Selbstständige haben landläufig höhere Hürden, um in den Genuss eines Kredits zu kommen, als Angestellte. Dies gilt insbesondere für private Darlehen, da in diesem Fall nicht der Wert des Unternehmens mitberücksichtigt wird und das Darlehen keinen Investitionswert darstellt. Aber warum ist das eigentlich so? Gibt es Möglichkeiten für Selbstständige, die Hürden zu verringern und trotzdem einen Kredit zu erhalten? Dieser Artikel schaut sich das Thema genauer an.

Die Bonitätsmisere von Selbstständigen
Das größte Problem ist die allgemeine Unsicherheit, die Selbstständige, gerade die ohne ein großes Unternehmen, stets umgibt:

  • Einkünfte – sie sind äußerst variabel und allgemein deutlich unsicherer als das Gehalt eines Angestellten.
  • Bewertung – da Einkünfte zwar nachgewiesen werden können, aber diese nicht künftig über die Dauer des Kredits gesichert sind, bewerten Banken die allgemeine Bonität eines Selbstständigen negativer und greifen dafür auf Auskunftsdateien zurück.
  • Risiko – die Kreditaufnahme eines Selbstständigen ist somit risikoreicher als die eines Festangestellten.

Natürlich gibt es Unterschiede und die persönliche Situation des Selbstständigen kann und wird mit bewertet.

Was lässt sich dagegen tun?
Der beste Weg zur Lösung des Problems führt für den Selbstständigen über die perfekte Vorbereitung. Kann er den Kreditgeber von seiner finanziellen Situation überzeugen, so ist der Kredit wahrscheinlicher. Die besten Chancen haben dabei Personen die materielle und belastbare Besitztümer vorweisen können. So wird ein Selbstständiger mit Grundbesitz oder einem Eigenheim wesentlich leichter ein Darlehen erhalten als ein Selbstständiger ohne diese Werte. Grundsätzlich abzuraten ist von der Belastung des Unternehmens durch einen privaten Kredit. Privat und beruflich sollten stets getrennt bleiben, denn kann der private Kredit nicht abbezahlt werden, würde nun auch das eventuell noch schuldenfreie Unternehmen mit belastet werden. Darüber hinaus gibt es Optionen, wie eine Kreditaufnahme wahrscheinlicher ist:

  • Zweiter Kreditnehmer – ob der Kredit nun offiziell von einer anderen Person, beispielsweise dem Partner, aufgenommen wird und die Ratenzahlung intern geklärt wird oder ob beide Personen im Kreditvertrag stehen, ist dabei unerheblich. Ein zweiter Kreditnehmer mit Festanstellung erhöht die Chancen grundsätzlich. Aber: Bei diesem Vorgehen gilt dasselbe, wie bei Bürgschaften. Im Ernstfall ist der zweite Kreditnehmer rückzahlungspflichtig und kann somit in die Schuldenfalle geraten. Der Selbstständige hat also gegenüber dem zweiten Kreditnehmer oder der Person, die für ihn den Kredit aufnimmt, eine besondere Sorgfaltspflicht.
  • Einkommen nachweisen – der Selbstständige weist sein Einkommen anhand umfangreicher Unterlagen nach. Hierbei ist es hilfreich, wenn auch schon künftige Einnahmepotenzial vorgewiesen werden kann, beispielsweise über Rechnungen oder Verträge.
  • Sicherheiten – gibt es finanzielle Werte, die den Kredit absichern können? Wohneigentum, Grundstücke, aber auch Wertpapiere oder Depots können hierfür genutzt werden.

Umso nachdrücklicher ein Selbstständiger vermitteln kann, dass er in der Lage ist, einen Kredit zurückzuzahlen, desto höher stehen die Chancen auf dessen Bewilligung. Hierbei gibt es durchaus Anbieter, die auch dieser Zielgruppe durchaus attraktive Konditionen bieten können.

