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Wo die Bundespolizei verdächtige Dokumente unter die Lupe nimmt

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Unter den Reisenden, die am Frankfurter Flughafen ankommen, sind immer wieder Straftäter mit gefälschten Pässen. Wenn Bundespolizisten Zweifel an der Echtheit eines Dokuments haben, wird es in der Urkundenprüfstelle mit modernster Technik gesichtet.

Digitale Stereomikroskope, Geräte für Video-Spektral-Analysen und ein Fotolabor – wenn die Bundespolizisten am Frankfurter Flughafen einen verdächtigen Reisepass überprüfen oder dokumentieren möchten, steht ihnen modernste Technik zur Verfügung. 2002 richtete die Grenzschutzbehörde im Terminal 1 eine Urkundenprüfstelle ein. Seitdem nahmen die Mitarbeiter fast 120 000 verdächtige Dokumente unter die Lupe und zogen mehr als 30 300 inkriminierte Exemplare aus dem Verkehr.

Als inkriminiert gelten Reisepässe oder andere Dokumente, wenn sie mit einer Straftat im Zusammenhang stehen. Die Bundespolizisten haben aber auch mit echten Pässen zu tun, die missbräuchlich benutzt oder auf Grundlage gefälschter Dokumente ausgestellt wurden. Dann müssen die Beamten erst einmal ermitteln, um die Straftat aufzudecken.

Anerkannter Experte

Mit gefälschten Urkunden kennt sich kaum ein Mensch so gut aus wie Klaus Seibert. Der Erste Kriminalhauptkommissar leitet den kriminaltechnischen Dienst der Bundespolizei am Airport. Die zugehörige Urkundenprüfstelle hat er 2002 mit aufgebaut. Im Laufe der Jahre entwickelte sich Seibert zu einem international anerkannten Experten für gefälschte oder verfälschte Dokumente.

Nach den Entwicklungen der vergangenen 15 Jahre befragt, muss Seibert nicht lange überlegen: „Mit zunehmender Digitalisierung arbeiten auch die Fälscherwerkstätten immer professioneller“, sagt er. Die Fälscher seien oft in Netzwerken organisiert. Derzeit hätten die Mitarbeiter der Prüfstelle vor allem mit inkriminierten Dokumenten aus der Balkan-Region oder Asien zu tun. „Plumpe Passfälschungen wie beispielsweise Farbkopien sind heute eher selten.“

Als die Bundespolizei im August das 30 000. inkriminierte Dokument aus dem Verkehr zog, war kein Fälscher im Spiel: Der elektronische, spanische Reisepass, den ein Ghanaer bei seiner Ausreise nach Kanada vorlegte, war zwar echt, aber für eine völlig andere Person ausgestellt worden. Weil sich der Ghanaer und der Mann auf dem Ausweisfoto ähnelten, stellten die Bundespolizisten das auf dem Chip gespeicherte Lichtbild einem Digitalfoto gegenüber, das sie selbst machten. Der Vergleich individueller und unveränderlicher Gesichtsmerkmale mit einer Spezialsoftware brachte die Gewissheit: Der Mann war nicht der rechtmäßige Benutzer des Passes.

Bundespolizist Seibert erläutert, dass die Ausweisprüfung am Flughafen in mehreren Stufen erfolgt. Die erste Sichtung nehmen die Bundespolizisten bei der Einreisekontrolle vor. Die Beamten am Schalter haben außer einem Ausweisleser auch die Möglichkeit, den Reisepass bei verschiedenartiger Beleuchtung und mit einer Lupe zu überprüfen.

Mehrere Stufen

Besteht der Verdacht einer Fälschung, nehmen die Grenzschützer den Pass mit ins Geschäftszimmer, wo der Besitzer befragt und das Dokument eingehender in Augenschein genommen werden kann. Erst wenn der Fälschungsverdacht dann immer noch nicht ausgeräumt ist, kommt der Besitzer in Gewahrsam und der Pass in die Urkundenprüfstelle.

Den Arbeitsschwerpunkt der Dienststelle bildet aber nicht nur die Erkennung gefälschter Reisepässe – auch Personalausweise, Führerscheine, Geburtsurkunden, Visa-Etiketten, Seefahrtsbücher und Banknoten nehmen die Spezialisten unter die Lupe.

Von Januar bis Ende Oktober des laufenden Jahres überprüfte die Bundespolizei am Flughafen übrigens 8529 Urkunden. Im Gesamtjahr 2016 waren es gut 9900. Im Jahr 2015, dem Höhepunkt der Flüchtlingszuwanderung, sogar knapp 13 200.

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