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Der Brexit und die Folgen: Neues Feuer für die Fremdenhass-Diskussion: Pole vor London zu Tode geprügelt
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Brexit-Entscheidung
dpa/Michael Kappeler Etwa 20 Kilometer vor London wurde ein Mann zu Tode geprügelt

In Harlow, einer Arbeiterstadt 20 Kilometer nordöstlich von London, wurde ein Mann aus Polen zu Tode geprügelt. Der Vorfall befeuert die seit dem Brexit vermehrt aufkommenden Diskussion über einen Anstieg der Fremdenfeindlichkeit im Vereinigten Königreich.

Zwei polnische Immigranten lehnten in einer schwülen Nacht in den Straßen von Harlow lediglich gegen eine Mauer und aßen dabei Pizza. Doch plötzlich wurden sie von einer Gruppe von Jungen und Mädchen angegriffen. Das berichtet die "New York Times". Dem 40-jährigen Fabrikarbeiter Arkadiusz Jozwik traten die Angreifer so stark gegen den Kopf, dass dieser zwei Tage später in einem Krankenhaus verstarb.

Sein Begleiter wurde mit Prellungen und Frakturen an der Hand in das Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei hat nach dem Vorfall fünf 15-jährige Jungen und einen 15-Jährigen wegen Mordverdachts festgenommen. Inzwischen sind alle Verdächtigen auf Kaution wieder auf freiem Fuß. Zeugenberichten zufolge, sollen die Angreifer die Polen mit rassistischen Worten beschimpft haben.

Brexit-Befürworter mit fremdenfeindlichen Parolen

Die brutale Ermordung des Immigranten heizt eine heikle Diskussion, die seit Großbritanniens Ausscheiden aus der EU geführt wird, weiter an: Hat der Brexit dafür gesorgt, dass die einheimischen sich mehr und mehr fremdenfeindlich positionieren?

Vor dem Referendum am 23. Juni hatten Brexit-Befürworter immer wieder darauf hingewiesen, dass die offenen Grenzen der Europäische Union den britischen Lebensstill gefährden würde. Zudem würde die Union das Land für den Terrorismus verwundbar machen und die Arbeitsplätze der Einheimischen gefährden.

Bruder: Leute haben sich verändert

Der Bruder des Toten, Radoslaw Jozwik, geht von davon aus, dass die Tat einen rassistischen Hintergrund hatte. "Die Polizei hat uns gesagt, dass er angegriffen wurde, weil sie gehört haben, dass er und seine Freunde polnisch gesprochen haben", wird der Bruder von der "New York Times" zitiert. "Er hat rumgestanden und Pizza gegessen. Deshalb haben sie sich mit ihm angelegt. Er spricht nicht viel Englisch." Die Behörden haben einen fremdenfeindlichen Tathintergrund bisher allerdings offiziell nicht bestätigt.

Radoslaw Jozwik ist sich trotzdem sicher, dass der Fremdhass seit dem Brexit schlimmer geworden ist. "Ich habe gesehen, wie sie die Leute verändert haben. Im Moment ist es schwierig", sagte er der Zeitung.

Mehrere Aktionen gegen polnische Migranten

Der Tod von Arkadiusz Jozwik hat die eng zusammengewachsenen multikulturelle Gemeinschafft Harlows, in der viele Polen leben, zutiefst erschüttert. Viele gingen auf die Straßen und demonstrierten gegen den Fremdenhass. Ihre Botschaft lautet, dass Migranten und Flüchtlinge in Harlow willkommen sind. "Nicht jeder in Harlow ist so böse, wie diese Leute", schrieb ein Demonstrant auf ein Schild.

In den vergangenen Wochen waren dem Mord bereits zwei weitere Aktionen gegen polnische Bürger vorausgegangen. Im Juni wurde ein Gebäude einer polnischen sozialen und kulturellen Einrichtung Opfer von Vandalismus. Anfang Juli waren, so die "New York Times", laminierte Karten mit Aufdrucken wie "Geht nach Hause ihr polnischer Abschaum" im Norden Londons verteilt worden.

Berichte über vom Fremdenhass motivierte Straftaten haben seit dem Brexit zugenommen

Der polnische Botschafter in Großbritannien, Arkady Rzegocki, hat deshalb eine klare Meinung zur aktuellen Diskussion um den Anstieg des Fremdenhasses. "Leider ist es die Wahrheit, dass es vor dem Brexit-Referndum weniger Fremdenhass und Rassismus gab. Jetzt sehen wir einen Anstieg von solchen Vorfällen", zitiert ihn die New York Times.

Laut einer Statistik des "The National Police Chiefs’ Council" (NPCC) ist die Zahl von berichteten Hass-Straftaten in England, Wales und Nordirland in der Woche nach dem Brexit im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent auf 1,831 gestiegen. In der Zeit zwischen dem 22.  und 28. Juli sei ein Anstieg von 34 Prozent zu verbuchen gewesen. Die Behörden teilten aber mit, dass der Anstieg dieser Zahlen damit zusammenhänge könne, dass sich seit dem Brexit das Bewusstsein für solche Straftaten erhöht habe.

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