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Tucker Carlson macht die Wende: Putins Erklärungen „das Dümmste, das ich je gehört habe“ – Kreml reagiert

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Tucker Carlson (l) während seines Interviews mit Russlands Präsident Wladimir Putin.
Tucker Carlson (l) hat sich gegen die Kritik an seinem Interview mit Präsident Putin gewehrt. © Gavriil Grigorov/imago-images

Der US-Moderator Tucker Carlson zeigte sich im Interview mit Putin handzahm, doch nun setzte er zu Kritik an. Indes zieht die Wirkung des Gesprächs weite Kreise – auch in den USA.

Moskau – Erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs hatte der russische Präsident Wladimir Putin Anfang Februar einem westlichen Medienvertreter ein Interview gegeben. Der Gesprächspartner seiner Wahl: Der rechtsgerichtete US-Moderator Tucker Carlson, der keine kritischen Nachfragen stellte und dem Kremlchef lediglich als Stichwortgeber diente. Während des Gesprächs mit Putin gab sich Tucker handzahm. Doch nun setzte er zu Kritik an: Ein Scheinargument Putins nannte der US-Amerikaner „eines der dümmsten Dinge, die ich je gehört habe“. Die Reaktion aus dem Kreml folgte prompt.

Kreml kontert Carlsons Kritik an Putin: „Versteht nicht viel, aber hört zu“

Carlson traf sich diese Woche zum Gespräch mit dem Podcast-Moderator Lex Fridman. In der am Dienstag (27. Februar) veröffentlichten Ausgabe ging es auch um das kontroverse Putin-Interview. Als eines seiner Scheinargumente für die völkerrechtswidrige Invasion in die Ukraine führt der Kremlchef immer wieder die Notwendigkeit der „Entnazifizierung“ des Nachbarlandes heran. Dabei ist der demokratisch gewählte ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj selbst Jude und auch in der übrigen politischen Landschaft spielt die Extremrechte nur noch eine marginale Rolle.

Der Westen kritisiert diesen vorgeschobenen Grund für den Angriffskrieg deshalb scharf. Kritische Worte kamen nun ausgerechnet von Carlson, der während seines Interviews mit Putin dessen Aussagen nicht hinterfragt hatte. „Ich dachte, es sei eines der dümmsten Dinge, die ich je gehört habe“, sagte der US-Moderator in seinem Gespräch mit Fridman. „Ich hasse dieses ganze Gespräch, weil es nicht echt ist“, fuhr der US-Moderator fort. „Es ist einfach ad hominem. Es ist eine Art, jemanden mit einem bösen Regime in Verbindung zu bringen, das nicht mehr existiert“, zitierte Newsweek aus dem Interview zwischen Carlson und Fridman.

Die Reaktion aus Moskau ließ nicht lange auf sich warten. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, der US-Amerikaner „versteht nicht viel“, aber höre zu. „Nur weil er Putin interviewt hat, heißt das nicht, dass jemand versucht hat, ihn zu bekehren. Das ist dumm, niemand hat solche Absichten“, so Peskow weiter – und hatte dann auch Lob für Carlson übrig. „Was ihn von anderen unterscheidet, ist seine Bereitschaft, sich verschiedene Standpunkte anzuhören und sie seinen Zuhörern und Zuschauern zu präsentieren“, behauptete der Kremlsprecher einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Argumente für Trump-Hardliner: Was hinter Putins Interview mit Tucker Carlson steckte

Doch warum überhaupt dieses Interview? Das Zielpublikum sei der Westen gewesen, analysierte ein mutmaßlicher Kreml-Insider unlängst im Gespräch mit dem russischen Oppositionsmedium Meduza. Dabei sei es darum gegangen, dass die Menschen in Russland sehen, dass Putin „immer noch die Agenda festlegt“, so die anonyme Quelle. Angesichts des US-Haushaltsstreits gibt es noch eine weitere Lesart. Ohne US-Hilfen, so heißt es aus Washington und Kiew, wird die Ukraine den Krieg verlieren. „Dieses Interview ist jetzt Futter für diese ganzen republikanischen Hardliner“, so die Analyse des Politik-Podcasts „Lage der Nation“ (LdN) in der vergangenen Woche.

Tucker Carlson galt während seiner Zeit als Fox-Moderator als das erzkonservative Sprachrohr des früheren Präsidenten Donald Trump. Insbesondere die Trump-Anhänger unter den Republikaner setzen sich für ein Ende der Ukraine-Hilfen ein. Das Putin-Interview liefere ihnen nun Argumente, warum die USA die Ukraine nicht mehr unterstützen sollten, hieß es weiter. „Das ist der Grund, warum Putin dieses Interview gegeben hat“, so die Analyse der LdN-Moderatoren Philip Banse und Ulf Buermeyer. Bislang waren die USA die wichtigsten Unterstützer Kiews, doch derzeit blockieren die Republikaner im Haushaltsstreit weitere Militärhilfen an die Ukraine. Der frühere US-Präsident Trump hatte während seines vergangenen Wahlkampfes mutmaßlich Hilfe aus Russland bekommen, ihm wird eine Nähe zu Putin nachgesagt. (beme)

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