Cloppenburg - In der Sommervorbereitung auf die Fußball-Spielzeit 1955/1956 hatte Münsters Neuzugang Adolf Scheidt seine Torgefährlichkeit bereits gezeigt. Nun kam der 27. August 1955, und Scheidt gehörte der Startformation der Preußen am ersten Spieltag daheim gegen Bayer Leverkusen an.
Keine leichte Aufgabe für Scheidt & Co. Zumal der Druck von Außen nicht gering war. Entscheidend werde die Leistung des Angriffs sein, hieß es unter Experten. Preußens Angriff sollte gegen Bayer auch keineswegs enttäuschen. Münster markierte fünf Tore, davon gingen sogar zwei Treffer auf das Konto von Scheidt. Aber die Bayer-Elf markierte ebenfalls fünf Treffer, so dass sich die Preußen am Ende mit einem Remis begnügen mussten.
Keine Startprobleme
Dass Scheidt seinerzeit sofort einschlug, kam für den selbstbewusst auftretenden Akteur nicht von ungefähr. „Der Wechsel vom Amateurbereich in die Oberliga hat mir nichts ausgemacht. Der Wechsel verlief reibungslos“, sagte Scheidt im Gespräch mit unserer Redaktion im Jahr 2006.
Der am 4. Februar 2018 verstorbene Cloppenburger Fußball-Torjäger Adolf Scheidt wäre am 17. August 90 Jahre alt geworden.
Anlässlich dieses Ehrentages und seiner beeindruckenden sportlichen Laufbahn blickt unsere Redaktion in einer mehrteiligen Serie auf die fußballerische Laufbahn Scheidts beim BV Cloppenburg und Preußen Münster zurück.
In diesem fünften Serien-Teil „Adolf Scheidt – Torjäger mit Herzblut“ geht es um die Anfänge Scheidts in der Fußball-Saison 1955/1956 in der damaligen Oberliga West. Es war seine Premierensaison für Münster.
Doch bis Münsters neuer Torjäger wieder „knipsen“ sollte, gingen ein paar Wochen ins Land. Eigentlich nicht verwunderlich, denn die Oberliga West war kein Ponyhof. Es gab viele starke Gegner, und die Stürmer der jeweiligen Teams bekamen von ihren „Kettenhunden“ gehörig auf die Socken.
Es gab auch Zoff in der Liga. Manche Vereine beschwerten sich, dass diverse Neuzugänge bereits vor ihrer Vertragsunterzeichnung am ersten August 1955, also in der alten Saison für ihren neuen Club gespielt haben sollten. Ins Visier geriet auch der Cloppenburger Scheidt. Dem Vernehmen nach sollte er für Münster bereits in der Saison 1954/55 in Freundschaftsspielen zum Einsatz gekommen sein. So zum Beispiel am 15. Juni jenen Jahres bei einem Spiel in Castrop-Rauxel.
Herne protestiert
Westfalia Herne hatte Wind davon bekommen und legte daher einen Protest gegen die Wertung des Spiels Münster gegen Herne (4:3) ein. Nach den damaligen Vertragsspieler-Bestimmungen wäre eine Sperre von drei Monaten für Scheidt – der gegen Herne mitspielte – fällig gewesen.
Der Fall landete vor der Spruchkammer des Westfälischen Fußballverbandes in Oberhausen. Am Ende der Verhandlung verkündete die Spruchkammer in Oberhausen folgendes Urteil: „Der Einspruch Hernes wird zurückgewiesen, weil er erst zehn Tage nach Ablauf der Frist eingereicht wurde.“
Münster muss blechen
Preußen Münster bekam eine Geldstrafe von 500 Mark auferlegt, weil Scheidt an jenem 15. Juni in Castrop-Rauxel mitgespielt hatte, obwohl er eigentlich gar nicht spielberechtigt war. Scheidt traf am vierten Spieltag beim Spiel der Preußen in Düsseldorf übrigens einen „alten Bekannten“ wieder.
Bei der Fortuna spielte der zweimalige A-Nationalspieler Josef „Jupp“ Derwall mit. Jener Derwall der im Jahr 1946 ein paar Partien für den BV Cloppenburg bestritt. Als Derwall für die Cloppenburger stürmte, war der Jugendliche Scheidt seinerzeit unter den Zuschauern gewesen.