Waiblingen

Neue Züge: Attraktiver für Pendler und Ausflügler

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Testfahrt mit der neuen „Murrbahn“: Landrat Richard Sigel wurde beim Einstieg in Waiblingen von Marco Stoll von der DB Regio empfangen. © Palmizi / ZVW
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Eine Innenaufnahme. © Palmizi / ZVW
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Und so sehen die neuen Züge von außen aus. © Palmizi / ZVW

Waiblingen/Murrhardt. Ein guter Tag ist für den Backnanger Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper die Fahrplanumstellung der Bahn zum vergangenen Sonntag. Stelle doch allein schon die Verkürzung der Reisezeit von Backnang über Nürnberg nach Berlin eine beachtliche Aufwertung des Standorts dar.

Auf der Verbindung Stuttgart – Crailsheim seien die auf der Strecke zwischen Stuttgart und Schwäbisch Hall-Hessental neu eingesetzten „Bombardier-Talent-2-Triebzüge“ ein attraktives Angebot, vom Pkw auf die Schiene umzusteigen, hieß es. Die modernen vierteiligen elektrischen Triebzüge stellte am Sonntagvormittag Marco Stoll von der DB Regio AG den Bürgermeistern der „Murrschiene“, Landrat Dr. Richard Sigel sowie weiteren mit der Verkehrspolitik in Kreis und Region befassten Kommunalpolitikern vor.

Die neuen Züge sind barrierefrei zugänglich, bieten 215 Sitzplätze, dreißig Fahrradstellplätze und sind mit W-LAN und Klimaanlage ausgestattet. Monitore mit Informationen zu Anschlussverbindungen in Echtzeit, Steckdosen im Fahrgastraum und ein behindertengerechtes WC im Zug sollen zeitgemäßen Reisekomfort bieten. Mehr Sicherheit verspricht die Video-Überwachung des Fahrgastraums.

Neue Züge, mehr Fahrten

Sechzehn dieser Züge, leicht zu erkennen am Schriftzug „bwegt“ („bw“ steht für Baden-Württemberg) und der charakteristischen Farbgebung, seien vom Land angeschafft worden und werden nun an die Regionalbahnbetreiber der Strecken zwischen Konstanz/Freudenstadt - Stuttgart und Stuttgart - Crailsheim vermietet. Besonders wichtig war Marco Stoll auch der Hinweis, dass die Züge sowohl für Bahnsteighöhen von 38 Zentimeter, 55 Zentimeter, 76 Zentimeter wie auch die 96 Zentimeter im S-Bahnbereich zugelassen seien.

Doch der Fahrbahnwechsel brachte nicht nur neue Züge für die Murrtalstrecke. Auch das Fahrplanangebot wurde fühlbar ausgebaut. So verkehren nun montags bis samstags bis in die Abendstunden hinein die Züge im Halbstundentakt, wodurch insbesondere das Obere Murrtal zwischen Backnang und Murrhardt wesentlich besser an die Metropolregion Stuttgart angebunden ist. Die Zahl der Fahrten an Sonn- und Feiertagen erhöhte sich von 17 auf 20.

Fahrplanwechsel ist nur der erste Schritt

„Der Fahrplanwechsel“, so Landrat Dr. Richard Sigel, „bedeutet für das Murrtal den lang ersehnten Quantensprung im öffentlichen Nahverkehr!“ Moderne Züge und der Halbstundentakt an Werktagen stellten einen echten Mehrwert und einen Standortfaktor für den Nordosten des Landkreises dar. Der höhere Takt an Wochenenden und Feiertagen mache den Kreis zudem noch attraktiver für Ausflugsgäste aus der Region. Allerdings, so Dr. Sigel, könne dies nur einen ersten Schritt darstellen. Hausaufgabe für den Landkreis sei, den Schienen- und den Busverkehr in der Fläche zu harmonisieren. Bei der Neuvergabe von Konzessionen für den Busverkehr werde neben der „Eigenwirtschaftlichkeit der Bewerber“, das heißt des Betriebs ohne öffentliche Zuschüsse, vor allem darauf geachtet, „den vielen Pendlern ein Angebot zu unterbreiten, damit sie vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.“

Norbert Barthle, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur erklärte, er freue sich für das Obere Murrtal, „dass die Strecke weiter aufgewertet wird. Das ist ein weiterer Baustein hin zur Höherstufung der Murrbahn im Bundesverkehrswegeplan vom potenziellen Bedarf in den vordringlichen Bedarf.“

Optimierungen notwendig

Ingrid Kühnel, die Geschäftsführerin der Kreisverkehr Schwäbisch Hall mbH schränkte ein, dass sie sich zwar darüber freue, „dass wir nun neue Züge auf der Murrbahn haben und die Reisenden aus Crailsheim 15 Minuten schneller in Stuttgart sind. Noch mehr freuen würde ich mich über die Weiterführung des geplanten Metropolexpresses über Gaildorf hinaus bis Schwäbisch Hall und Crailsheim.“

Mit diesem Metropolexpresszug-Konzept des Landes, so Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner, werde die Bahnverbindung in die Landeshauptstadt, aber auch umgekehrt deutlich gestärkt. Die Verbindung werde für den Freizeitverkehr in den Schwäbischen Wald als Erholungs- und Freizeitregion vor den Toren der Landeshauptstadt attraktiver. Es steigere aber auch die Attraktivität insbesondere für Berufspendler in beide Richtungen. Diese Pendler waren auch für den Backnanger OB Dr. Nopper ein wichtiges Anliegen. Zwar sei Backnang selbst an das Stuttgarter S-Bahnnetz angeschlossen, doch müsse noch manches optimiert werden. Notwendig sei die Einführung des 15-Minuten-Takts für die S 4 als Verbindung zu dem bedeutenden Hochschulstandort Ludwigsburg, auch unter der Prämisse, dass es für jeden Reisenden, der nicht über den Stuttgarter Hauptbahnhof fahre, eine spürbare Entlastung darstelle. Keinesfalls aus den Augen verlieren dürfe man aber auch die große Zahl an Arbeitskräften, die nach Backnang selbst einpendeln und einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stärke des Standorts leisteten. Letztendlich auch in deren Interesse sei es, dass der zweigleisige Ausbau der Strecke endlich Wirklichkeit werde.


Daten & Fakten

Der Regionalbahnverkehr in Baden-Württemberg wurde vom Land in Teilnetze gegliedert, um bei Neuausschreibungen auch Mitbewerbern eine Chance zu geben. Eines dieser Teilnetze stellt das Netz 3 b zwischen Konstanz/Freudenstadt – Stuttgart und Stuttgart – Schwäbisch Hall - Crailsheim dar. Betreiber dieses Netzes ist die DB Regio AG.

Eine elektronische Fahrkartenabfrage erbrachte am 10. Dezember für die Strecke Stuttgart Hauptbahnhof im Nahverkehr die folgenden Preise: Einzelfahrschein 16,60 Euro, Wochenkarte 86,40 Euro, Monatsfahrkarte 268,80 Euro, Jahresticket 2.506,30 Euro.