Schiri-Star riss sich das Kreuzband: Brychs Kampf ums Comeback

Star-Schiedsrichter Brych nach seinem Kreuzbandriss trainiert für sein Comeback

Star-Schiedsrichter Brych nach seinem Kreuzbandriss trainiert für sein Comeback

Foto: Robert Gongoll
Von: Jörg Althoff und Robert Gongoll (fotos)

Am Nymphenburger Kanal in München joggt ein Mann im schwarzen DFB-Trikot. Es sind nur ein paar Hundert Meter, aber sie lassen Dr. Felix Brych (48) lächeln.

„Läuft!“, sagt er.

Vier Monate nachdem sich der Rekord-Schiedsrichter der Bundesliga (344 Einsätze) das vordere Kreuzband im rechten Knie gerissen hat, macht er deutliche Fortschritte auf dem Weg zum Comeback. „Ich habe noch zwei Jahre im Köcher, mein Physio sagt sogar drei“, erzählt Brych später im Gespräch mit SPORT BILD. „Es zahlt sich jetzt aus, dass ich schon immer viel Training in meinen Körper investiert habe. Das ist ein gutes Gefühl, das mir eigentlich schon sehr bald nach der Verletzung große Hoffnung gemacht hat.“

Rückblick: Es ist Samstag, der 25. November 2023. Das Bundesliga-Topspiel Eintracht Frankfurt – VfB Stuttgart (1:2) ist für Brych ein ganz besonderes. Mit seinem 344. Einsatz zieht er mit Rekordhalter Wolfgang Stark (54, Karriere beendet) gleich. Dann kommt die 32. Minute: Brych, der kurz vorher schon im Rasen hängen geblieben ist, knickt weg. Zunächst macht er weiter, doch in der Halbzeitpause muss er aufgeben. Eintracht-Mannschaftsarzt Dr. Florian Pfab und DFB-Physio Philipp Groß versorgen ihn, Eintracht-Mitarbeiter Rainer Falkenhain fährt ihn in die Uni-Klinik. Das MRT gibt Gewissheit: vorderes Kreuzband rechts durch, Operation nötig. Eine große Karriere plötzlich beendet?

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Quelle: SID

Zweimal Welt-Schiedsrichter war er (2017, 2021), hat bei Welt- und Europa-Meisterschaften gepfiffen, bei Olympia. Kein anderer hat mehr Einsätze in der Champions League (69). Und als Bayern-Ikone Thomas Müller (34), aktuell der dienstälteste Bundesliga-Feldspieler, 2008 debütierte, war Brych schon vier Jahre dabei. „Mir war schnell klar: So will ich nicht aufhören“, sagt er.

Nur drei Tage nach dem Unfall wurde Brych morgens um 8 Uhr von Dr. Raymond Best, dem Mannschaftsarzt des VfB, in Stuttgart erfolgreich arthroskopisch operiert; nur eine winzige Narbe ist jetzt am Knie zu sehen.

Brych: „Es haben sich noch weitere Manager und Trainer gemeldet. Ich hätte auf das gesamte medizinische Netzwerk der Bundesliga zugreifen können. Ein großartiger Zusammenhalt.“

Brych ist auf dem besten Weg der Besserung durch gezieltes Training

Brych ist auf dem besten Weg der Besserung durch gezieltes Training

Foto: Robert Gongoll

An sechs Tagen pro Woche trainiert er inzwischen im MedicSports Reha-Center von Ex-Bundesliga-Physio Christoph Sollors (42/u. a. FC Augsburg). „Von 8 bis 10 Uhr, und später am Nachmittag, bin ich im Büro“, skizziert Brych, der als Abteilungsleiter beim Bayerischen Fußball-Verband arbeitet, seinen Tagesablauf. „Morgens radle ich meist zum Training. Momentan machen wir viel im Bereich Kraft, Koordination und Stabilisation. Jetzt kommen die Läufe dazu, die langsam intensiver werden.“

Das Etappenziel in seinem Comeback-Plan ist der Schiedsrichter-Leistungstest Ende Juli in Herzogenaurach. Zwei Sprints über 40 Meter in maximal sechs Sekunden muss Brych schaffen. Und hintereinander 40 Diagonal-Läufe über 75 Meter in je 20 Sekunden mit nur 18 Sekunden Pause zwischen den Strecken. Äußerst anspruchsvoll, zumal für einen bald 50-Jährigen.

Seit die Altersgrenze für Schiris nicht mehr angewendet wird, gilt allein das Leistungsprinzip. „Der Test ist sehr praxisnah, weil er dem modernen Umschaltspiel angelehnt ist“, erklärt Brych. „Wer da nicht mithält, kann im Profifußball nicht mehr pfeifen. Ich bin aber sehr sicher, dass ich das noch mal packe.“

In der Hinrunde 2024/25 soll dann Bundesliga-Einsatz Nummer 345 folgen. Auf dem Spielfeld, natürlich. Als VAR ist Brych ohnehin weiterhin im Einsatz.

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