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Pfingsten - Vierzehn neue Kardinäle

Im Wortlaut die Ansprache des Heiligen Vaters beim Regina Coeli am 20. Mai.
Ansprache des Heiligen Vaters beim Regina Coeli am 20. Mai.
Foto: Claudio Peri (ANSA) | Papst Franziskus. Foto: Claudio Peri/dpa+++(c) dpa - Bildfunk+++

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Mit dem heutigen Pfingstfest endet die Osterzeit, in deren Mittelpunkt der Tod und die Auferstehung Jesu stehen. Dieses Fest ruft uns das Ausgießen des Heiligen Geistes auf die Apostel und die anderen Jünger, die im Gebet mit der Jungfrau Maria im Abendmahlssaal versammelt waren (vgl. Apg 2,1-11), in Erinnerung und lässt uns dieses Ereignis nacherleben. An jenem Tag hat die Geschichte der christlichen Heiligkeit ihren Anfang genommen, da der Heilige Geist der Quell der Heiligkeit ist, die nicht das Privileg weniger, sondern die Berufung aller ist.

Denn durch die Taufe sind wir alle berufen, am göttlichen Leben Christi teilzuhaben, und durch die Firmung dazu, seine Zeugen in der Welt zu werden. „Der Heilige Geist verströmt Heiligkeit überall, in das ganze heilige gläubige Gottesvolk hinein“ (Gaudete et exsultate, 6). „Gott hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in Heiligkeit dienen soll“ (Lumen gentium, 9).

Bereits durch die alten Propheten hatte der Herr dem Volk diesen seinen Plan verkündet. Ezechiel: „Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. […] Ihr werdet mein Volk sein und ich werde euer Gott sein“ (36,27-28). Der Prophet Joel: „Danach aber wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, […] Auch über Knechte und Mägde werde ich meinen Geist ausgießen […] Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet“ (3,1-2.5) Und alle diese Prophezeiungen verwirklichen sich in Jesus Christus, dem Mittler und Garanten der ewigen Ausgießung des Geistes. Und heute ist das Fest der Ausgießung des Geistes.

Von jenem Pfingsttag und bis zum Ende der Zeiten wird diese Heiligkeit, deren Fülle Christus darstellt, allen gegeben, die sich dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen und sich bemühen, gehorsam zu sein. Der Geist lässt uns eine erfüllte Freude empfinden. Der Heilige Geist, der in uns eingeht, besiegt die Kälte, öffnet die Herzen für die Hoffnung und fördert die innere Reifung in der Beziehung zu Gott und zu den Nächsten. Wie der heilige Paulus sagt: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Gal 5,22-23). Alles das bewirkt der Geist in uns. Daher feiern wir heute diesen Reichtum, den der Vater uns schenkt.

Bitten wir die Jungfrau Maria auch heute, für die Kirche ein neues Pfingsten zu erwirken, eine neue Jugend, die uns die Freude schenkt, das Evangelium zu leben und zu bezeugen und „uns eine große Sehnsucht eingebe, heilig zu sein zur größeren Ehre Gottes“ (Gaudete et exsultate, 177).

Nach dem Gebet des Regina Coeli sagte der Heilige Vater:

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Pfingstfest bringt uns mit dem Herzen nach Jerusalem. Gestern Abend war ich geistlich mit der Nachtwache des Gebets für den Frieden vereint, die in dieser Stadt stattgefunden hat, die für Juden, Christen und Muslime heilig ist. Und heute rufen wir weiter den Heiligen Geist an, dass er den Willen zum Dialog und Gesten der Versöhnung im Heiligen Land und im ganzen Nahen Osten hervorrufen möge.

Ich möchte einen besonderen Gedanken an Venezuela richten. Ich bitte, dass der Heilige Geist der ganzen venezolanischen Bevölkerung – allen, der Regierung, dem Volk – die Weisheit gebe, zum Weg des Friedens und der Einheit zu finden. Ich bete auch für die Häftlinge, die gestern umgekommen sind.

Das Pfingstereignis bezeichnet den Ursprung der universalen Sendung der Kirche. Daher wird heute die Botschaft zum nächsten Weltmissionstag veröffentlicht. Und ich möchte auch daran erinnern, dass gestern der einhundertfünfundsiebzigste Jahrestag der Geburt des Kindermissionswerks begangen wurde, das die Kinder in den Mittelpunkt der Mission stellt, durch das Gebet und kleine alltägliche Gesten der Liebe und des Dienens. Ich danke und ermutige alle Kinder, die daran mitwirken, das Evangelium in der Welt zu verbreiten. Danke!

Nach den Grüßen an einzelne Gruppen auf dem Petersplatz, unter anderem an Pilger aus Neuss, sagte der Papst:

Liebe Brüder und Schwestern!

Ich freue mich anzukündigen, dass ich am 29. Juni ein Konsistorium zur Ernennung von vierzehn neuen Kardinälen abhalten werde. Ihre Herkunft bringt die Universalität der Kirche zum Ausdruck, die auch heute noch allen Menschen der Erde die barmherzige Liebe Gottes verkündet. Die Aufnahme der neuen Kardinäle in die Diözese von Rom bringt außerdem das untrennbare Band zwischen dem Stuhl Petri und den auf der Welt verbreiteten Teilkirchen zum Ausdruck.

Hier die Namen der neuen Kardinäle:

1. Seine Seligkeit Louis Raphaël I Sako – Patriarch von Babylon, Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche
2. Erzbischof Luis Ladaria – Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre.
3. Erzbischof Angelo De Donatis – Generalvikar der Diözese Rom.
4. Erzbischof Giovanni Angelo Becciu – Substitut des Vatikanischen Staatssekretariats und päpstlicher Delegat beim Souveränen Malteserorden
5. Erzbischof Konrad Krajewski – Päpstlicher Almosenier.
6. Joseph Coutts – Erzbischof von Karatschi.
7. António dos Santos Marto – Bischof von Leiria-Fátima.
8. Pedro Barreto – Erzbischof von Huancayo.
9. Desiré Tsarahazana – Erzbischof von Toamasina.
10. Giuseppe Petrocchi – Erzbischof von L’Aquila.
11. Thomas Aquinas Manyo – Erzbischof von Osaka.
Gemeinsam mit ihnen werde ich den Mitgliedern des Kardinalskollegiums hinzufügen: einen Erzbischof, einen Bischof und einen Ordensmann, die sich durch ihren Dienst für die Kirche ausgezeichnet haben:
12. Sergio Obeso Rivera – Alterzbischof von Jalapa.
13. Toribio Ticona Porco – ehemaliger Bischof von Corocoro.
14. R.P. Aquilino Bocos Merino – Claretiner.

Beten wir für die neuen Kardinäle, dass sie mir in meinem Amt als Bischof von Rom zum Wohl des ganzen heiligen Gottesvolkes helfen, indem sie ihre Verbundenheit mit Christus, dem „barmherzigen und treuen Hohenpriester“ (vgl. Heb 2,17), bekräftigen.

Übersetzung aus dem Italienischen von Claudia Reimüller

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