Ex-ESV-Erfolgstrainer kommt
Mintrachings Handballerinnen angeln sich einen dicken Fisch

22.03.2024 | Stand 22.03.2024, 20:32 Uhr
Gerd Winkler

Hans-Jürgen Kästl kann in Mintraching beruflich bedingt nicht weitermachen. Foto: Brüssel

Was seit Tagen als Gerücht umhergeisterte, ist nun Fakt: Die Handballfrauen von Noch-Drittligist SG Mintraching/Neutraubling (12., 4:34 Punkte) haben für den am Saisonende scheidenden Trainer Hans-Jürgen Kästl als Nachfolger Csaba Szücs auserkoren.

Vor dem Heimspiel am Samstag um 17.30 Uhr gegen den ebenfalls bereits abgestiegenen TV Nellingen (11., 6:32) bestätigte die seit dem 1. Januar im Amt befindliche Abteilungsleiterin Michaela Schiller die Verpflichtung des B-Lizenzinhabers.

Szücs bestritt einst für die tschechoslowakische und slowakische Nationalmannschaft 117 Länderspiele in der A-Auswahl sowie 53 für die Junioren. Bei der Weltmeisterschaft 1990 in der Tschechoslowakei wurde der heute 58-Jährige mit der Nationalmannschaft Siebter. Sein Sohn Csaba spielte von 2017 bis voriges Jahr für den in Solingen und Wuppertal beheimateten Bundesligisten Bergischer HC.

Maximal möglicher Coup

Schiller und ihrem Vorgänger Michael Schindler, nun als sportlicher Leiter an der Schmiedgasse unterwegs, ist der gefühlt maximal mögliche Coup gelungen: Der in Erlangen lebende Szücs führte im Frühjahr 2021 den ESV 1927 in die 2. Bundesliga. Dort angekommen gingen die Bunkerladies als Fünfter über die Ziellinie – bis dahin war das keinem Aufsteiger gelungen. In der Saison 2022/23 setzte sich der Höhenflug fort, beinahe surreal erscheinend thronte der ESV im Januar 2023 an der Tabellenspitze – im Umfeld von teils semiprofessionell arbeitenden Konkurrenten.

Am Saisonende, die Blau-Schwarzen wurden Vierter, trennten sich die Wege, weil trotz des sagenhaften Erfolgs unterschiedliche Vorstellungen über die Trainingsinhalte von Seiten der Mannschaft nicht in Einklang bringen zu waren. Anschließend legte der stets unaufgeregt daherkommende Szücs ein Sabbat-Jahr ein, das nun im Sommer endet.
Kaum ins Amt gehievt war die Abteilungsleiterin mit Schindler gleich mächtig gefordert: „Richtig gute Trainer wachsen nicht auf den Bäumen, die sind dünn gesät.“ Man habe ganz abstrakt recherchiert, mit welchen Trainern erfolgreiche Mannschaften gespielt hätten. „Csaba war sofort gesprächsbereit, als wir ihn angerufen haben“, so Schiller. Nach dem zweiten Treffen sei es schnell gegangen. „Fachlich ist der neue Trainer sehr hochklassig“, freut sich Schiller über dicken Fisch.

Handlungsbedarf besteht

Zudem sehen die Verantwortlichen Szücs „durch seinen Namen und sein Standing als ein Zugpferd für den einen oder anderen potenziellen Neuzugang“. Es besteht Handlungsbedarf: Ein halbes Dutzend Spielerinnen hat das Karriereende angekündigt. An der Spitze Schlüsselspielerin Carina Marhöfer, die gegen Nellingen letztmals das Trikot überzieht.

In der Weihnachtspause hatte Hans-Jürgen Kästl Bescheid gegeben, dass er seinen Vertrag beruflich bedingt nach nur einem Jahr nicht verlängert. „Das fanden wir sehr sehr schade, weil das Gesamtpaket super gepasst hätte“, so Schiller: „Hans-Jürgen ist fachlich toll und menschlich auch.“ Er habe das Beste herausgeholt, was der Kader und die Umstände hergegeben hätten und trotzdem die Mannschaft weiterentwickelt, relativiert Schiller die letztlich unausweichliche rote Laterne drei Spieltage vor dem Saisonende. „Hans-Jürgen ist nie in Frage gestanden, das ist mir ganz wichtig“, ergänzt die Abteilungschefin.

Mintraching ging mit einer Bayernliga-Truppe ins „Abenteuer 3. Liga“ unn zwischendrin musste Kästl auch da aus diversen Gründen noch Abstriche machen.