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Mercedes GLE: Volles Verständnis, volle Kontrolle

Luxus-SUV mit intelligenter Spracherkennung und bis zu sieben Sitzen

Mercedes GLE: Volles Verständnis, volle Kontrolle

Mercedes GLE: Das neue Modell weist den sehr guten cw-Wert von 0,29 auf.

Mercedes GLE: Das neue Modell weist den sehr guten cw-Wert von 0,29 auf. Hersteller

Es ist trübe in Texas. Die heftigen Regenfälle, die eben erst übers Land gezogen sind, haben ihre Spuren hinterlassen, vielerorts sind immer noch Flüsse über die Ufer getreten. Einem wie dem Mercedes GLE macht die Planscherei freilich nichts aus, unerschrocken durchpflügt er die Fluten. Dabei ist er nicht eben das, was man unter einem Heavy-Duty-Geländewagen versteht. Sein erster Vorfahr ist die M-Klasse gewesen, die 1997 das heute so populäre Segment der Premium-SUVs begründet hat.

Seit 2015 heißt die M-Klasse GLE. Anfang 2019 fährt die nunmehr vierte Generation vor, die ebenso in Tuscaloosa/Alabama gebaut wird wie ihre Vorgänger. Für den, der sich Preise von knapp 66.000 Euro und mehr leisten kann, markiert der neueste und auf 4,92 Längenmeter gewachsene GLE eine nochmals verfeinerte Symbiose aus Luxus, Fahrkomfort und Offroad-Kompetenz.

Optionale dritte Sitzreihe

Im spürbar vergrößerten Innenraum reisen jetzt erstmals bis zu sieben Personen mit, dies wird durch eine optionale dritte Sitzreihe ermöglicht. Auch hinsichtlich der zweiten Reihe ist ein Fortschritt zu vermelden, wer hier investieren möchte, bekommt als Gegenwert eine sechsfach elektrisch verstellbare Sitzgarnitur, bei der sich der rechte und linke Platz einzeln um bis zu zehn Zentimeter längs verschieben lassen. Von solcher Variabilität profitiert auch das Gepäckabteil, dessen Fassungsvermögen von 630 über 825 bis zu 2055 Liter erweiterbar ist.

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Siebensitzer: Erstmals bekommt der GLE eine dritte Sitzreihe für zwei weitere Passagiere. Hersteller

Reagiert auf Wort und Geste

Dass die Verarbeitungsqualität tipptopp und die verbauten Materialien exquisit sind, bedarf letztlich keiner Extra-Erwähnung. Darüber hinaus eröffnet der GLE aber auch neue Kommunikationswege. So lässt er jetzt lässig mit sich reden, was dem aus der A-Klasse bekannten Infotainmentsystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience) zu verdanken ist. Es vereint nicht nur zwei brillant auflösende 12,3-Zoll-Bildschirme zu einer großformatigen Breitbild-Landschaft, die auch ein ganz neues Raumgefühl generiert, sondern umfasst obendrein eine intelligente Sprachsteuerung, die ganz fabelhaft funktioniert und auch natürliche Spracheingabe ("scheint morgen in München die Sonne?") so gut versteht, dass sowohl Fahrer als auch Beifahrer – hier weiß MBUX zu unterscheiden - bald weitgehend verbal mit dem GLE verkehren. Eine feine Sache ist zudem der sogenannte Interieur-Assistent (das Wort "Gestensteuerung" sucht Mercedes zu vermeiden), mit dessen Hilfe beispielsweise automatisch die Leselampe aufleuchtet, wenn sich die Hand des Fahrers annähert oder wenn sie suchend in Richtung des unbesetzten Beifahrersitzes wandert.

Auf mehr als doppelte Größe hat Mercedes das Head-up-Display aufgeblasen, uns lag es beinahe zu prominent im Blickfeld.

Saubere Motorenpalette

So beliebt die großen SUVs einerseits sind, so misstrauisch werden sie von anderer Seite betrachtet. Was die Sauberkeit seiner Motoren betrifft, so hat sich der GLE nichts vorzuwerfen, sämtliche Aggregate tun der Abgasnorm Euro 6d-Temp Genüge, der neue Reihensechszylinder-Diesel schafft sogar die noch strengere und erst ab 2020 verbindliche Klassifizierung Euro 6d.

Ins neue Leben startet der GLE zunächst nur mit zwei Motoren. Als Einsteiger fungiert der Diesel GLE 300d 4Matic mit zwei Litern Hubraum, 180 kW/245 PS und 500 Nm Drehmoment, der es auf 225 km/h Spitze und einen Normverbrauch von 6,1 l/100 km bringt.

