Ganderkesee/Bremen - Das eigentlich so rege kirchenmusikalische Leben in der Ganderkeseer Kirche St. Cyprian und Cornelius befindet sich aktuell im Pausenmodus: Mit dem Weggang von Kreiskantor Thorsten Ahlrichs sind auch Konzertformate wie die „Stunde der Orgel“, die monatlichen Kurzkonzerte an der Schnitger-Orgel oder Arp-Schnitger-Tage vorerst verschwunden. Noch ist die Nachfolge des engagierten Musikers und Musikvermittlers nicht verkündet – und es dürfte auch noch eine Weile dauern, bis ein neuer Kantor oder eine neue Kantorin ein Konzertprogramm auf die Beine gestellt hat.
Auf hochklassige Kirchenmusik braucht das Ganderkeseer Publikum gleichwohl auch in diesem Jahr nicht zu verzichten. Denn: Abermals ist die Ganderkeseer Kirche mit ihrer mehr als 300 Jahre alten Orgel wieder Außenstandort des Musikfests Bremen, das vom 17. August bis zum 7. September in der Region stattfindet. Gleich zweimal macht das Musikfest in St. Cyprian Station: mit dem Arp-Schnitger-Festival und dem Abschlusskonzert eines Workshops für junge Sänger und Musiker aus aller Welt.
Bis zum 14. April gewährt der Veranstalter einen Frühbucher-Rabatt von 15 Prozent. Regulär kosten die Karten für das Konzert am 25. August 32 Euro und für das Konzert am 6. September 25 Euro. Erhältlich sind sie telefonisch beim Ticket-Service in der Bremer Glocke (Telefon 0421/33 66 99) sowie in allen Eventim- und Nordwest-Ticket-Vorverkaufsstellen (www.nordwest-ticket.de) und im Shop des Musikfests (www.musikfest-bremen.de).
Jungen Konzertbesuchern bietet das Musikfest Bremen Sonderkonditionen: Für das Bis-18-Ticket (nach Verfügbarkeit) zahlen Kinder und Jugendliche bis einschließlich 18 Jahre 6 Euro. Last-Minute-Tickets (nach Verfügbarkeit) für Schüler, Studierende, Freiwilligendienstleistende und Auszubildende bis 30 Jahre gibt es (nach Verfügbarkeit) ab 30 Minuten vor Konzertbeginn an der Abendkasse für 12 Euro.
Arp-Schnitger-Festival
Am Sonntag, 25. August, 19 Uhr, wird das Arp-Schnitger-Festival – wie schon mehrfach – in Ganderkesee ausklingen. Unter dem Titel „Große deutsche Kirchenmusik“ spannen Roland Wilson und seine preisgekrönten Ensembles Musica Fiata und La Capella Ducale einen Bogen von Heinrich Schütz über Matthias Weckmann bis zu Johann Sebastian Bach.
Auf dem Programm stehen das prachtvolle Magnificat sowie die ausladende Vertonung des 85. Psalms von Schütz. Einer seiner Meisterschüler am Dresdner Hof war Weckmann, der später das Hamburger Musikleben zu neuer Blüte führte. Für musikalischen Glanz im benachbarten Lübeck sorgte Dieterich Buxtehude, der mit seiner Ciaconna e-Moll BuxWV 160 vertreten ist. Dass der junge Bach nicht zuletzt den Einflüssen dieser drei Komponisten viel zu verdanken hat, zeigt eine seiner frühesten Kirchenkantaten „Nach dir Herr verlanget mich“ BWV 150. Unter Einbeziehung der Schnitger-Orgel und mit dem verführerischen Klang der Zinken und Barockposaunen wird ein Eindruck der damaligen musikalischen Wirklichkeit authentisch wiedergeben.
Wege zu Bach
Der belgische Bass und Ensemblegründer von Vox Luminis, Lionel Meunier, leitet mit Tuomo Suni (Violine), Edoardo Bellotti (Orgel) und Florian Sievers (Gesang) die dritte Auflage des Musikfest-Ateliers „Wege zu Bach“. Im Rahmen ihres mehrtägigen Workshops in Ganderkesee ergründen sie mit jungen Sängern und Instrumentalisten, welche Komponisten für Johann Sebastian Bach in seiner musikalischen Entwicklung prägend waren. Das Abschlusskonzert findet am Freitag, 6. September, 19.30 Uhr, in Ganderkesee statt.
Im Mittelpunkt stehen die legendären „Abendmusiken“ in Lübeck, die wohl älteste öffentliche Konzertreihe der Welt. Franz Tunder hatte diese als Organist der dortigen Marienkirche zunächst als reine Orgelkonzerte außerhalb eines Gottesdienstes für die Kaufleute der Stadt eingeführt. Sein Nachfolger und Schwiegersohn Dieterich Buxtehude entwickelte sie zu einer hoch angesehenen Konzertreihe mit großer instrumentaler und vokaler Besetzung, die Publikum aus nah und fern geradezu magisch anzog – so auch den jungen Bach.
In St. Cyprian und Cornelius wollen die jungen Musiker die „Abendmusiken“ ein Revival erfahren lassen. Dabei werden sie nicht nur die Schnitger-Orgel, sondern auch die Emporen der Kirche einbeziehen.