Jena. Die ersten Fahrgäste konnten auf dem Weg zum Westbahnhof riechen, hören und fühlen. Für den Fahrer gibt es auch ein „Popometer“.

Beim Jenaer Nahverkehr ist am Donnerstag der erste Elektro-Bus zur Jungfernfahrt gestartet. Geschäftsführer Andreas Möller persönlich chauffierte die etwa 40 Gäste vom Betriebshof in der Kesslerstraße zum Westbahnhof. Von dort aus werden die insgesamt drei neuen E-Busse von heute an auf der Linie 15 ins Stadtzentrum und über den Saalbahnhof weiter ins Rautal fahren.

Alle Plätze waren besetzt bei der ersten Fahrt. Jörg Kallenbach, Referatsleiter im Ministerin, kündigte weitere E-Busse für Thüringen an.
Alle Plätze waren besetzt bei der ersten Fahrt. Jörg Kallenbach, Referatsleiter im Ministerin, kündigte weitere E-Busse für Thüringen an. © Thomas Beier

Im Bus konnten die Fahrgäste riechen, hören und fühlen. Der Bus roch noch nagelneu und natürlich nicht im geringsten nach Diesel, denn die 250 kW (oder 320 PS beim Dieselbus) werden zu 100 Prozent elektrisch erzeugt. Zu hören waren während der Fahrt im Westentlichen nur die Rollgeräusche der Reifen und bei schnellerer Fahrt Luftgeräusche. Die Sitze fühlten sich gut an, wenn auch nicht übermäßig stark gepolstert. An den Seitenwinden gibt es USB-Buchsen, an denen Fahrgäste ihre elektronischen Geräte aufladen können.

Auf der etwa 10 Kilometer langen Jungfernfahrtstrecke fuhr Bus Nummer 203 sehr geschmeidig. Ega ob am Berg oder auf ebener Strecke - der Bus kommt immer gut vom Fleck, berichtetet Andreas Möller. Der Busfahrer besitzt übrigens ein „Popometer“. So wird scherzhaft die radargestützte Kollisionswarnung genannt, die den Fahrersitz vibrieren lässt anzeigt, wenn bei der Abfahrt vor dem Bus oder an der Türenseite Hindernisse auftauchen. Außerdem hat der Bus einen „Blauen Engel“. Das Umweltsiegel wurde bekam Hersteller EvoBus (Daimler AG) wegen der Einhaltung strengerer Umweltschutzkriterien etwa beim Schwermetallgehalt der Batterien, die mindestens 200.000 Kilometer oder fünf Jahre halten sollen.

Jena will Busflotte komplett elektrifizieren

Jeder der drei Busse kostete etwa 690.000 Euro. Das Land fördert die Anschaffung und Infrastruktur-Investitionen zu 80 Prozent. Der Jenaer Nahverkehr möchte in den nächsten Jahren seine gesamte Busflotte auf Elektro-Anrieb umstellen.

Die drei Busse stießen auf großes Medieninteresse.
Die drei Busse stießen auf großes Medieninteresse. © Thomas Beier | Thomas Beier

Die Linie 15 wurde zuerst ausgewählt, weil sie vom Fahrplan und Streckenlänge gut passt und vielseitig ist. Beim Halt am Westbahnhof wird der Bus zwischengeladen; ohne diesen Energieschub käme der Bus nicht über den Tag. Außerdem sprach Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP) davon, dass E-Bus-Vorteile wie weniger Lärm und null Abgase in der Schützenhofstraße oder der Westbahnhofstraße besonders wertvoll seien. Der CO2-Ausstoß verringert sich um 300 Tonnen pro Jahr.

Jörg Kallenbach, der Referatsleiter für nachhaltige Mobilität im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, kündigte an, dass nach Jena weitere Thüringer Städte E-Busse erhalten werden. Er nannte Eisenach, Bad Salzungen, Nordhausen, Heiligenstadt und Suhl. Auch Bad Langensalza, wo bereits drei E-Busse fahren, erhält weitere Fahrzeuge.