Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Elektromobilität Welche Pläne es für den Betriebshof der BSAG in Blumenthal gibt

BSAG, Bund und Stadt investieren 96 Millionen Euro in den Betriebshof in Blumenthal, um ihn als ersten in Bremen auf Elektromobilität umzustellen. Das könnte auch für eine engere Taktung in Bremen-Nord sorgen.
19.01.2023, 19:00 Uhr
Lesedauer: 4 Min
Zur Merkliste
Welche Pläne es für den Betriebshof der BSAG in Blumenthal gibt
Von Aljoscha-Marcello Dohme
Inhaltsverzeichnis

Der Betriebshof der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) an der Ermlandstraße wird sich in den kommenden Jahren grundlegend verändern. Aus einer Anlage für Dieselbusse wird bis Mitte 2025 eine für Elektrofahrzeuge. Die erste bremenweit. Wie es dazu kommt und wie die Planungen aussehen, ein Überblick: 

Das Vorhaben

Nach den Worten von Thorsten Harder sind die Planungen bereits weit fortgeschritten. "Bremen-Nord wird der erste überwiegend mit E-Bussen ausgestattete Betriebshof sein", sagt der technische Vorstand der BSAG. "Der Betriebshof wird sein Gesicht in den kommenden Jahren deutlich verändern." Das gilt zum Beispiel für die Stellflächen, die mit Traversen ausgestattet werden. Darüber können die Busse aufgeladen werden.

Der Hintergrund

"Wir haben im Sommer vergangenen Jahres das Okay seitens des Aufsichtsrates und auch den Zuwendungsbescheid von der Stadt bekommen", erzählt Harder. Hierdurch konnte die Planung beginnen. Das Vorhaben ist Teil einer Gesamtstrategie. "Wir wollen unsere gesamte Busflotte bis 2035 von konventionellen Antrieben auf elektrisch umstellen", so Harder. Damit setzt die BSAG eine Verordnung der Europäischen Union um, die sogenannte Clean Vehicles Directive. "Diese Verordnung definiert Quoten, wann welcher Teil der Flotte umgestellt sein muss", sagt er. In Deutschland wurde die Vorgabe in das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz übersetzt. 

Der Standort

Dass das Gelände in Blumenthal als erstes umgebaut wird, hat gleich mehrere Gründe. "Zum einen haben wir hier keine Straßenbahn und können damit auch nicht mit den Gleisanlagen ins Gehege kommen", erläutert Harder. "Zum anderen bekommen wir die Stromversorgung sehr gut hin. Denn die beginnt gar nicht bei uns auf dem Hof, sondern bereits davor." Schließlich sollen in einem ersten Schritt 50 Busse gleichzeitig aufgeladen werden. Bei der jetzigen Infrastruktur würde das dazu führen, dass die umliegenden Gebäude ohne Strom wären. "Wir haben bereits mit Wesernetz vereinbart, dass die Zuleitung hier für uns gelegt wird", erzählt er.

Der Zeitplan

Da die BSAG eine Förderung vom Bund bekommt, muss der Umbau bis Mitte 2025 abgeschlossen sein. "So sehen es die Förderrichtlinien vor", erklärt Harder. Auf einem Hof, wo Straßenbahnen beheimatet sind und gegebenenfalls noch eine neue Werkstatt gebaut werden muss, ließe sich dieser Zeitplan nicht einhalten. "In Blumenthal ist das aber machbar, da wir die Werkstatt lediglich ein Stück erweitern müssen. Ansonsten haben wir auch die nötigen Flächen, um den Ausbau zu realisieren", so der technische Vorstand. Die Arbeiten auf dem Betriebshof werden Mitte 2024 starten. Noch in diesem Jahr wird Wesernetz die nötigen Zuleitungen legen.

Der Umbau

Dass die Werkstatt erweitert werden muss, liegt an der Bauweise der neuen Fahrzeuge. "Die Spezialität der E-Busse ist, dass wesentliche Teile der Technik auf dem Dach verbaut sind, insbesondere die Akkus", sagt Harder. Deshalb braucht es Dacharbeitsstände, die in dem Anbau untergebracht werden. Dort wird auch ein Kran eingebaut, der etwa zum Austausch der Akkus benötigt wird. Für beide Vorrichtungen wäre die alte Halle nicht hoch genug. "Außerdem wird es in dem Anbau einen Batterieraum geben, der bestimmte Anforderungen an den Explosionsschutz erfüllen muss", sagt er. "Diese Vorgaben können wir in der alten Struktur nicht umsetzen." Gleiches gilt für die Außenanlage. Dort werden sogenannte Sachschutzwände aufgestellt. Die sorgen im Brandfall dafür, dass das Feuer nur auf sehr wenige Busse übergreifen kann. "Es ist allerdings nicht so, dass E-Busse schneller brennen als andere Fahrzeuge", betont Harder. "Nur wenn es zu einem Brand kommt, stellt der die Feuerwehr vor eine große Herausforderung." 

Das Investitionsvolumen

In den Standort Ermlandstraße werden insgesamt 96 Millionen Euro investiert. Mit dieser Summe werden sowohl die Busse als auch der Umbau finanziert. Neben dem Bund beteiligen sich auch die BSAG und die Stadt an den Kosten.

Der Betrieb

Weil das Gelände relativ viel Platz bietet, können die Dieselbusse auch während der Bauphase an der Ermlandstraße gewartet und abgestellt werden. "Es wird unterschiedliche Bauabschnitte geben, die jetzt aber noch nicht definiert sind", sagt er. Aller Voraussicht nach wird in zwei Bauabschnitten gearbeitet, sodass der Betrieb auf der jeweils anderen Hälfte parallel weitergehen kann.

Der Fuhrpark

Nach Abschluss der Arbeiten bietet der Betriebshof Platz für 84 Busse. Bei Bedarf können die Kapazitäten auf bis zu 114 Fahrzeuge erweitert werden. Dafür müsste die BSAG allerdings ein Gelände von der Stadt kaufen, das im Süden an den Betriebshof angrenzt. Entsprechende Gespräche wurden bereits geführt. "In einem ersten Schwung werden wir 50 Elektrobusse hier unterbringen", sagt er. "35 davon werden Dieselbusse ersetzen, die übrigen 15 sind für unseren Angebotsausbau vorgesehen." Die 50 Fahrzeuge werden 2025 nach und nach in Blumenthal ankommen und allesamt Gelenkbusse sein.

Der Übergang

In der ersten Zeit werden neben den Elektrobussen auch noch Dieselfahrzeuge zum Einsatz kommen. "Wir müssen noch Erfahrungen bei den Reichweiten der Busse sammeln", so Harder. "Gerade die Kurse im Bremer Norden kommen an die 400 Kilometer heran." Bereits heute ist klar, dass Elektrobusse solche Strecken 2025 noch nicht zurücklegen können. Deshalb werden auf einzelnen Kursen zunächst auch weiterhin Dieselbusse unterwegs sein.

Die Bedeutung

"Es ist für uns sehr schön, dass wir mal nicht in der Innenstadt beginnen, sondern im Bremer Norden", sagt Thorsten Harder. "Der Betriebshof an der Ermlandstraße wird bei der BSAG das Zentrum der E-Mobilität."

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)