Briefing am Montagmorgen

Scholz in Israel, Pseudowahl in Russland und unsere Empfehlungen: Das Wichtigste zum Start in den Tag

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Das Wichtigste am Morgen: Scholz ändert in Israel seinen Tonfall, und Putin verbucht bei Russlands Pseudowahl mehr als 80 Prozent Zustimmung

Und das lesen Sie nur in der NZZ: Angst vor russischen Hackern ist weit verbreitet. Sie könnten das Stromnetz lahmlegen oder die Wasserversorgung sabotieren – solche Szenarien sind beunruhigend. Doch Verunsicherung spielt nur dem Kreml in die Hände. Bei Cyberangriffen geht es auch um Einschüchterung. Wer psychologische Effekte erkennt, kann gegnerische Aktionen ins Leere laufen lassen. Zum Kommentar

Das Wichtigste am Morgen

Nach den USA erhöht auch Scholz den Druck auf Netanyahu

Das ist passiert: Der Bundeskanzler hat bei seinem Besuch in Israel an das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza erinnert und explizit vor einem militärischen Schritt gewarnt. Bei seinem Auftritt mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wählte Olaf Scholz deutliche Worte: «Wir können nicht zusehen, wie Palästinenser den Hungertod riskieren.» Viel mehr humanitäre Hilfe müsse nach Gaza kommen. Zum Bericht

Darum ist es wichtig: Im Oktober hatte beim Solidaritätsbesuch von Scholz zehn Tage nach dem Massaker der Hamas die unverbrüchliche Solidarität mit Israel im Vordergrund gestanden. Jetzt ist es die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen. Selbst Israels engste Verbündete wie die USA erhöhen nach fünf Monaten Krieg, Tausenden von Toten und massiver Zerstörung den Druck. Der Adressat Netanyahu zeigt sich bis jetzt unbeeindruckt.

So ist die Lage im Gazastreifen: Israels Armee hat in der Nacht einen erneuten Einsatz im Bereich des Schifa-Krankenhauses gemeldet. Die Hamas habe sich im grössten Spitals der Region neu gruppiert und befehlige von dort aus Angriffe. Zu den neusten Entwicklungen

Bei der russischen Pseudowahl erzielt Putin ein überwältigendes Ergebnis

Das ist passiert: Die dreitägige Präsidentschaftswahl hat Russland als Jubelfest für Wladimir Putin inszeniert – mit vorhersehbarem Resultat. Nach Auszählung von gut 80 Prozent der Wahlzettel entfielen auf den Amtsinhaber mehr als 87 Prozent der Stimmen. Das informell angestrebte Ergebnis lag bei 80 Prozent. Zum Bericht

Darum ist es wichtig: Die Wahl sollte demonstrieren, wie geeint, demokratisch und fortschrittlich das vom Westen verfemte Land doch sei. Zahlreiche Zwischenfälle trübten das Bild. Wahlkabinen wurden angezündet, in Wahlurnen wurde Farbe geschüttet. Wegen «Behinderung des Wahlvorgangs» gab es zahlreiche Festnahmen. Doch es bestanden nie grosse Zweifel daran, dass eine Mehrheit der Bevölkerung Putin auch ohne Manipulationen nach wie vor unterstützt. In Zeiten von Krieg und Repression gibt es kaum Spielräume für Andersdenkende.

Weitere Entwicklungen:

  • Putin bestätigt erstmals einen geplanten Austausch von Alexei Nawalny: Er habe vor dem Tod seines Kritikers bereits sein Einverständnis zum Tausch gegen im Westen inhaftierte Russen gegeben. «Aber es passiert, dagegen kann man nichts tun, so ist das Leben», sagte Putin nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. Nawalnys langjähriger Vertrauter Leonid Wolkow nannte die Stellungnahme «zynisch». Putin sei eine «Blut saugende Wanze», die bald platzen werde. Zu den neusten Entwicklungen
  • Die Ukrainer zielen auf das Herz der russischen Kriegswirtschaft: Sie haben innerhalb einer Woche sieben Erdölraffinerien in Brand geschossen. Möglich wurde dies dank neuen Drohnen mit hoher Reichweite. Die Angriffswelle ist für Russland eine strategische Gefahr. Zum Bericht
  • Der lange Leidensweg der Krimtataren geht weiter: Mit der Besetzung der Halbinsel hat vor genau zehn Jahren der Krieg gegen die Ukraine begonnen. Die auf der Krim einst dominante Volksgruppe ist als «Kanonenfutter» Russlands Willkür ausgeliefert. Ihr im Exil lebender Anführer hat die Hoffnung trotzdem nicht verloren. Zum Bericht

