Fast 200 PS unter der Haube – und dann darf der Schlitten nicht einmal einen Anhänger ziehen? Was ist denn da schiefgegangen? Nichts! Ganz im Gegenteil, alles voll im Lot. Aufgrund der mittig montierten Auspuffanlage passt einfach kein Haken ans Heck des 182 PS starken Civic 1.5 i-VTEC. Honda muss beim Baumarktbesuch also trotz der opulenten Leistung passen. Damit können wir leben, denn das ist im Prinzip die einzige große Entgleisung des Fünftürers. Wäre da nicht der neue Opel Astra 1.6 Turbo.

Der Honda kehrt seine Leistung deutlich nach außen

Honda Civic
Auffälliger Typ: Der Civic hat mächtige Lufteinlässe und reichlich Flügelchen an den Blechecken.
Der leistet sogar 200 PS und bedient damit eine ganz ähnlich veranlagte Kundschaft wie der Civic: Viel Mumm trifft auf ausgeprägte Alltagsqualitäten. Wobei der Rüsselsheimer optisch lieber tiefstapelt. Einen dezenten Hinweis auf den Sportsgeist geben die 17-Zoll-Räder des Astra, der Dachkantenspoiler wirkt tatsächlich ein wenig keck. Ach ja, bloß nicht übersehen: Zwei ovale Endrohre lugen vorlaut aus der Heckschürze. Sonst herrscht im Astra-Viertel brave Normalität in Silbermetallic – bis hin zum Platz für die AHK! Honda treibt es dagegen ungeniert bunt. Mächtige Lufteinlässe, reichlich Flügelchen an den Blechecken, hier und da dunkle Schminke sowie schwarz lackierte Leichtmetallräder – dem prallen Burschen nimmt man das vom Turbo angefachte Feuer unter dem Dach sofort ab. Viel wichtiger als seine aufgerüschte Karosserie: Er setzt seine Hitze auch richtig gut um.

Fast zehn Prozent weniger Lesitung sind kaum spürbar

Honda Civic
Geht gut: In 7,8 Sekunden ist der Honda auf Tempo 100 – und ist dem Opel damit dicht auf den Fersen.
Trotz deutlich weniger Leistung kann er dem gleich schweren Astra im Sprint beinahe folgen. Nur vier Zehntelsekunden trennen die beiden beispielsweise bei der Übung von 0 auf 100 km/h. Überhaupt scheint es dem Honda leichter zu fallen, zügig unterwegs zu sein. Die Schaltarbeit bereitet dank des kurzen, leichtgängig und exakt einrastenden Sechsganghebels richtig Laune. Dabei packt der Motor des Japaners allerdings weniger wuchtig zu als der 1.6er im Opel. Während dem Honda überschaubare 240 Nm Drehmoment reichen müssen und diese auch erst ab 1900 Touren zur Verfügung stehen, schiebt der Opel schon bei 1650 Umdrehungen stramme 300 Nm Richtung Kurbelwelle. Schaltfaul fahren und entspannt überholen? Gelingt im Astra besser, bei der Elastizität liegt er stets einige Sekunden vorn.
Hondas VTEC-Maschine mag es eher hochtourig. Der 1.5er dreht gierig, vibriert nicht, läuft kernig und geschmeidig gleichermaßen. Ein echtes Sportlerherz. Das zudem nicht einmal mit zu viel Super gedopt werden will. Viel mehr als sieben Liter Sprit trinkt der Japaner nicht.

Der Astra ist das deutlich weniger leichtfüßige Auto

Opel Astra
Schade: Das Fahrwerk passt nicht ganz zur Leistung des Astra – es könnte mehr Präzision vertragen.
Der durstigere Vierzylinder im Opel schraubt sich eher angestrengt in Richtung Drehzahllimit, dröhnt oberhalb von 4500 Touren unflätig und gibt seine Leistung irgendwie schwerfälliger ab. Er wirkt massiger und solider, fährt weniger präzise und schwimmt beim starken Verzögern in der Fahrspur. Außerdem gerät der Opel in zügig gefahrenen Kurven früher ins Untersteuern als sein Konkurrent. Die Schaltung des Astra zeigt sich zudem weniger präzise geführt, aus Tempo 100 steht der Opel über einen Meter später als der Civic. Zwei Autos, zwei Typen: Der Astra entwickelt bei aller Durchzugskraft ein ausgeprägtes Gespür fürs Gemütliche. Der knackigere Kerl kommt aus Japan. Sportlichkeit schön und gut – die beiden sollen aber auch den Alltag beherrschen.
Wie es mit den praktischen Talenten von Astra und Civic aussieht, erfahren Sie in der Bildergalerie.

Fazit

Bei so viel Dampf unter der Haube sollte der Opel besser im (Fahrwerks-)Training sein. Dennoch gewinnt er diesen Vergleich – er ist das Auto mit der richtigen Mischung aus Herz und Verstand. Honda? Heiß!