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Eve Play im Test So kommt Musik vom iPhone auf die Stereoanlage

Der Hi-Fi-Verstärker steht seit Jahren ungenutzt im Keller? Eine unscheinbare Box namens Eve Play soll alte Audiogeräte ins Streamingzeitalter bringen. Im Test klappte das bestens. Unter einer Bedingung.
Die Eve Play (oben links) auf einem vielfach größeren und schwereren AV-Receiver: Bloß nicht die Lüftungsschlitze abdecken

Die Eve Play (oben links) auf einem vielfach größeren und schwereren AV-Receiver: Bloß nicht die Lüftungsschlitze abdecken

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Vielleicht geht es Ihnen ja wie mir und in Ihrem Keller steht seit Jahren unbeachtet die alte Stereoanlage herum? Während Streaminglautsprecher von Firmen wie Sonos, KEF oder Apple längst ihren Platz im Wohnzimmer eingenommen haben? Und weil man die modernen Geräte so leicht zu einem Multiroom-System vernetzen kann, beschallen sie vielleicht auch noch die Küche und das Schlaf- oder Kinderzimmer. Denn sie können alles abspielen, Musik, Podcasts und Internetradiosender. Oder bei einer Party den Beat synchron durch alle Zimmer der Wohnung pumpen.

Aber da ist eben auch noch diese alte Stereoanlage, die mit den alten Boxen. Sie war damals viel zu teuer, als dass man sie jetzt einfach zum Recycling bringen könnte. Außerdem klingt sie viel zu gut, mit den großen Lautsprechern und dem schweren Verstärker. Jedenfalls in der eigenen Erinnerung, denn praktisch wird sie ja gar nicht benutzt, weil man Musik statt von CDs und Schallplatten jetzt über Streamingservices hört.

Eine kleine Box, die Eve Play, soll dieses Dilemma nun lösen, zumindest für Apple-Nutzerinnen und -Nutzer.

Nackte Front: Hier gibt es nichts zu sehen, nur eine LED leuchtet während des Betriebs auf

Nackte Front: Hier gibt es nichts zu sehen, nur eine LED leuchtet während des Betriebs auf

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Vom WLAN in den Verstärker

Das fast quadratische Kästchen dient als Brücke zwischen Apples AirPlay-Technik und Hifi-Verstärkern, die alt sein können, aber nicht müssen. AirPlay dient dazu, Musik und andere Audiosignale vom iPhone, iPad oder Mac kabellos auf Audiogeräte zu übertragen. In der Apple-Music-App etwa findet man es unten in der Mitte des Bildschirms, als Symbol, das aus einem kleinen Dreieck und mehreren Kreisen besteht. Hält man seinen Finger darauf, öffnet sich eine Auswahlbox, in der alle im aktuellen WLAN verfügbaren AirPlay-Geräte angezeigt werden. Korrekt installiert erscheint hier auch die Eve Play und leitet die von ihr übers WLAN empfangene Musik per Kabel an die angeschlossene Stereoanlage weiter.

Die Rückseite der Eve Play: Gerade genug Platz, um alle Buchsen unterzubringen

Die Rückseite der Eve Play: Gerade genug Platz, um alle Buchsen unterzubringen

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Die dafür notwendigen Anschlüsse dürften der Grund für das Format der Box sein. Sie hat in etwa die Grundfläche einer CD-Hülle, ist mit 2,6 Zentimetern aber deutlich höher. Das reicht genau dafür aus, dass auf der Rückseite alle notwendigen Anschlüsse Platz haben: der Stecker für das Netzteil, eine Netzwerkbuchse, die man alternativ zum WLAN verwenden kann, zwei unterschiedliche S/PDIF-Digitalausgänge (koaxial und optisch) sowie ein Paar Cinch-Buchsen, über das das Audiosignal analog an einen Verstärker weitergegeben werden kann. Ein hochwertiges, ein Meter langes Cinch-Kabel liegt bei.

Synchronisierung auf Automatik

Hat man das Gerät an seinen Verstärker angeschlossen und das Netzteil in eine Steckdose gesteckt, muss man es noch in Apples Smart-Home-System HomeKit einbinden. Nur dann taucht es auf Apple-Gadgets neben HomePods, Apple-TVs und anderen AirPlay-Geräten als Audiogerät auf. Erfreulicherweise ist das schnell erledigt: Man scannt mit Apples Home-App oder der Eve-App einen mitgelieferten QR-Code und ordnet die EvePlay dem Raum zu, in dem die Stereoanlage steht.

