, dass man Sachen teilt, um den Wohlstand aller zu erhöhen.“

Die Idee verbreitet sich gerade wie ein Virus. Schon jetzt ist die Freifunk-Bewegung in 118 Städten und Gemeinden aktiv, deutschlandweit mehr als 6000 Geräte funken. So auch in Lüneburg, wo es bereits mehr als 100 kostenlose Internetzugänge gibt, wie Biernat berichtet: „Jeder hilft mit, dieses Freifunknetz aufzubauen.“

Sorgen um die Sicherheit ihrer Daten brauchen sich die Teilnehmer nicht zu machen, beruhigt Biernat: „Die Daten werden als verschlüsselte Pakete gesendet.“

Zukünftig könnten die Freifunker auch helfen, schnelles Internet auf bislang unterbelichtete Dörfer zu bringen. Möglich macht das ein kleiner weißer Kasten, eine Richtfunkantenne, die allerdings nur funktioniert, wenn keine Bäume und Gebäude im Wege stehen. Dafür sucht der Verein auch Sponsoren, sagt der erste Vorsitzende Julian Kaffke (31): „Was wir machen, ist technisch nichts Neues. Es müssen sich nur genug Menschen zusammenfinden.“

• Am Dienstag, 28. Oktober, 19 Uhr lädt der Verein Freifunk Uelzen zu einer Infoveranstaltung im Restaurant Dalmacija im Uelzener Hallenbad ein.

Von Gerhard Sternitzke

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