Schiffskredite :
Deutsche Banken in schwerer See

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Problemfall Containerschiff
Die Krise in der Schifffahrt wird für einige Kreditinstitute zum Milliardengrab. Die Problemkredite machen vor allem DVB Bank, Nord LB und HSH Nordbank verwundbar. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Deutsche Banken haben zuletzt für ihre Ertragsprobleme einen Feind gehabt: die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik und den negativen Einlagenzinsen. Doch die kann nichts für die „Seeminen“, die seit Jahren in den Bilanzen in Form von ausfallgefährdeten Schiffskrediten schlummern. Die Schifffahrt befindet sich in einer Krise, deren Ende nach Ansicht der Ratingagentur Moody’s nicht in Sicht ist.

In einer am Dienstag veröffentlichten Studie nennen die Bonitätsprüfer die „chronische Überkapazität“ als wesentlichen Grund. Mit einer sich verschärfenden Schifffahrtskrise begründete vor drei Wochen der Transportfinanzierer DVB Bank seine Warnung vor einem Verlust im laufenden Geschäftsjahr. Dabei war die Tochtergesellschaft der DZ Bank bislang sehr glimpflich durch die schwere See gekommen, was nicht wenige als überraschend empfunden hatten. Mit einem Kreditvolumen von 14,2 Milliarden Euro ist die DVB Bank nach der HSH Nordbank und der Norddeutschen Landesbank (Nord LB) der drittgrößte Schiffsfinanzierer hierzulande. Aber nicht nur der DZ Bank, der inzwischen drittgrößten Geschäftsbank Deutschlands, sondern auch den Moody’s-Analysten macht das Ausmaß im Vergleich zum Eigenkapital Sorgen.

Die Schiffskredite sind mehr als zwölf Mal so hoch. Das ist ein Wert, an den keine andere deutsche Bank heranreicht. Die zusätzlichen Vorsorgen für Kreditausfälle werden bei der DVB Bank im laufenden Jahr voraussichtlich einen Verlust in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe verursachen. Noch bei Vorlage der Halbjahreszahlen hatte sie einen Gewinn auf Vorjahresniveau von knapp 46 Millionen Euro erwartet.

Zuspitzende Schifffahrtskrise

Ende 2015 beliefen sich die Schiffskredite deutscher Banken auf 81 Milliarden Euro. Drei Jahre zuvor waren es noch 96 Milliarden Euro. Davon entfallen auf die HSH Nordbank fast 24 Milliarden Euro. Sie muss nach staatlichen Rettungen durch ihre Eigentümer, die Bundesländer Schleswig-Holstein und Hamburg, auf Druck der EU-Kommission bis zum Jahr 2018 verkauft werden. Das dürfte in einer sich zuspitzenden Schifffahrtskrise schwerfallen.

Zuspitzende Schiffskrise: Milliardenverluste für Banken.
Zuspitzende Schiffskrise: Milliardenverluste für Banken.F.A.Z.

Die Bremer Landesbank musste von ihrem Großaktionär Nord LB aufgefangen werden. Während bei der Nord LB das Volumen an Schiffskrediten seit dem Jahr 2012 nahezu unverändert blieb, reduzierte es die Commerzbank um 55 Prozent. Von der Krise ist auch die staatliche Förderbank KfW betroffen. Denn deren auf Exportfinanzierung spezialisierte KfW Ipex-Bank hat Schiffskredite über 7,2 Milliarden Euro in ihren Büchern stehen.