Diskussion von „Neuss Agenda“ Kultur braucht Kämpfer

Neuss · „Welchen Wert hat die Kultur für Neuss?“ Offensichtlich einen hohen, denn die Diskussion darüber brachte bei einer Veranstaltung von Neuss Agenda vor allem eins zutage – das Clemens-Sels-Museum braucht einen Neubau.

 Jeder Stuhl im Veranstaltungsraum war besetzt: Die Diskussion (im Bühnenbild der Alte-Post-Produktion „Countdown“ des Jugendensembles) war lebhaft und auch effektiv.

Jeder Stuhl im Veranstaltungsraum war besetzt: Die Diskussion (im Bühnenbild der Alte-Post-Produktion „Countdown“ des Jugendensembles) war lebhaft und auch effektiv.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Keine Frage, die Kultur in Neuss bietet Vielfalt, Abwechslung und Besonderes. Und das, obwohl ihr Etat von Jahr zu Jahr schrumpft. Doch mit der Deutschen Kammerakademie, dem Shakespeare-Festival, den Internationalen Tanzwochen habe Neuss sich ein eigenes Profil zwischen den Kulturmetropolen Köln und Düsseldorf geschaffen, sagte Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, Ex-Neusser-Stadtdirektor, Ex-Kulturstaatssekretär des Landes und auch Ex-Neusser. Er saß am Dienstag-Abend neben Christiane Zangs, Neusser Beigeordnete für Schule, Bildung und Kultur, und Christian Rulfs, langjähriger Kulturpolitiker der SPD, auf dem Podium der Neuss-Agenda-Veranstaltung „Welchen Wert hat die Kultur für Neuss?“ in der Alten Post, die von NGZ-Kulturredakteurin Helga Bittner moderiert wurde.

Die richtete ihre erste Frage nach einem kurzen Einstiegs-Vortrag des Journalisten Carl Friedrich Schroer mit dem Titel „Keine Angst vor der Kunst. Wie öffentliche Kunstförderung ermutigen kann?“ an Grosse-Brockhoff und wollte wissen, wie sich in einer Stadt wie Neuss Kultur entwickeln könne. „Damit, etwas zu machen, was andere nicht machen“, antwortete er und sah das in der „Nischenpflege“. Dafür aber benötige man auch die entsprechenden Leute, die Mut und das richtige Gespür hätten. Ein lautes „Ja“ sprach Rulfs aus, als Bittner ihn fragte, ob erfolgreiche Kulturpolitik von Personen abhängig sei. Und Grosse-Brockhoff nannte direkt Namen: Zangs, Müller, Wiertz. Denn: „Ich mache mir große Sorgen, dass deren Stellen nicht mehr besetzt, ihre Aufgaben auf andere verteilt werden, im Fall von Kulturamtsleiter Müller und Kulturreferent Wiertz, die fast zeitgleich aus Altersgründen aufhören werden, aus zwei Stellen womöglich eine gemacht wird. Ich kenne Stadtverwaltung und ich kenne Kämmerer“, betonte er.

Die Besucher (gut 80) kamen auch zu Wort, griffen Themen auf wie die Bezahlung der Künstler, mehr Auftritte für junge Rockbands und schließlich, nachdem Rulfs das Stichwort gegeben hatte, den Neubau des Clemens-Sels-Museums, für den Rulfs übrigens den Wendersplatz favorisiert. Doch Neubau an neuer oder alter Stelle – einig waren sich alle, das Museum gehört weiterhin mitten in die Stadt. Und die Finanzierung? Grosse-Brockhoff sieht eine große Bereitschaft der Neusser, sich an den Kosten zu beteiligen. Das sieht auch Armin Badort, Vorsitzender des Museumsvereins, so und erinnerte an die 800.000 Euro, die binnen kurzer Zeit für die Finanzierung des Museumsanbaus für die Jugendstilsammlung gespendet worden waren und dann doch nicht gebraucht wurden, weil der Rat die Schenkung ablehnte.

Zangs machte besonders Werbung für die vielen kleinen „Mosaik-Steine mit hoher Qualität“ in der Neusser Kultur, das starke Bemühen, bereits Kinder an die Angebote heranzuführen und nicht zuletzt die hohe Kunst, aus einem Etat-Euro drei zu machen. Hört sich an wie Zauberei, ist aber tatsächlich harte Arbeit.

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