Adler Mannheim: Viele Fragen nach dem frühen Aus

Eine gewisse Ratlosigkeit ist nicht zu übersehen: Die Adler Mannheim (stehend Trainer Dallas Eakins) haben sich aus dem Rennen um die deutsche Eishockey-Meisterschaft verabschiedet. Foto: Uwe Anspach/dpa
© Uwe Anspach/dpa

Eisbären Berlin sind zu stark für die Adler im Viertelfinale. Droht nun ein erneuter Umbruch? Trainer Dallas Eakins schweigt zu seiner Zukunft.

Anzeige

MANNHEIM. Wieder mal waren die Eisbären Berlin Endstation. Die Saison 2023/24 in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist für die Mannheim Adler vorbei. Die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins verlor gegen die Eisbären auch die fünfte Partie der Viertelfinalserie am Dienstagabend mit 2:3 und unterlag damit nach Spielen mit 1:4. Was bleibt als Fazit – und wie geht es nun weiter?

Der Kanadier Zachary Boychuk erzielte am Dienstagabend vier Minuten vor Schluss das entscheidende Tor für Berlin. Damit gehen die Mannheimer vorzeitig in die Sommerpause. Allerdings: Nach der bescheidenen Hauptrunde wäre ein Einzug der Adler ins Halbfinale gegen das zweitbeste Team der Hauptrunde auch eine Überraschung gewesen. Potenzial hatte der Mannheimer Kader natürlich allemal: Tom Kühnhackl, Leon Gawanke, der spät in der Runde kam, Matthias Plachta sowie die Nordamerikaner Ryan MacInnis oder Lindon Vey sind Akteure, die bei der Konkurrenz wohl Führungsspieler wären. Aber die Konstanz fehlte, vor allem in der Hauptrunde.

Im Sommer 2023 hatte der Schwede Johan Lundskog als Trainer übernommen und leitete einen Umbruch ein. Der Kader wurde umgekrempelt, viele Stammspieler hatten den Club im Mai verlassen. Nach ordentlicher Vorbereitung und gutem Start in Champions Hockey League und DEL stimmten im Herbst die Ergebnisse nicht mehr. Aber auch, weil Leistungsträger immer wieder verletzt ausfielen. Die Folge: Ende November musste erst Lundskog und dann auch der zuvor erfolgreiche finnische Sportmanager Jan-Axel Alavaara seinen Hut nehmen. Auf europäischer Ebene kam im Achtelfinale das doch etwas überraschende Aus gegen den Schweizer Erstligisten Rapperswil. Den damaligen DEL-Tabellenachten übernahm in Doppelfunktion (Trainer/Manager) der NHL-geprüfte US-Amerikaner Dallas Eakins. Es dauerte, bis die Mannschaft das System des 57-Jährigen annahm. Die späten Zugänge Gawanke und Keaton Thompson gaben den Mannheimern noch einmal einen Schub. In der Schlussphase der Hauptrunde spielten die Adler sehr ordentliches Eishockey und beendeten die Saison auf dem siebten Rang. In der ersten Playoff-Runde setzten sich die Kurpfälzer souverän gegen die Nürnberg Ice Tigers durch. Und nach dem 7:1-Startsieg bei den Eisbären schien das Momentum bei Eakins und Co.. Doch die Berliner stellten sich in der Defensive immer besser ein. Mit vier Siegen in Folge machten sie das Mannheimer Saisonaus perfekt. „Die vier Partien waren auf des Messers Schneide, wir hätten sie auch gewinnen können“, bilanzierte der Adler-Trainer und bekannte: „Egal, ob du Zweiter oder Siebter in der Hauptrunde warst, wenn du in den Playoffs rausfliegst, tut das immer weh. Das bricht einem das Herz. Das wird einige Zeit dauern, um das zu verarbeiten.“ Der erfolgsverwöhnte achtfache Deutsche Meister hat zum ersten Mal seit 2017 das Halbfinale verpasst. Eakins machte aber auch klar: „Ich bin ja erst spät zu den Adlern Ende November gekommen. Der Club hat in dieser Saison viele Widrigkeiten durchlaufen müssen. Das ist nie schön. Aber andererseits war es vielleicht gut. Wir haben viele Lektionen gelernt, wie wir es besser machen.“

Die Frage stellte sich aber direkt nach Abschluss: Macht Eakins in Mannheim weiter? Der Coach selbst wollte sich dazu am Dienstagabend nicht äußern: „Ich sorge mich aktuell nur um meine Spieler.“ Gut möglich, dass Eakins knapp fünfmonatiges Engagement bei den Adlern bereits zu Ende geht.

Anzeige

Was geht bei Brückmann, Holzer, Wolf, Loibl?

Auch einige Spieler des aktuellen Kaders könnten demnächst ihren Abschied bekannt geben, zum Beispiel Torwart Felix Brückmann. Der 32-Jährige hatte zwar im September 2023 seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Doch nun steht offenbar ein Torwarttausch mit Dustin Strahlmeier von den Wolfsburg Grizzlys im Raum. Neben Brückmann könnten auch Verteidiger Korbinian Holzer und Angreifer David Wolf die Adler verlassen. Stephan Loibl hat zwar noch einen Vertrag bis 2025, doch auch bei ihm gibt es offenbar Zeichen für einen vorzeitigen Abschied.

Als potenzielle Neuzugänge werden der ehemalige Mannheimer Maximilian Heim von den Eisbären Berlin, Verteidiger Lukas Kälble von den Fischtown Pinguins Bremerhaven und Samuel Soramies (Augsburger Panther) gehandelt.

Der Anspruch der Mannheimer ist eigentlich immer, mindestens ins Finale zu kommen. Die letzte Meisterschaft liegt aber auch schon fünf Jahre zurück. Nach drei Halbfinalteilnahmen danach war diese Runde die schlechteste seit Langem.

In den nächsten Wochen wird man sehen, ob den Adlern der nächste Umbruch ins Haus steht.

Anzeige

Tore: 1:0 Melchiori (0:59), 1:1 Plachta (17:12), 2:1 Boychuk (30:18), 2:2 Gilmour (54:25), 3:2 Boychuk (57:33). – Schiedsrichter: Anderson/Frano (Kanada/Tschechien). – Zuschauer: 14.200. – Strafminuten: 8:4.