Die defizitäre Supermarktkette Kaiser's Tengelmann wird zerschlagen. Edeka und Rewe teilten mit, dass die Verhandlungen gescheitert seien. Rewe-Chef Alain Caparros sagte, es "gab und gibt bis jetzt kein ernsthaftes, überprüfbares und rechtlich umsetzbares Angebot an Rewe für eine konstruktive Lösung". Kaiser's Tengelmann habe sich verspekuliert und die große Chance vertan, Arbeitsplätze zu sichern, sagte Caparros.

Sowohl Rewe als auch Edeka erklärten, sie seien zu extrem weiten Zugeständnissen bereit gewesen. Rewe teilte mit, man habe dem Eigentümer von Kaiser's Tengelmann, Karl-Erivan Haub, am Donnerstagabend sogar noch ein erweitertes Angebot vorgelegt. Man sei bereit gewesen, Kaiser's Tengelmann als Ganzes zu übernehmen. "Herr Haub muss nun entscheiden, ob er diese Chance noch ergreifen will oder seine nun seit zwei Jahren dauernde Verweigerungshaltung fortsetzt", sagte Caparros.

Haub sagte am Abend, er rechne mit dem Verlust einer "großen Zahl" von Arbeitsplätzen. Er kündigte an, Tengelmann werde nun bereits in der kommenden Woche mit der Zerschlagung der Supermarktkette beginnen. "Leider müssen wir davon ausgehen, dass für zahlreiche Filialen kein Supermarktbetreiber gefunden werden kann", sagte Haub. "Deshalb steht eine große Zahl von Mitarbeitern vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze." Er habe die Geschäftsführung von Kaiser's Tengelmann beauftragt, in umfassende Sozialplanverhandlungen einzutreten.

Über die Entscheidung zur Beendigung der Verhandlungen wolle der Tengelmann-Eigentümer Haub am Freitag die Mitarbeiter informieren, berichtete zuvor die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine E-Mail von Haub an ver.di-Chef Frank Bsirske. Ein für Samstag geplantes Treffen mit den anderen Beteiligten sei damit hinfällig. Laut SZ wirft Caparros Haub und Edeka vor, nicht an ernsthaften Gesprächen interessiert zu sein. Haub warf Caparros eine "Zerstörungstaktik" vor.

Vor zwei Jahren hatte Tengelmann-Chef Haub den Verkauf von Kaiser's Tengelmann an Branchenprimus Edeka verkündet. Das Bundeskartellamt untersagte die Fusion allerdings im Frühjahr 2015. Edeka und Tengelmann wandten sich an Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Der SPD-Politiker hebelte im März das Veto des Kartellamts aus. Doch die Konkurrenten Rewe, Norma und Markant klagten mit Erfolg gegen die Sondererlaubnis, das Oberlandesgericht Düsseldorf kippte sie im Juli. Für die Beschäftigten ging damit wieder das große Zittern los – denn Haub drohte nun offen mit der Zerschlagung der Kette und setzte ein entsprechendes Ultimatum.

Die Gewerkschaft ver.di schaltete sich als Vermittler ein und versuchte, mit einem Gipfeltreffen der Supermarkt-Chefs eine Lösung zu finden. Die in erbitterter Konkurrenz stehenden Unternehmen hatten sich erst in der vergangenen Woche auf das Ziel einer Umsetzung der Ministererlaubnis verständigt. Vor wenigen Tagen sah es nach einer einvernehmlichen Lösung für das Unternehmen aus, bei der Rewe einen Teil der Supermärkte übernommen hätte. Dazu hätten Rewe, Norma und Markant auch ihre Klagen zurückziehen müssen. Diese Möglichkeit ist nun vom Tisch.