Leserbrief - Bürgergespräch mit Königshöfer Stadträten und Stadtbaumeister Blessing zur "Ortsumfahrung" in Königshofen Noch ist über die Trassenführung nicht entschieden

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Am 27. April 2016 war in den Fränkischen Nachrichten zu lesen, dass Herr Bürgermeister Maertens den Gemeinderat noch einmal über die von ihm favorisierte Osttrasse am Turmberg abstimmen ließ, (obwohl dies gar nicht erforderlich war, da entsprechende Beschlüsse bereits vorlagen), "um ein deutliches Signal zu geben, dass wir alle hinter dieser Lösung stehen".

Jörg Aeckerle sprach in der Gemeinderatssitzung im April sogar von einer "letzten Chance" für Königshofen und Siegfried Neumann hatte angemerkt, dass die "jetzt übrig gebliebene Osttrasse" von seiner SPD/Freien Bürger-Fraktion schon von Anfang an favorisiert worden sei.

Wenn Stadtrat Vollmer in diesem Zusammenhang dafür plädiert, etwas zu tun, "nicht streiten", fragt man sich schon, wer mit wem streitet? Es ist kaum anzunehmen, dass Königshöfer Bürger über die Notwendigkeit einer Ortsumgehung "streiten", vielmehr entstanden Streitpunkte dadurch, dass der Wille der Königshöfer völlig ignoriert wurde.

Diese hatten sich bei der Frage der Linienführung der "Ortsumfahrung" aus guten Gründen mit über 90 Prozent gegen die Osttrasse ausgesprochen und sehen nach wie vor die Westtrasse als bessere Lösung.

Derartige Aussagen von Entscheidungsträgern lassen vermuten, dass von den vier Trassenvarianten (zwei im Osten mit und ohne Tunnel, zwei im Westen mit und ohne Schließung des Bahnübergangs) als einzige Möglichkeit nur noch die Osttrasse realisiert werden könne. Den Bürgern wurde immer wieder signalisiert: Die Westtrasse geht nicht aus Gründen des Umweltschutzes, übrig bleibt nur die Osttrasse. Wenn ihr die nicht wollt, bekommt ihr gar keine "Ortsumfahrung".

Dem Bürgermeister und einigen Stadträten ist dabei entgangen, dass die endgültige Entscheidung über die Linienführung noch gar nicht gefallen ist. Diese trifft nämlich das Bundesverkehrsministerium im Juli, wie uns Nina Warken auf Anfrage mitteilte. In der Planungsphase sei die Sache noch am Anfang.

Es gebe noch keine Entscheidung über die Linienfeststellung der Ortsumfahrung. Angemeldet habe das Land die Osttrasse mit Tunnel als Grundlage für die weitere Planung. Man stütze sich hierbei auf ein entsprechendes Umweltverträglichkeitsgutachten.

Für die Finanzierung habe der Bund im Bundesverkehrswegeplan 35 Millionen Euro eingestellt, so dass finanziell gesehen jede der vier möglichen Varianten nach wie vor realisierbar wäre, wie Nina Warken weiter erklärte.

Als Vertreter des CDU-Ortsverbands Königshofen wollte ich nun in dem Bürgergespräch, bei dem die Königshöfer Stadträte anwesend waren, von Stadtbaumeister Blessing wissen, warum Herr Maertens die Stadträte im April für die Osttrasse abstimmen ließ (bekanntlich folgten alle Stadträte dem Aufruf des Bürgermeisters, für die Osttrasse zu votieren, mit Ausnahme des Stadtrats Dieter Markert)?

Herr Blessing gab zur Antwort, die Abstimmung über die Osttrasse sei vom Regierungspräsidium Stuttgart so gefordert worden. Theodor Schad wollte von Herrn Blessing wissen, welche Pläne die Stadt hinsichtlich weiterer Straßen in und um Königshofen hat. Er bezog sich dabei auf einen Artikel in den Fränkischen Nachrichten vom 30. September 2015, in dem Pläne für die zukünftige Stadtentwicklung vorstellt wurden, unter anderem ist hier auch von einer Anbindung der B 290 an die B 292 die Rede.

Herr Blessing sagte hierzu, eine Anbindung der B 292 über die Kasernenstraße an die B 290 zwischen Marbach und Königshofen mit Überquerung von Tauber und Bahn sei erst dann "Zukunftsplanung", wenn die Osttrasse gebaut ist. Auf meinen Einwand hin, das sei ja bereits die halbe Westtrasse, äußerte Herr Blessing, das FFH-Gebiet an der Tauber dürfe nur einmal überbaut werden, nicht aber ein zweites Mal. (Ich erspare mir hierzu einen Kommentar!)

Bürgermeister und Stadtverwaltung würden demnach mit der Osttrasse nicht nur einen zweigeteilten Ort in Kauf nehmen, sondern den Königshöfern auch noch eine Bundesstraße im Norden zumuten, möglicherweise weil dies für Lauda durch die Anbindung der Kasernenstraße von Vorteil wäre.

Einen Vorteil für Königshofen, den die Linienführung im Osten am Turmberg gegenüber der von über 90 Prozent der Königshöfer Bürger gewünschten Westtrasse bringen soll, kann ich nicht erkennen. Ohnehin kann von einer Orts-"Umfahrung" keine Rede sein, wenn eine Bundesstraße mitten durch Wohnbebauung führen soll.

Einziges Argument der Befürworter der Osttrasse ist die Berufung auf das fragwürdige Gutachten der Firma Anuva, welches die in einem früheren Gutachten angeführten schwerwiegenden Bedenken bei Realisierung der Osttrasse (auch mit Tunnel) weitestgehend ignoriert, wie zum Beispiel die klimaökologisch wichtige Frischluftzufuhr vom Turmberg, den ebenso schwerwiegenden Eingriff in Flora und Fauna am Turmberg wie an der Tauber, Nachteile bezüglich Stadtbild oder Lebensqualität, die für die Osttrasse "in noch stärkerem Maße" gelten als bei der Westtrasse.

Dass mit der Westtrasse die beiden Bahnübergänge geschlossen werden könnten und die Verkehrsentlastung der Hauptstraße mit einer Westtrasse um etwa 30 Prozent größer ist als bei der Osttrasse, ist für die Befürworter der Osttrasse offensichtlich kein gewichtiges Argument.

Vielmehr scheint die Schonung des zweifellos schützenswerten FFH-Gebiets an der Tauber höchste Priorität zu haben.

Es bleibt zu hoffen, dass das Bundesverkehrsministerium das Für und Wider der jeweiligen Trassenführungen objektiv auslotet, um dann hoffentlich zu einer Entscheidung zu kommen, die für die betroffenen Menschen erträglich ist - und nicht nur für Flora, Fauna und Habitus an der Tauber in Königshofen .