Tradition: 30 Jahre Opel Vectra (A)

Tradition: 30 Jahre Opel Vectra (A) - Noch einmal vorweg fahren

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  • 15. Januar 2018, 14:28 Uhr
  • Holger Holzer/SP-X

Vor 30 Jahren katapultierte der neue Vectra Opel auf die Pole Position in der Dienstwagenklasse. Er gehört heute deshalb zu den wichtigsten Neuzugängen im Club der H-Kennzeichen-Klassiker.

Kein Kölner Kombi, kein Wolfsburger Variant, sondern elegante Rüsselsheimer Fließ- und Stufenhecks waren Ende der 1980er-Jahre die neue Nummer eins für Familien und Flottenkunden. Mit anspruchsvoller Technik wurde der Opel Vectra Marktführer bei den Mittelklasselimousinen und eroberte mit rund 2,5 Millionen Einheiten in siebenjähriger Produktionsdauer Platz eins als bis dahin meistgebauter Opel dieses Segments. Und das als klassische viertürige Limousine und als flottes fünftüriges Fließheck, aber eben nicht als Kombi, wie ihn die Deutschen sonst so liebten.

Trendy sollte der 4,35 bis 4,43 Meter lange Vectra sein, anders als der abgelöste, stets etwas altbacken-bürgerlich auftretende Ascona. So überraschte der frontangetriebene Vectra mit frischen technischen Features wie einem 125 kW/170 PS starken 2,5-Liter-V6, über 240 km/h schnellen Turbo-Benzinern, temperamentvollem, aufgeladenem Diesel und Allradantrieb mit Verteilergetriebe und Viskokupplung. Wobei Opel dieses breite Band der technischen Möglichkeiten geschickt nach und nach in die Serie einfließen ließ, es aber schon zu Beginn nicht an Knallbonbons fehlen ließ. Dazu zählte der serienmäßige Drei-Wege-Katalysator, bei dessen Einführung Opel eine Vorreiterrolle einnahm.

Noch eine andere Überraschung hatte Opel im Gepäck: GL wie Grand Luxe hieß die Basisausstattung des Vectra und sie umfasste bereits vieles, was bei anderen nur gegen Aufpreis zu haben war. Die Abkehr vom verlockend billigen, aber nackten Einstiegsmodell war ein Wagnis, sollte sich aber auszahlen. So startete die Vectra-Preisliste bei 22.700 Mark für den 55 kW/75 PS starken 1.6i und lag damit bis zu 20 Prozent über direkten Rivalen wie Citroen BX, Ford Sierra, Peugeot 405 oder Renault 21. Tatsächlich aber honorierten die Opel-Kunden diese All-Inclusive-Preispolitik und der Vectra wurde in GL-Spezifikation ein Millionenerfolg. Im Gegensatz zu den Qualitätsproblemen beim vorausgegangenen Omega-Anlauf zeigte sich der Vectra grundsolide und war in Vergleichstests der Fachpresse ebenso auf Sieg abonniert wie bei der Vergabe internationaler Medienpreise.

Seine ebenso dynamische wie repräsentative Formensprache glänzte mit einem cw-Wert von 0,29. Damit stand der windschlüpfige Vectra dem damals amtierenden cw-Weltmeister Omega kaum nach. Sehr nahe kam der Vectra dem äußerlich bis zu 40 Zentimeter längeren Omega auch bei der Innenraumgröße. Das Kofferraumvolumen des viertürigen Vectra zog mit 530 Litern sogar gleich mit Opel Senator oder Mercedes S-Klasse.

Der Fließheck-Vectra mit weit aufschwingender Heckklappe bot bis zu 1.290 Liter Ladevolumen, was zwar respektabel war, sich aber keineswegs mit den etablierten Mittelklassekombis messen konnte. Trotzdem nahmen die Kunden stattliche Lieferzeiten in Kauf, wie sie sonst nur bei Mercedes üblich waren. Vielleicht profitierte der Opel auch davon, dass im Portfolio des fast gleichzeitig erneuerten VW Passat (B3) kein fünftüriges Fließheck mehr angeboten wurde.

Als Opel im März 1990 in der DDR mit dem Produzenten der Wartburg-Pkw, dem Automobilwerk Eisenach, eine Kooperation einging, war dies der Grundstein für die Rolle des Vectra als inoffizieller Wartburg-Nachfolger. Rollte doch der Opel nur zwei Tage nach der deutschen Wiedervereinigung auch in Eisenach vom Band und in diesem, ihrem zweiten vollen Verkaufsjahr vermochten es die Vectra Limousinen sogar, den VW Passat einschließlich Variant zu schlagen.

Einen Caravan genannten Kombi gab es beim Vectra erst in der zweiten, 1995 vorgestellten Generation. In dritter Auflage und deutlich größeren Abmessungen ersetzte der Vectra gemeinsam mit der Steilheckversion Signum sogar das 2003 eingestellte Opel-Flaggschiff Omega. Unerreichter Champion in der Mittelklasse war aber nur der Vectra A.

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