Sannum - Zielsicher sucht Sina den Sportteil in der Nordwest-Zeitung. Die junge Frau ist ein großer Werder-Bremen-Fan. Stolz trägt sie ihre grün-weiß-gestreifte Mütze. Sie liest der Runde den neusten Artikel über den Werder-Profi Milot Rashica vor. „Ich bin eine Leseratte“, sagt sie.
Die Zeitungsrunde ist eine der vielen Möglichkeiten, wie die Gruppenleiter Torben Tola und Giulia Baumann sowie die Bewohner auf Gut Sannum die Nordwest-Zeitung nutzen. Die Einrichtung für Menschen mit Behinderungen nimmt am Projekt „Lesen und Schreiben verbindet“ teil.
Angeboten wird das Ganze von der Nordwest-Zeitung, dem Bezirksverband Oldenburg (BVO) und dem Aachener Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren (IZOP). Im Projektzeitraum erhalten die teilnehmenden Einrichtungen drei Monate lang jeden Wochentag die Nordwest-Zeitung. Die Tageszeitung kann von den beteiligten Schulen, Tagesstätten und Pflegeheimen ganz individuell eingesetzt werden. Dabei muss die Zeitung nicht gelesen werden. Es ist auch möglich, zu basteln.
Bewegung mit Zeitung
Diesmal hat sich Motopädin Ulrike Meyer Bewegungsspiele mit dem Medium überlegt. Gemeinsam lassen die Männer und Frauen das Papier durch die Luft gleiten und flattern. Kräftig schwingen Frank und die anderen die Zeitung hin und her.
Aber nicht nur das ist möglich. Außerdem formt jeder aus der 16-köpfigen Gruppe einen Ball aus dem Papier. Um den durch den Raum zu befördern, werden kurzerhand noch längliche Schläger aus dem Papier gezaubert. Und schon wuseln alle durch den Raum und spielen sich die Bälle bestmöglich gegenseitig zu.
Und da die Bälle zudem auch noch richtig schön leicht sind, landen sie gemeinsam mit den Schlägern auf einem Schwungtuch. Erst ganz langsam, dann immer schneller und höher schwingt es in die Höhe. „Das macht Spaß“, sagt Sina und schwingt das Tuch kräftig.
Das waren nicht die einzigen Verwendungsmöglichkeiten, die sich Ulrike Meyer ausgedacht hatte. Die Bewohner fanden heraus, dass sich die Zeitung auch wunderbar zum Falten eignet. Ralf zeigt, wie man einen Hut daraus bauen kann. Die anderen folgen seinem Beispiel.
Esel aus Pappmaché
Ein größeres Projekt hat die Gruppe um Torben Tola noch vor: Sie wollen einen riesigen Esel aus Pappmaché basteln. Das Gerüst aus Holz und Drahtgeflecht haben die Teilnehmer von „Lesen und Schreiben verbindet“ bereits fertiggestellt. Jetzt fehlen noch die mit Kleister bestückten Schnipsel. Eine feste Gruppe gibt es nicht. Jeder, der Lust hat ist Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag in der Runde willkommen. „Keiner muss herkommen. Das Freiwillige fördert die Motivation“, sagt Tola.
Er freue sich, dass in dem Projekt Teilnehmer aus allen Bereichen der Einrichtung zusammen kommen. Einige seien aus der Pflege, dem Arbeitstraining und andere aus dem Seniorenbereich. So verbindet die Zeitung wortwörtlich die Bewohner auf Gut Sannum.