Stadtteil mit 16 000 Bewohnern evakuiert: Zwei Fliegerbomben in Münster entschärft

OB: „Eine der größten Evakuierungen der deutschen Geschichte“

Feuerwerker Andreas Brümmer sitzt hinter zwei entschärften Weltkriegsbomben

Feuerwerker Andreas Brümmer sitzt hinter zwei entschärften Weltkriegsbomben

Foto: Bernd Thissen / dpa
Von: MICHAEL ENGELBERG

Münster – Nach der großangelegten Evakuierung in einem Stadtteil von Münster hat der Kampfmittelräumdienst am Sonntag zwei Bomben (125 und 250 kg) aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und am Mittag erfolgreich entschärft. An einer weiteren verdächtigen Stelle lagen hingegen den Angaben zufolge keine Blindgänger.

„Es ist eine der größten Evakuierungsmaßnahmen in der bundesdeutschen Geschichte“, sagte Oberbürgermeister Markus Lewe am Sonntagmorgen. 16 000 Leute mussten am Morgen ihre Wohnungen verlassen. Sie müssen trotz der Entschärfung noch etwas warten, bis sie zurückkehren dürfen.

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Feuerwehr-Teams gingen in den betroffenen Straßen von Tür zu Tür und forderten die Bewohner auf, ihre Häuser zu verlassen. Mehrere Notunterkünfte waren eingerichtet. Zum Schutz der Bevölkerung hat die Stadt an drei Stellen mit Wasser befüllte Hochseecontainer aufgestellt. Sie sollen Schutz vor Druckwellen bieten, falls die Bomben detonieren.

Aufmerksam wurde man durch Sondierungsbohrungen. Bereits seit mehreren Monaten laufen die vorbereitenden Maßnahmen. Gegen Mittag sollen die Verdachtspunkte von Fachleuten der Kampfmittelbeseitigung untersucht werden.

Nach einer Risikobewertung und Sicherheitsanalyse durch einen Gutachter wurden sichere Bereiche des Krankenhauses festgelegt. Demnach musste nur ein Teil des Hospitals geräumt werden und vielen Patienten konnte eine Evakuierung erspart bleiben.

Allerdings wurde die Zentrale Notaufnahme des Hospitals seit Freitagabend nicht mehr vom Rettungsdienst angefahren. Auch die pädiatrische Notaufnahme der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin war bis zum Ende der Entschärfungen geschlossen.

In der Leitstelle der Feuerwehr laufen die Fäden zusammen

In der Leitstelle der Feuerwehr laufen die Fäden zusammen

Foto: Michael Engelberg

Rund 1000 Einsatzkräfte seien in Mauritz unterwegs, teilte die Stadt am Sonntagmorgen mit. Einige Menschen weigerten sich zunächst, den Anordnungen Folge zu leisten und den Bereich zu verlassen. Im Großen und Ganzen laufe aber alles reibungslos.

Die Polizei überwachte mit einem Hubschrauber das Gebiert, die Stadt setzte eine Drohne zur Kontrolle ein.

Bei mehr als 100 Luftangriffen während des Zweiten Weltkriegs wurden über Münster nach Angaben der Stadt ungefähr 32 000 Spreng- und mehr als 640 000 Brandbomben abgeworfen. Fachleute schätzen, dass 15 bis 20 Prozent nicht explodiert sind und als Blindgänger noch unentdeckt auch in Wohn- und Industriegebieten liegen.

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