Alles zum Krieg in der Ukraine: Zur Übersichtsseite

Was sonst noch passiert ist

  • Nordkorea hat nach südkoreanischen und japanischen Angaben mehrere Raketen abgefeuert: Sie seien etwa 300 Kilometer weit geflogen und im Meer niedergegangen. Es handele sich vermutlich um ballistische Kurzstreckenraketen. Zu den neusten Entwicklungen
  • Viele Niederländer zweifeln an ihrem Wirtschaftsmodell und der Migration: Unternehmen sehen den Standort in Gefahr, weil Parteien und Experten die Einwanderung begrenzen wollen. Die Politik ist den einen zu lasch, den anderen zu restriktiv, und dritte glauben, es kämen zu viele Geringqualifizierte und zu wenig Spezialisten. Zum Bericht
  • Indien bringt Transparenz in die undurchsichtige Parteifinanzierung: Wahlen sind teuer, und Parteien brauchen eine volle Kriegskasse. Das Oberste Gericht verfügte nun vor den nationalen Wahlen im Frühling, dass Namen von Parteispendern veröffentlicht werden müssen. Vor allem für die Regierungspartei ist das brisant. Zum Bericht
  • Indien beschleunigt das nukleare Wettrüsten: Delhi sieht sich vor allem durch China bedroht, das seit einiger Zeit sein Atomarsenal stark ausbaut. Nun sollen indische Raketen mehrere Atomsprengköpfe tragen, die verschiedene Ziele treffen können. Zum Bericht
  • Ein Luxusunternehmen plant Spaniens grössten Börsengang seit zehn Jahren: Die familiengeführte Firma Puig ist eine Dynastie, die vergleichbar mit der französischen L’Oréal-Gruppe ist. Mit Marken wie Jean Paul Gaultier, Paco Rabanne und Carolina Herrera wollen die Katalanen an der Börse überzeugen. Zum Bericht
  • Florida hat genug vom «spring break»: Weil die berüchtigten Frühlingsferien-Partys immer mehr aus dem Ruder laufen, gibt es dieses Jahr strenge Verbote. Feiernde Jugendliche sollen schon abgeschreckt werden, bevor sie kommen. Zum Bericht

Das empfehlen wir heute

Hämmern im Kopf: Wer unter ständigen Kopfschmerzen leidet, ist in Beruf und Privatleben stark eingeschränkt. Die Ursachen sind vielfältig, aber mittlerweile gibt es für die meisten Arten von Kopfschmerzen wirksame Therapien. Manchmal hilft sogar eine Psychotherapie. Im Umgang mit Schmerzmitteln ist indessen Vorsicht geboten. Zum Bericht

Leben auf dem Mars: Elon Musk ist in Gedanken schon unterwegs zum Roten Planeten. Mit seiner Starship-Rakete will der SpaceX-Gründer die Menschheit zu einer Spezies weiterentwickeln, die auf zwei Planeten lebt. Schenkt man ihm Glauben, soll es Ende dieses Jahrzehnts losgehen mit dem Projekt Auswanderung. Von Rückreisen ist erst einmal nicht die Rede. Zum Bericht

Land ohne Kontrolle: Haiti ist zu einem gescheiterten Staat geworden. Kriminelle Banden wüten, staatliche Akteure können nichts ausrichten. Politische Instabilität und Gewalt sind allgegenwärtig seit der Unabhängigkeit vor zweihundert Jahren. Ausländische Interventionen haben das Staatswesen weiter geschwächt. Zum exklusiven «NZZ PRO Global»-Hintergrund

Unsere Empfehlung für «The Market»-Abonnenten

Wertvolle Grossbank-Trümmer: Vor einem Jahr wurde in der Schweiz das Ende der Credit Suisse beschlossen. Die UBS machte den Deal ihres Lebens. Ihr Kursgewinn seitdem nimmt erst einen Bruchteil davon vorweg, was die nun einzige Schweizer Grossbank aus der Übernahme schöpfen kann. «The Market» geht dem Potenzial nach, das die Integration entfacht hat. Zur Analyse

Bevor Sie weitergehen

🎧 Hören: Vor einem Jahr schluckte die Schweizer Grossbank UBS die sterbende Credit Suisse. Doch der Zusammenschluss ist kompliziert. Eflamm Mordrelle hat UBS-Präsident Colm Kelleher für ein Exklusiv-Interview getroffen. In der neusten Folge von «NZZ Akzent» berichtet der Wirtschaftsredaktor, auch jetzt gebe es noch viel zu tun – wichtige Schritte wurden noch gar nicht angegangen. Zum Podcast

📺 Sehen: Der Fall beginnt mit einer toten Frau und zwei Eichhörnchen im Schrebergarten. Doch dieser «Tatort» aus Münster nimmt unerwartet internationale Dimensionen an. Bald geht es um die deutsche Einheit und zwanzig über den ganzen Globus verteilte Mordfälle. Diese Weltoffenheit tut «Unter Gärtnern» ausgesprochen gut. Der klamaukige Humor bleibt dabei keineswegs auf der Strecke. Zur Rezension

Haben Sie einen guten Start in die neue Woche.
Klaus Bardenhagen

Das Briefing erscheint wochentags um 6 und 17 Uhr. Samstags gibt es eine Wochenendausgabe um 7 Uhr.