Bürger legen überdurchschnittlich viele Wege zurück
Die Stadt Villingen-Schwenningen lässt derzeit ein neues Verkehrsentwicklungskonzept erarbeiten. Über den aktuellen Sachstand berichtete Wolfgang Wahl vom Freiburger Büro Rapp Trans AG in der jüngsten Gemeinderatsitzung.
Villingen-Schwenningen. Die Bewohner der Doppelstadt sind mobil, legen täglich im Schnitt drei Wege zurück, davon jedoch 61 Prozent mit dem Auto. Das ergab eine Datenerfassung unter anderem mittels einer Haushaltsbefragung des Ingenieurbüros Rapp Trans AG aus Freiburg. Seit Februar dieses Jahres ist das Büro damit beauftragt, einen Verkehrsentwicklungsplan aufzustellen. Einen Zwischenbericht präsentierte der Büroleiter Wolfgang Wahl am vergangenen Mittwoch im Gemeinderat.
Während eine positive Erkenntnis der Haushaltsbefragung ist, dass die Doppelstädter "überdurchschnittlich viele Wege am Tag zurücklegen", ist die Tatsache, dass knapp zwei Drittel dieser mit dem Kraftfahrzeug unternommen werden, eher weniger erfreulich. Wolfgang Wahl richtete den Blick auf die Strecken, die durchschnittlich zurückgelegt werden und kam zu dem Fazit, dass "der meiste Verkehr hausgemacht ist". Denn im Schnitt sind die Strecken nicht länger als 6,9 Kilometer, die Hälfte davon ist sogar kürzer als vier Kilometer. "Das lässt den Schluss zu, dass es sich um die Fortbewegung innerhalb der Stadtbezirke handelt und nicht um den Pendelverkehr zwischen Villingen und Schwenningen", erläuterte Wahl.
Sind die Bürger der Doppelstadt im Umkehrschluss also faul? Ausgehend von der Haushaltsbefragung liegen die Gründe offenbar woanders. So kamen sowohl der Radverkehr und damit verbunden das innerstädtische Radwegenetz, als auch die öffentlichen Verkehrsmittel schlecht weg. "In Schulnoten ausgedruckt wurde das Angebot mit 3,3 beziehungsweise 3,4 bewertet", berichtete Wahl. Das spiegelt sich auch im Verkehrsverhalten der Bürger wider: So werden in Villingen lediglich 22 Prozent aller Strecken mit dem Rad zurückgelegt, in Schwenningen sind es laut Wahl sogar nur halb so viele.
Öffentlicher Nahverkehr schneidet schlecht ab
Als Schwachpunkte des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) wurden unter anderem das Netz an sich, die Barrierefreiheit sowie die Fahrzeiten als Gründe genannt, weshalb die öffentlichen Verkehrsmittel so unattraktiv sind. Wolfgang Wahl erläuterte, dass die Wahrnehmung der Bürger nicht von ungefähr komme. "Bei der Auswertung der Schnelligkeit haben wir festgestellt, dass viele Wege innerhalb der Stadt mit dem Auto tatsächlich bis zu fünf Mal schneller zurückgelegt werden können, als mit öffentlichen Verkehrsmitteln." Da wundere es einen nicht wirklich, weshalb so viele auf ihr Auto zurückgreifen.
Was Wahl als "hausgemachten Verkehr" bezeichnet, lasse sich seiner Einschätzung nach vor allem über eine Veränderung des Fortbewegungsverhaltens der Bürger regeln. Ziel muss es sein, den Verkehr zu mindern. "Allerdings wird bis 2030 eher eine Zunahme prognostiziert", so Wahl. Diese liege beim Autoverkehr bei zehn Prozent, beim Lastwagenverkehr werde sogar mit 13 Prozent gerechnet.
Während der Verkehr zwar voraussichtlich weiter zunimmt, erwartet der Leiter des Ingenieurbüros allerdings "eine Verlagerung" auf höherrangige Straßen – also raus aus dem innerstädtischen Straßennetz auf Umgehungsstraßen. Doch auch dort soll es zu Verkehrsverschiebungen kommen. So werde die Bundesstraße 33 durch die Erweiterung der B 523 entlastet, innerstädtisch erwartet Wahl beispielsweise durch die Sanierung des Marktplatzes in Schwenningen eine "lokale Verlagerung" auf umliegende Hauptstraßen.
Bürger sollen in Prozess einbezogen werden
Für konkrete Maßnahmen sei es noch zu früh, da in der Entwicklung des Verkehrskonzeptes noch wichtige Schritte fehlen. Nach der Erfassung der Datengrundlage durch Verkehrszählungen und Mobilitätsbefragung, sollen in einem weiteren Schritt die Bürger beteiligt werden. So werden in entsprechenden Workshops mögliche Maßnahmen erarbeitet. Parallel dazu soll laut Wolfgang Wahl der Verkehrsentwicklungsplan ausgearbeitet und daraus ein Umsetzungskonzept entwickelt werden.