Dass die Deindustrialisierung im Land kein Hirngespinst ist, merken Dienstleister im Kreis Göppingen. „So sank das Schrottaufkommen im vergangenen Jahr bei uns um 30 Prozent“, sagt Beate Schwarz, die geschäftsführende Gesellschafterin der Firmengruppe „DU: willkommen in der Umwelt“, laut einer Pressemitteilung. Zudem habe man 2023 durch die Insolvenz metallverarbeitender Betriebe, deren Schrott das Familienunternehmen seit Jahrzehnten entsorgt, mehrere zehntausend Euro Umsatzausfall. Was besonders schmerze: dass davon mehr als die Hälfte bereits an weitere Dienstleister bezahlt sei. Der Entsorger übernehme nur die Logistik der Wertstoffe, um diese an Wiederaufbereiter wie Gießereien weiter zu veräußern und so den Recyclingkreislauf zu schließen.

Weniger Beschäftigte

So stehe am Ende des Geschäftsjahres 2023 sieben Prozent weniger Umsatz, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Statt mehr als 40 Millionen Euro im Vorjahr habe die DU-Gruppe, zu der die Firmen ETG Entsorgung + Transport Göppingen, Fetzer Rohstoffe + Recycling, Metall-Recycling Göppingen sowie PET-Recycling gehörten, knapp 38 Millionen Euro. Damit einher gehe, dass Beschäftigte, die das Unternehmen verlassen haben, nur in Teilen ersetzt würden. „So hat sich die Mannschaft von 180 auf 140 Beschäftigte reduziert“, wie Beate Schwarz verdeutlicht.

Abfallaufkommen im Kreis sinkt

Hintergrund sei zum einen das gesunkene Abfallaufkommen im Kreis. Nach der Neuvergabe durch den Abfallwirtschaftsbetrieb vor drei Jahren leeren die Holzheimer noch im halben Kreis die Restmülltonnen. Das seien täglich 1100 Abfallkübel, alle mit Seitenlader – was Personal spare, weil Lkw-Fahrer allein unterwegs seien. Auch Sperrmüll sowie Grünschnitt holten inzwischen andere Firmen ab.
Auf der anderen Seite habe die Gruppe schon seit zehn Jahren neue Geschäftsfelder erschlossen, heißt es weiter. Allen voran die Herstellung von Pflanzenkohle, die meist als Bodenverbesserer Einsatz findet. Rund 700 Tonnen produziere der Betrieb jährlich auf drei Anlagen im Dreischichtbetrieb. „Das läuft fast vollautomatisch“, so Schwarz. Die geschäftsführende Gesellschafterin freue sich neben guten Umsätzen in 2023 über eine hohe Nachfrage im Januar und Februar. So seien bereits 30 Prozent der Jahresproduktion verkauft.

Pflanzenkohle für die Bauindustrie

„Pflanzenkohle ist eine CO2-Senke, die neben der Landwirtschaft, in Biogasanlagen und Erdenwerken nun auch im Straßenbau eingesetzt wird“, erklärt Schwarz. Ziehe die Nachfrage weiter an, könne 2025 eine vierte Anlage in Betrieb gehen. Die Herstellungsverfahren hätten sich differenziert. Es gebe heute Techniken, die minderwertige Pflanzenkohle herstellen. Diese sei zwar nicht in der Landwirtschaft einsetzbar – sehr wohl aber in der Bauindustrie.
Zudem stelle DU dieses Jahr ein Gelände in Ebersbach zur Verfügung, auf dem eine Testanlage zu Wasserstoffherstellung installiert werde. In der Pilotanlage werde aus Abfall grüner Wasserstoff (H2) produziert.