Private Kreditaufnahme – eine Alternative?
Wenn die Banken nicht zustimmen oder auch als erster Schritt in Richtung des Kredits, könnte die private Kreditaufnahme stehen. In gewisser Weise haben wohl die meisten diesen Weg schon einmal genommen, ganz einfach, indem sie sich bei der Familie oder im Freundeskreis eine kleinere Summe geliehen haben. Diese Form der Privatkredite setzt aber Folgendes voraus:

  • Umfeld – im privaten Kreis muss es eine Person geben, die finanziell so gut gestellt ist, überhaupt Geld zu verleihen. In der Regel ist dies nur bei kleineren Krediten möglich. Wichtig ist, ein Angebot nur anzunehmen, wenn absolut sichergestellt ist, dass diese Person das Geld nicht bald schon benötigt.
  • Vertrag – selbst ein Darlehen von den eigenen Eltern sollte stets mit einem Vertrag beschlossen werden. Die Summe und die Bedingungen müssen festgehalten werden. Tipp: Lieber eine exakte Ratenhöhe und den spätestens Rückzahlungstermin vereinbaren.

Natürlich sind Freunde oder Familienangehörige oft eher gewillt, einmal länger auf eine Rate zu warten, doch sollten solche Umstände immer vorab kommuniziert werden. An Geld zerbrachen nicht nur wenige Familien und Freundschaften enden oft dort, wo Geld im Spiel ist.

Wer diese Gefahr umgehen möchte, der kann lägst über spezielle Plattformen von fremden Privatleuten einen Kredit aufnehmen. Diese Option ist ebenfalls leichter, als der Gang zur Bank, doch sind einige Punkte zu beachten:

  • Angebot – es gibt auf diesen Zweck spezialisierte Plattformen, die absolut seriös sind. Selbstständige sollten unbedingt achtgeben, nur diese Plattformen zu nutzen.
  • Kredit – es wird zwischen dem Kreditgeber und Kreditnehmer über die Höhe und Konditionen verhandelt. Auch hier ist es absolut wichtig, einen Vertrag aufzusetzen. Manche Plattformen unterstützen bei der Vertragsgestaltung und stellen so sicher, dass er Gültigkeit besitzt.
  • Konditionen – sie werden nicht vorgegeben, sondern zwischen den Parteien verhandelt. Selbstständige sollten unbedingt Sondertilgungsmöglichkeiten mit in den Vertrag aufnehmen.

Für die Kreditgeber ist dieser Weg eine gute Anlageoption, denn während in vielen Ländern kaum noch Zinsen auf das Sparguthaben gegeben werden, erhalten die Kreditgeber auf diese Weise eine solide Verzinsung durch die Kreditvergabe. Die Rückzahlung des Kredits muss jedoch vertragsgemäß erfolgen. Durch den aufgesetzten Vertrag hat der Kreditgeber das Recht in der Hand, die offene Summe einzuklagen. Auf der anderen Seite stellt der Vertrag für den Kreditnehmer eine Sicherheit dar, denn er kann durch ihn die Summe samt aller Bedingungen beweisen, sollte es zum Streit kommen. Hier gilt: Beide Seiten müssen sich an den Vertrag halten, der Kreditgeber kann ohne vorherige Vertragsverletzung durch den Kreditnehmer nicht eine frühere Rückzahlung einfordern.

Fazit – es gibt Optionen für einen Kredit
Es ist natürlich nicht so, dass jeder Selbstständige stets Probleme hat, einen Kredit zu erhalten. Oft spielt auch die gewünschte Kredithöhe eine Rolle. Wer seine Wohnung ein wenig neu einrichten möchte und dafür einen Kredit von 2.500 Franken wünscht, wird eine Bank bei einem recht soliden und zuverlässigen Einkommen kaum den Wunsch ablehnen. Wer hingegen ein neues Auto wünscht oder einen höheren Kredit wünscht, der muss zumindest gut vorarbeiten. Manchmal lassen sich auch Kombinationen verwirklichen, beispielsweise die benötigte Summe halb privat, halb eigenständig aufnehmen. Wichtig ist nur, auch im privaten Bereich mit einem Vertrag zu arbeiten, damit alle Seiten abgesichert sind.