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Gigaset zeigt eigene Smartphones Wegen dieses Handys bekommt der FC Bayern iPhone-Verbot

Der Handy-Markt ist hart umkämpft. Nun will ausgerechnet ein deutscher Hersteller mitmischen: Gigaset hat auf der IFA seine ersten Smartphones vorgestellt. Die Geräte werden beim FC Bayern iPhones und Galaxys ablösen. Was können die Geräte?
Von Christoph Fröhlich, Berlin

Gigaset - diesen Namen kennen viele Teenager vermutlich nur noch vom alten Schnurlostelefon ihrer Eltern. Die einstige Siemens-Tochter aus München war lange Zeit einer der Big Player im Festnetztelefongeschäft. Doch das Geschäft mit Schnurlostelefonen bröckelt seit Jahren, vor allem junge Leute sparen sich den heimischen Festnetzanschluss und nutzen nur noch ihr Handy.

Gigaset macht diese Entwicklung mächtig zu schaffen: 2010 machte man noch mehr als eine Milliarde Euro Umsatz, im vergangenen Jahr waren es nur noch 326 Millionen. 2014 wurden weltweit rund 60 Millionen neue Schnurlostelefone verkauft. Knapp ein Drittel davon produzierte Gigaset. Im selben Zeitraum gingen allerdings weltweit mehr als eine Milliarde Smartphones über den Ladentisch.

Deshalb sucht das Telefon-Urgestein fieberhaft nach neuen Erlösquellen. Smarte Sensoren zur Überwachung der Wohnung sollten das Unternehmen im letzten Jahr wieder auf Kurs bringen. Durchschlagenden Erfolg hatten sie aber nicht - der Smart-Home-Markt steckt noch zu sehr in den Kinderschuhen.

Gigaset-Smartphones sollen die Wende bringen

Nun soll mit gleich drei eigenen Smartphones die Wende gelingen. Im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin hat Gigaset seine neue Handy-Reihe namens ME vorgestellt.

Und die kann sich sehen lassen: Alle drei Geräte setzen auf den neuen USB-Typ-C-Anschluss, mit dem das Smartphone schneller geladen wird. Zudem unterstützen alle drei Modelle zwei SIM-Karten. Damit kann man beispielsweise die private und die Dienst-SIM parallel nutzen oder einen günstigen Internettarif mit einem anderen Telefontarif koppeln. Alternativ kann in einen der SIM-Slots auch eine microSD-Karte zum Erweitern des Speichers (bis zu 128 GB) gesteckt werden. Eine praktische Funkion, die man in vielen Premium-Geräten sonst vergebens sucht.

Auch optisch müssen sich die Geräte nicht verstecken: Das Design ist gelungen und erinnert an Apples aktuelle iPhone-Generation. Die Geräte liegen gut in der Hand und fühlen sich wertig an, sind aber etwas schwerer als viele Konkurrenzmodelle. Eine weitere Besonderheit: Alle Geräte unterstützen HD-Audio. Damit kann man etwa Flac-Aufnahmen hören - für Musik-Fans ist das ein Muss.



Wir stellen die drei neuen Geräte vor.

ME Pure
Das Einsteigermodell von Gigaset hat ein 5-Zoll-Display mit Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel). Im Inneren steckt der recht betagte Snapdragon 615 Prozessor, der von zwei Gigabyte RAM unterstützt wird. Damit sorgt man für keine Geschwindigkeitsrekorde, für den Großteil der Anwendungen ist das aber völlig ausreichend. Die Hauptkamera (Blende f2.0) knipst mit 13 Megapixeln, die Frontkamera hat 8 Megapixel. Im ersten Kurztest waren die Bilder in Ordnung, aber keine Sensation. Erst nach einen genauen Test kann man die Qualität abschließend bewerten.

Das ME Pure unterstützt LTE und hat einen Fingerabdruckscanner. Der Akku hat eine erstaunlich große Kapazität von 3320 mAh. Insgesamt hinterlässt das ME Pure einen guten Eindruck, der Preis von 349 Euro scheint gerechtfertigt.

ME
Das Standard-Modell (469 Euro) hat ebenfalls einen 5-Zoll-Screen mit Full-HD-Auflösung. Als Prozessor nutzt es den Snapdragon 810. Der sorgte in den letzten Monaten wegen Hitzeprobleme für Schlagzeilen. Ob Gigaset dieses Problem in den Griff bekommen hat, muss ein Test zeigen.

