Trainer Söderholm im Fokus :
RB München ist zurück im Glück

Von Günter Klein, München
Lesezeit: 3 Min.
Die Egos beiseite gestellt: Söderholm und die Spieler funktionieren als Team.
Nach der Hauptrunde muss etwas geschehen sein: RB München kommt pünktlich zu den Play-offs der Eishockey-Bundesliga in Fahrt – und wendet so auch das Scheitern von Trainer Toni Söderholm ab.

Toni Söderholm, der Trainer des EHC München, der stets in sich gekehrt wirkt, war ganz aufgekratzt. Der Finne verabschiedete sich von der Delegation der Grizzlys Wolfsburg mit einer launigen Bemerkung in Richtung des Geschäftsführers Charly Fliegauf, der auffällige Schuhe trug, mit denen er auch in einer Tanzrevue hätte auftreten können. Die Münchner hatten das vierte Spiel des Viertelfinales in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit 2:1 Toren gewonnen und die ganze Serie mit dem Idealergebnis von 4:0. „Vor zwei Wochen“, sagte Stürmer Filip Varejcka, der am Sonntag das entscheidende Tor erzielte, „war das noch unwahrscheinlich.“

Doch eben weil es so kam und die Spiele gegen Wolfsburg klar gestaltet wurden (6:3, 7:3, 4:3, 2:1), stehen die Münchner nun wieder ganz gut da. Und somit auch ihr Trainer: Der Finne Toni Söderholm, 45 Jahre alt, hatte das Team im Sommer 2023 als Meister und als tief geprägt vom US-Amerikaner Don Jackson übernommen – und er drohte schon zu scheitern. Nun hat das Team zum richtigen Zeitpunkt der Saison eine Leistungssteigerung hinbekommen und sich seinen alten Status zurückerkämpft. „Jetzt wird wieder jeder Gegner zweimal hinschauen. Ich glaube, dass es keiner leicht haben wird mit uns“, kündigt Varejcka an.

Der EHC München, der im September in die von seinem Besitzer Red Bull erbaute Arena „SAP Garden“ am anderen Ende des Münchner Olympiaparks umziehen wird, hat eine DEL-Hauptrunde hinter sich, in der er nie nachhaltig in Form kam. Platz fünf war das schlechteste Abscheiden seit der noch von Pierre Pagé verantworteten Saison 2013/14 (damals Siebter), in die Play-offs mussten die Münchner ohne den vertrauten Heimvorteil gehen. In der Champions Hockey League, die der Geldgeber wegen der internationalen Präsenz hoch bewertet, war der EHC auch früher als üblich, im Achtelfinale an Servette Genf, ausgeschieden. Die Kritik der Fans entzündete sich an Söderholm, weil der den in neun Jahren unter Jackson etablierten Spielstil ein wenig aufpeppen wollte und das zu ungewohnt vielen Niederlagen führte.

Für Söderholm gab es noch keine anerkennenden Rufe

Es schien nicht zu passen zwischen dem ehemaligen Verteidiger, der 2015/16 noch für München gespielt und auf Anraten von Jackson die Trainerlaufbahn eingeschlagen hatte, die ihn schnell sogar auf den Posten des deutschen Bundestrainers trug. Doch 2022/23 erlebte Toni Söderholm einen Karriereknick: Beim Deutschen Eishockey-Bund hörte er trotz kurz zuvor erfolgter Vertragsverlängerung auf, wechselte zum SC Bern in die Schweiz, hielt sich jedoch nur ein paar Monate. Für München war er nach Jackson, der sich intern auf die neugeschaffene Stelle des „Head of Coaches‘ Development“ verabschiedete, die große Lösung, Stallgeruch inklusive.

Doch unübersehbar war, dass langjährige Spitzenkräfte schwächelten. Andreas Eder, der schon qua seiner bayerischen Herkunft vom Tegernsee ein Spieler sein sollte, um den die Mannschaft herum aufgebaut wird, verabschiedete sich mitten in der Saison entnervt zum EV Zug in die Schweiz. Neben Söderholm an der Bande stand eine Woche lang auf einmal wieder Altmeister Don Jackson. Offiziell, um Ko-Trainer Pekka Kangasalusta, der sich im Januar bei einem Trainingsunfall eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, zu ersetzen. Die Münchner Fans feierten Jackson bei seinem Kurz-Comeback, für Söderholm gab es noch keine anerkennenden Rufe.

Dennoch ist etwas geschehen zwischen Hauptrunde und Play-offs, in die München „mit zwei unglaublichen Spielen“, so Varejcka, einstieg. Der Nationalspieler lobt das Eiszeiten-Management von Söderholm („Das hat er gut hinbekommen“), deutet allerdings auch an, dass vieles aus der Gruppe kam: „Wir haben genug Klasse im Team, wenn jeder sein Ego beiseite stellt.“ Dazu habe es Meetings gegeben. „Unabhängig davon, wer als Trainer an der Bande steht, ist es wichtig, dass wir als Mannschaft funktionieren. Toni unterstützt uns dabei.“ Es könnte noch eintreten, worüber Söderholm vor Wochen sinniert hatte: „Ich dachte, wir haben eine Mannschaft, die schon im Herbst stark ist. Doch vielleicht sind wir eine Frühlingsmannschaft.“