Audio-Sync-Funktion: Die hier gemessenen 23 Millisekunden sorgen dafür, dass die Eve Play Musik synchron mit HomePods und anderen Geräten spielt

Audio-Sync-Funktion: Die hier gemessenen 23 Millisekunden sorgen dafür, dass die Eve Play Musik synchron mit HomePods und anderen Geräten spielt

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Besitzt man neben der Streamingbox noch weitere AirPlay-Geräte, also etwa HomePods, kann man deren Audiosignale miteinander abgleichen, sodass sie synchron spielen. Das ist spätestens dann wichtig, wenn man auf der Stereoanlage im Wohnzimmer und dem HomePod mini in der Küche dieselbe Musik hören möchte. Die Eve-App hat dafür eine »Audio Sync«-Funktion. Sie spielt über den angeschlossenen Verstärker mehrere Testtöne ab, die von einem integrierten Mikrofon empfangen werden. So kann das Gerät berechnen, wie lange die Verarbeitung seiner Audiosignale durch die angeschlossenen Geräte dauert und beim Zusammenspiel etwa mit HomePods einen entsprechenden Zeitversatz einplanen.

Mögen Sie es lieber digital oder analog?

An meinem 25 Jahren alten Surround-Receiver von NAD erfüllte die Eve Play ihre Aufgabe mit Bravour – und das sowohl digital als auch analog angeschlossen, wobei die beiden Anschlussvarianten durchaus unterschiedlich klingen. Mit dem mitgelieferten Cinch-Kabel am CD-Eingang des NAD-Receivers hatte der Sound einen relativ warmen, breiten Charakter. Das dürfte auch am hochwertigen Digital-Analog-Wandler (DAC) liegen, den die Eve verwendet. Er macht aus den digital übertragenen Musikdaten analoge Signale, die der Verstärker verstärken und über Lautsprecher ausgeben kann.

Das Bild wandelt sich etwas, wenn man die Eve Play stattdessen digital anschließt, ich habe hierfür den Koaxialanschluss verwendet. Dabei umgeht man den Wandler der Streamingbox und verwendet stattdessen den des Verstärkers. Bei meinem NAD wirkt Musik auf diese Weise übertragen einen Hauch transparenter, in den Bässen etwas knackiger. Für welche der beiden Anschlussvarianten man sich entscheidet, ist zum einen Geschmacksfrage, hängt zum anderen aber von der Güte des DACs im Verstärker ab – sofern der einen hat.

Fazit

👍 Sehr guter Klang

👍 Alle wichtigen Anschlüsse

👍 Einfache Installation

👎 Nur für Apple-Geräte

Wer seine Stereoanlage mit modernen Streamingdiensten wiederbeleben möchte – und Apple-Geräte nutzt – liegt mit der Eve Play richtig. Das Gerät ist einfach einzurichten, bietet alle notwendigen Anschlüsse und spielte im Test Musik nicht nur von Apple Music auch von anderen Musik-Apps wie etwa Qobuz sehr sauber ab. Allerdings immer nur über Apples-AirPlay-2-Technik. Android-Nutzerinnen und -Nutzer sind damit ausgeschlossen.

Alternativen sind mehrere ähnliche Streamingboxen: Da ist etwa der günstigere, aber mit weniger Anschlüssen bestückte Soundform Connect von Belkin oder der viel flexiblere und leider viel teurere Port von Sonos. Die Netzwerkplayer des Herstellers WiiM bieten ebenfalls vielfältige Möglichkeiten und sind, wie der Sonos Port, auch für Android-User interessant.

Hintergrund: Produkttests im Netzwelt-Ressort

Über welche Produkte wir in der Netzwelt berichten und welche wir testen oder nicht, entscheiden wir selbst. Für keinen der Testberichte bekommen wir Geld oder andere Gegenleistungen vom Hersteller. Es kann aus verschiedenen Gründen vorkommen, dass wir über Produkte nicht berichten, obwohl uns entsprechende Testprodukte vorliegen.