Das Standard-Modell unterstützt im Gegensatz zum ME Pure schnelleres Wlan (Cat6 vs. Cat4), außerdem hat es neben dem Fingerscanner noch einen Herzschlag- und UV-Sensor. Ob man das braucht, muss jeder für sich entscheiden. Der Akku bietet mit 3000 mAh etwas weniger Kapazität. Die Rückkamera (Blende f2.0) knipst mit 16 Megapixeln, die Frontkamera hat 8 Megapixel.

ME Pro
Das Pro (549 Euro) ähnelt technisch weitgehend dem Standard-ME, hat aber ein deutlich größeres Display (5,5 Zoll). Die Hauptkamera hat einen 20-Megapixel-Sensor (Blende f2.2), der Akku ist auf 4000 mAh gewachsen. Ein sehr guter Wert: Das ähnlich große iPhone 6 Plus oder das LG G4 haben nur um die 3000 mAh.

Das neue Bayern-Phone

Gigaset meint es scheinbar ernst: Mit den neuen Smartphones trumpft das Münchner Unternehmen überraschend stark auf. Das Design ist schick, die Ausstattung ist üppig und vor allem beim Akku klotzt Gigaset ran. Allerdings muss man auch einige Abstriche machen: Die Kameras unterstützen kein 4K. Die Bildschirmauflösung ist mit Full-HD zwar ausreichend, aber längst nicht mehr wegweisend. Andere Hersteller wie Samsung und LG setzen bereits auf die noch schärferen 2K-Displays - das geht aber zu Lasten des Akkus.

Doch nicht nur mit den Handys sorgt Gigaset für Schlagzeilen: Vor wenigen Woche hat sich das Unternehmen als Platin-Sponsor beim FC Bayern eingekauft. Der Deal gilt für drei Jahre, eine Ewigkeit im Smartphone-Geschäft. Erste Amtshandlung von Gigaset: Als Premium-Partner duldet man zukünftig keine anderen Smartphones beim bekanntesten deutschen Fußballverein.

Das heißt im Klartext: Solange sich Bayern-Spieler wie Götze, Lahm oder Müller im Dienst befinden, muss das iPhone oder Galaxy in der Sporttasche bleiben. Auf dem Trainingsgelände oder im Stadion darf nur noch mit den ME-Geräten von Gigaset telefoniert werden. Zudem wird Gigaset Bandenwerbung im Stadion schalten und auf PR-Terminen mit den Bayern präsent sein. Andere Hersteller sind damit tabu.

Erfolg in  China?

Man wolle auf Qualität und erstklassige Technik setzen, um sich gegen die Konkurrenz behaupten zu können, erklärte Gigaset während der Präsentation. Die Ziele sind klar: Mit den ME wolle man sowohl in Europa, China als auch im Rest der Welt mitmischen. Understatement klingt anders.

Ob Gigaset gegen die geballte Marketingmacht der Großkonzerne ankommt kann, steht dagegen in den Sternen. Das Smartphone-Geschäft ist hart, vor allem in den westlichen Märkten. Den Großteil der Gewinne sichern sich Apple und Samsung, die restlichen Anbieter - LG, Sony, Huawei, Motorola - dümpeln im einstelligen Prozentbereich bei den Marktanteilen herum.

Gigaset kann aber womöglich in China punkten. Der Milliardär Pan Sudong aus Hongkong ist der Haupteigentümer von Gigaset. Ihm gehörten im vergangenen Geschäftsjahr 75 Prozent der Unternehmens-Anteile.

Auch der FC Bayern zielt auf den chinesischen Markt: Während der Bundesliga-Vorbereitung vor wenigen Wochen reiste der Verein ins Land der Mitte, wo es nach eigenen Angaben bereits mehr als 90 Millionen Sympathisanten gibt. Die Hoffnung für Gigaset ist damit klar: Möglichst viele Bayern-Fans aus Fernost sollen zum Gigaset-Smartphone greifen. Ob diese Taktik aufgeht und wie das handy hierzulande bei den Kunden ankommt, wird sich zeigen.

Die Geräte erscheinen im Herbst in Deutschland in den Farben weiß und schwarz.

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