Wegen einer Gleisblockade am Kohle-Kraftwerk Neurath hat das Amtsgericht Grevenbroich am Montag eine Klimaaktivistin in Abwesenheit zu neun Monaten Haft verurteilt. Nach Angaben des Gerichts waren die 41-jährige Angeklagte und ihre Verteidigerin unentschuldigt nicht zur Verhandlung gekommen. Zuletzt wurde der Frau aus Bonn nur noch Störung öffentlicher Betriebe vorgeworfen. Der zunächst mitangeklagte Vorwurf des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ließ sich im Verfahren nicht bestätigen. Im Prozess hatten Polizisten ausgesagt, dass bei der Festnahme und Begleitung zu den Polizeifahrzeugen niemand Widerstand geleistet habe. Alles sei «ruhig und entspannt geblieben» hatte eine Beamtin Ende Februar betont.

An der Aktion am 5. November 2021 waren mehrere Dutzend Aktivisten beteiligt. Die Angeklagte hatte ihre Arme in ein Rohr eingegipst und dies unter den Gleisen angekettet, um die Kohlezulieferung zum Kraftwerk zu stoppen. Dem Kraftwerksbetreiber RWE war nach eigenen Angaben ein Schaden von knapp 1,5 Millionen Euro durch die Betriebseinschränkung entstanden. Die Grevenbroicher Amtsrichterin hat bereits zwei andere, an der Blockade Beteiligte aus Oldenburg und Kiel zu jeweils neun Monaten Gefängnis verurteilt. In einem Fall wurde die Haftstrafe vom Landgericht Mönchengladbach in eine Geldstrafe von 3600 Euro abgeändert. Der Termin über die Berufung des zweiten Falls steht bisher nicht fest.

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