Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd will in die Weltspitze der internationalen Schifffahrt aufsteigen. Gelingen soll dies durch ein Zusammengehen mit dem Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC) mit Sitz in Kuwait. Hapag-Lloyd ist derzeit die sechstgrößte Reederei der Welt. Gemeinsam könnten die Unternehmen auf Platz vier aufsteigen.
Von diesen Plänen berichtete das „Manager-Magazin“, bestätigt wurden sie später auch von Hapag-Lloyd selbst. Damit verschafft sich die Hamburger Traditionsreederei eine deutlich bessere Position, um im weltweit hart geführten Wettbewerb der Schiffsindustrie bestehen zu können. Als Sitz des neuen Schifffahrtskonzerns ist Hamburg der Favorit.
Zwar sind die beiden Reedereien unterschiedlich groß – für Hapag-Lloyd sind weltweit 177 Containerschiffe unterwegs, bei UASC sind es nur 67 Schiffe. Doch der neue Partner der Hamburger aus den Emiraten verfügt über eine Flotte von Riesenschiffen mit Platz für mehr als 18.800 Container an Bord. Weitere Einheiten sind bereits bei asiatischen Werften bestellt.
Eben diese Frachter dominieren derzeit den Transport zwischen Asien und Europa, sie setzen die Wettbewerber unter Druck. Hapag-Lloyd selbst hat keine Frachter dieser Größe, das Unternehmen hatte zuletzt derartige Investitionen mehrmals verschoben.
Großer Druck zu Bündnissen
Auch sonst passen die Reedereien durchaus zueinander. Denn bei den Fahrtgebieten gibt es Überschneidungen wie auch Ergänzungen: Beide Unternehmen sind stark im Transport von und nach Asien vertreten. Doch während Hapag-Lloyd auf Routen nach Lateinamerika einen Schwerpunkt hat, ist UASC auf Verbindungen nach Nordamerika besser im Geschäft. Hapag-Lloyd und UASC können durch die gemeinsam genutzten Schiffsflotten ihre Marktmacht deutlich steigern.
Der Schritt von Hapag-Lloyd hin zu einer deutlich größeren Einheit kommt nicht unerwartet. Erst kürzlich hatte Großaktionär Klaus-Michael Kühne auf diese Notwendigkeit hingewiesen. „Hapag-Lloyd muss größer werden“, hatte Kühne der „Welt am Sonntag“ gesagt. Die Blöcke, die sich in der Schifffahrt gegenüberstehen, werden nämlich immer größer: Die beiden Großreedereien Mærsk aus Dänemark und CMA CGM aus Frankreich beherrschen den globalen Schiffstransport. „Es ist eine gewaltige Konzentration im Gang“, sagte Kühne – und nun nimmt Hapag-Lloyd daran teil.
Der Druck in der weltweiten maritimen Industrie zu neuen Bündnissen ist riesengroß. Zuletzt haben sich die beiden chinesischen Staatsreedereien China Shipping Line und Cosco zusammengetan. Die französische Großreederei CMA CGM hat die Linie APL aus Singapur übernommen. Hapag-Lloyd selbst ist vor rund einem Jahr die Fusion mit der chilenischen Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) eingegangen. Der Zusammenschluss mit den Chilenen war dabei nur ein Anfang.
Ruinöse Preisgestaltung
Die Lage in der Schifffahrtsbranche hat sich zuletzt dramatisch verschärft. So hat Branchenführer Maersk auf einigen Fahrtrouten bereits Container von Asien nach Europa transportiert, ohne eine Frachtrate dafür zu verlangen, und Geld lediglich mit anderen Dienstleistungen eingenommen.
„Angebot und Nachfrage passen seit Jahren nicht zusammen. In einigen Fahrtgebieten sind wir nahe am Boden angelangt“, hatte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen zuletzt der „Welt am Sonntag“ gesagt. Die Riesenreedereien haben sich mit dem Kauf von Großschiffen mit Raum für bis zu 22.000 Container selbst unter Zugzwang gesetzt: Sie müssen diese Frachter auslasten und machen dies mit einer ruinösen Preisgestaltung.
Die im Jahr 1976 gegründete Reederei UASC gehört mehrheitlich verschiedenen arabischen Staatsfonds. Bei Hapag-Lloyd wiederum sind die Haupteigentümer die chilenische Quiñenco-Gruppe mit rund einem Drittel der Anteile sowie der Logistikunternehmer Kühne und die Stadt Hamburg mit jeweils etwa einem Viertel der Aktienanteile. Seit dem Börsengang im vergangenen Herbst werden gut 17 Prozent der Aktien an der Börse gehandelt. Der Kurs des Papiere schnellte nach Bekanntwerden der Pläne um mehr als zehn Prozent in die Höhe.
Reedereien bilden neue Allianzen
Wie sich eine Fusion auf die Verteilung unter den Anteilseigentümern auswirken könnte, ist noch nicht geklärt und dürfte von einer möglichen Kapitalerhöhung abhängen. Absehbar ist, dass die arabischen Eigentümer von UASC auf einen Anteil von knapp einem Drittel an einer fusionierten Gesellschaft kommen würden. Sie würden dann gleichauf mit der Quiñenco-Gruppe liegen, hinter der die chilenische Milliardärsfamilie Luksic steht. Der Unternehmer Kühne dürfte seine Anteile in der Höhe behalten. Die Stadt Hamburg hingegen könnte ihr Engagement bei Hapag-Lloyd verringern, so, wie es die Landesregierung mehrfach angekündigt hat.
Zuletzt haben die weltweit führenden Reedereien neue Allianzen gebildet. Die stärkste Kraft in der Branche ist dabei derzeit die Verbindung 2M mit den Weltmarktführern Mærsk und MSC. Für Hapag-Lloyd bedeutete diese Entwicklung, dass das eigene Bündnis mit dem Namen G6 immer kleiner geworden ist. Übrig blieben danach Hyundai Merchant Marine aus Korea sowie Mitsui O.S.K Lines und Nippon Yusen Kaisha aus Japan. Doch durch das Hinzukommen von UASC dürften die Karten nun komplett neu gemischt werden.
Hapag-Lloyd ist vor dem Konkurrenten Hamburg Süd die größte deutsche Reederei in der Containerschifffahrt. Sie beschäftigt 9500 Mitarbeiter, der Umsatz lag vergangenes Jahr bei 8,8 Milliarden Euro.