Mercedes GLE

Sauber schon nach Euro 6d: Der Reihensechszylinder-Diesel mit GLE 400 d 4Matic. Hersteller

Leistungstechnisch mehr auf der Pfanne hat der wunderbar kultivierte, leise und durchzugsstarke Dreiliter-Sechszylinder-Benziner im GLE 450 4Matic; 270 kW/367 PS setzt er frei, das maximale Drehmoment von 500 Nm liegt ebenfalls schon ab 1600 Touren an. Weil der maximal 250 km/h schnelle GLE 450 aber auch mit einem 48-Volt-Bordnetz elektrifiziert ist und somit als Mildhybrid agiert, sorgt ein Integrierter Startergenerator (ISG) für einen Extraboost von weiteren 22 PS und zusätzlichen 250 Nm Drehmoment. Auch die Hybridfunktion des Rekuperierens übernimmt der ISG, was wiederum dem Verbrauch guttut. 8,3 l/100 km nennt das Datenblatt, auf unserem Bordcomputer stand indes eine 10 vor dem Komma.

Plug-in-Hybride in Sicht

Später schiebt Mercedes noch den bereits erwähnten Dreiliter-Sechszylinder-Diesel in zwei Ausbaustufen nach (200 kW/272 PS im GLE 350 d 4Matic, 243 kW/330 PS im GLE 400 d 4Matic). 2019 folgt zudem ein Plug-in-Hybrid, nicht ausschließen möchte SUV-Entwicklungschef Andreas Zygan auch einen Diesel-Plug-in. Alle Motoren werden serienmäßig mit einer 9-G-Automatik kombiniert.

Die 48-Volt-Technologie, die bislang ausschließlich für den GLE 450 4Matic verfügbar ist und die später alle Motorisierungen ab Sechszylinder als Option bekommen, bildet aber auch die Grundlage für das intelligente Fahrwerk namens E-Active Body Control. Es kostet happige 7.735 Euro und muss immer mit der Luftfederung Airmatic (2.034 Euro) verbandelt werden. Das System regelt individuell die Feder- und Dämpferkräfte an jedem Rad. Helfen da noch der Straßenscanner Road Surface Scan und die Kurvenneigefunktion Curve mit, so werden Wank-, Nick und Hubbewegungen weitgehend eliminiert. Ganz nebenbei kann sich der GLE außerdem beim Be- und Entladen zuvorkommend absenken. Und er befreit sich mithilfe des durchaus spektakulären Freifahrmodus aus misslichen Situationen: Hat sich das Fahrzeug beispielsweise in einer Sanddüne oder einer Schneeverwehung festgefahren, so schaukelt es sich sukzessive wieder frei.

Stark als Schlepper

Mercedes GLE

Immer mit Allrad: Auch solche Planscherei macht der GLE souverän mit. Hersteller

Nicht unerwähnt bleiben soll auch die stattliche Anhängelast von bis zu 3500 Kilogramm. Zum umfangreichen elektronischen Dienstpersonal gehört ein Anhängerrangier-Assistent, der Ungeübten das Rangieren mit Gespann erleichtert. Der Aktive Lenk-Assistent hat jetzt eine Rettungsgassenfunktion, und die streckenbasierte Geschwindigkeitsanpassung regelt auf Basis von Echtzeit-Verkehrsinfos das Tempo vorausschauend herunter, wenn Gefahrenstellen oder Verkehrsbehinderungen drohen.

Natürlich hat ein überbordend mit HighTech versehenes Luxus-SUV wie der Mercedes GLE seinen Preis. Unter 65.807 Euro ist nichts zu machen, dafür gibt es den GLE 300d 4Matic in Basisversion, sprich, noch ohne die vielen aufpreispflichtigen Extra-Funktionen. Viel Geld, für das der Kunde aber einen motorisierten Begleiter erhält, der sowohl der Welt der Luxusliner als auch jener der Offroad-Kraxler gerecht wird - und der dank optionaler Siebensitzigkeit obendrein Familiensinn zeigt.

Ulla Ellmer

Mercedes GLE in Kürze:

Wann er kommt: Im Januar 2019

Wen er ins Visier nimmt: BMW X5, Porsche Cayenne, Audi Q7, VW Touareg, Volvo XC90

Was ihn antreibt: Zweiliter-Vierzylinder-Turbodiesel mit 180 kW/245 PS, Dreiliter-Sechszylinder-Benziner mit 270 kW/367 PS

Was er kostet: Ab 65.807 Euro

Was noch kommt: Sechszylinder-Diesel mit 200 kW/272 PS und 243 kW/330 PS, Plug-in-Hybrid

Mercedes GLE: Luxus-SUV mit vielen Talenten