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Ramadan im Weltall So begeht ein Astronaut den Fastenmonat, wenn 16-mal am Tag die Sonne untergeht

Essen und Trinken erst nach Sonnenuntergang: Diese Anweisung des Koran bestimmt den Fastenmonat. Doch was, wenn die Gesetze der Erde plötzlich nicht mehr gelten? ISS-Techniker Sultan al-Nejadi hat dafür eigene Regeln gefunden.
Sultan al-Nejadi

Sultan al-Nejadi

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NASA / ZUMA Wire / IMAGO

Fünfmal täglich Beten, nur islamkonforme Speisen zu sich Nehmen – und Fasten während des Ramadan: Diese Säulen des Islam geraten ins Wanken, wenn sich der Mensch nicht mehr auf jener Welt befindet, für die sie geschaffen wurden. Wenn ein Informationstechniker wie Sultan al-Nejadi sich auf der Internationalen Raumstation ISS jenseits von Raum und Zeit bewegt, wie wir sie kennen.

Das Weltraumlabor umkreist die Erde mit einer Geschwindigkeit von 27.600 Kilometern pro Stunde in etwa 90 Minuten – und beschert seinen Passagieren ganze 16 Sonnenauf- und Sonnenuntergänge täglich. Zur Erinnerung: Während des an diesem Donnerstag beginnenden Fastenmonats Ramadan sollen Musliminnen und Muslime fasten, zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang gibt es nichts zu essen und zu trinken.

Natürlich gibt es auch für die Lebensregeln des Islam Ausnahmen, etwa für schwangere und stillende Frauen, für alte und kranke Menschen. Auch Reisende müssen nicht fasten. Und so gelten auch Astronauten als Reisende, müssen also den Ramadan zur gleichen Zeit begehen wie die Musliminnen und Muslime auf der Erde. »Wir können tatsächlich das Fasten brechen«, sagte al-Nejadi Medienberichten zufolge  auf einer Pressekonferenz: »Es ist nicht obligatorisch.«

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Al-Nejadi ist seit dem 3. März auf der ISS. Seine Mission endet am 3. September. Er ist einer von zwei Astronauten der Vereinigten Arabischen Emirate und einer von wenigen Muslimen, die ins Weltall geflogen sind. Während seines Aufenthalts werden Musliminnen und Muslime auf der Erde unter anderem den Ramadan begehen, eine Zeit der Ruhe, des In-sich-Gehens, eine Zeit für Fasten und Gebete. Auch das viertägige Opferfest (ab dem 28. Juni), der höchste islamische Feiertag zum Höhepunkt der Wallfahrt in die heilige Stadt Mekka, fällt in die Zeit von al-Nejadis Mission.

»Fasten ist keine Pflicht, wenn man sich nicht wohlfühlt«, sagte al-Nejadi. Mit Blick auf seinen Einsatz bedeute das: »Es ist erlaubt, ausreichend zu essen, um eine Eskalation des Mangels an Nahrung, Nährstoffen oder Flüssigkeit zu verhindern.«

Wie aber hält er es mit den Fastenzeiten, wenn die Sonne fast stündlich auf- oder untergeht? Hier könne er sich nach der sogenannten Greenwich Mean Time richten, die koordinierte Weltzeit (UTC, entspricht der Mitteleuropäischen Zeit MEZ minus einer Stunde), die als offizielle Zeitzone auf der Raumstation verwendet wird.

Außerirdische und spirituelle Aufgaben in Einklang bringen

Auch religiöse Führer haben schon früher versucht, außerirdische und spirituelle Aufgaben in Einklang zu bringen. Als im Jahr 2007 der malaysische Astronaut Sheikh Muszaphar Shukor als erster praktizierender Muslim zur ISS reiste, gab der Nationale Fatwa-Rat im Vorfeld der Reise spezielle Richtlinien heraus. So hieß es auch in jenem Regelwerk, Astronauten dürften den Fastenmonat nachholen, nachdem sie zur Erde zurückgekehrt sind. Außerdem müsse er nicht beim Gebet knien – was sich in der Schwerelosigkeit als schwierig herausstellen könnte. Auch die Ausrichtung nach Mekka wurde dabei seinen besten Fähigkeiten überlassen. Gebe es Zweifel, ob Speisen entsprechend den islamischen Regeln zubereitet wurden, sollten sie allerdings nur zurückhaltend konsumiert werden, hieß es. Und: Dass auf der ISS andere Gegebenheiten herrschen als auf der Erde, sei »kein Hindernis für einen Astronauten, die Pflichten eines Muslims zu erfüllen«.

Wie al-Nejadi den begonnenen Fastenmonat nun tatsächlich begeht, ist bisher nicht bekannt. Er wird es wohl auch von den Gegebenheiten abhängig machen. Vor dem Start seiner Mission sagte er: »Wenn wir die Möglichkeit hätten, wäre der Ramadan sicher eine gute Gelegenheit zum Fasten, und es ist sogar gesund.« Daher werde er sich auf einen Fastenmonat vorbereiten, sagte der 41-Jährige: »Wir werden abwarten und sehen, wie es läuft.«

sak