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Köln. (MR/DR) Es sollte „DIE“ Saison der Kölner Haie werden. Ein sehr guter Start in die Vorbereitung und in die Saison ließen die Hoffnungen... Saisonbilanz 2023/24: Die Kölner Haie scheitern erneut an den eigenen Ansprüchen
Enttäuschte Haie-Spieler nach dem letzten Saisonspiel – © Sportfoto-Sale (DR)

Enttäuschte Haie-Spieler nach dem letzten Saisonspiel – © Sportfoto-Sale (DR)

Köln. (MR/DR) Es sollte „DIE“ Saison der Kölner Haie werden. Ein sehr guter Start in die Vorbereitung und in die Saison ließen die Hoffnungen auf eine lange Saison bei den Haie-Fans keimen, am Ende scheiterte man krachend in den Pre-Playoffs. In der Endabrechnung war es eine Saison, die zu konstant unkonstant verlief.

Dank der finanziellen Unterstützung der Gesellschafter und Sponsoren der Haie konnte Haie-Coach Uwe Krupp seinen Wunschkader für die PENNY DEL Saison 2023-24 zusammenstellen, und dieser sollte um die Meisterschaft mitspielen. Was auf dem Papier vorab schon sehr gut aussah und den Meistertitel nach 2002 als machbar erscheinen ließ, schürte allerdings die hohen Erwartungen, die dann bei weitem nicht erfüllt werden sollten. Neben der Top Reihe um Louis-Marc Aubry, Andreas Thuresson und Maximilian Kammerer konnte auch die „Oldie-Reihe“ mit David MacIntyre, Mark Olver und Jason Bast gehalten werden. Dazu kam frischer Offensivwind mit Justin Schütz, Tim Wohlgemuth und Elias Lindner. Die Verteidigung wurde zu Saisonbeginn lediglich mit dem NHL und KHL erfahrenen Andrej Šustr neu besetzt. Auf der Torhüter Position kam von den Eisbären Berlin Tobias Ancicka hinzu.

Nach einer sehr guten und erfolgreichen Vorbereitung sowie den Siegen in vier der ersten fünf Saisonspiele mit 13 aus 15 möglichen Punkten und einem 5:2 Sieg gegen den amtierenden Meister, wähnte man sich auf einem guten Weg, der möglichst mit dem Finale um die Deutsche Meisterschaft enden sollte. Doch das Erwachen kam bald: So brachte man es über die Saison gesehen nie fertig, eine Siegesserie zu starten; nach vier Spielen war jeweils Schluss. Dazu kamen immer wieder teils klare Siege und Siege gegen Mitfavoriten, um im Spiel drauf wieder völlig neben der Spur zu laufen. Auch hatte man als Zuschauer und Beobachter das Gefühl, dass hier immer wieder an der Reihenzusammenstellung herumgebastelt wurde – und das nicht nur aufgrund von Ausfällen – und bis in die Schlussphase der Saison hinein, wo sich die Reihen eigentlich gefunden haben sollten. Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass der mehrfache Ausfall (zwei Gehirnerschütterungen) von Reihe-eins-Stürmer Thuresson ein großes Loch vor allem in das Powerplay gerissen hat. Besonders weh tat der Fanseele aber auch die 1:7 Klatsche beim Erzrivalen DEG. Am Ende der Saison stand eine unerklärliche und deftige 0:5 Niederlage bei den Grizzlys in Wolfsburg – hier hätte man bei einem Sieg noch die direkte Playoff Qualifikation im Blick und in Reichweite gehabt – sowie im letzten Spiel die offenbare Selbstaufgabe zuhause beim 1:6 gegen die Adler Mannheim. Allerdings erstaunte dann der erste Auftritt zwei Tage später im ersten Spiel der ersten Playoffrunde beim 5:1 Sieg in Ingolstadt, die man ja mit getauschtem Heimrecht auswärts starten musste, weil die Lanxess Arena belegt war (wer hatte auch schon mit Pre-Playoffs gerechnet…?). Zwei Spieltage später war es dann aber bereits vorbei mit jeglichen Hoffnungen, als die Haie jeweils das erste Drittel verschliefen und es am Ende nicht mehr für eine Erfolg reichte. So entpuppte sich das großartige und kämpferische Motto für die Playoffs „Bring the Fire“ sehr schnell als Strohfeuer – oder war’s gar nur ein Teelicht?

Volle Lanxess Arena –©Sportfoto-Sale (DR)

Volle Lanxess Arena – © Sportfoto-Sale (DR)


Doch es soll hier nicht alles verdammt werden, es gab auch Positives in dieser abgelaufenen Saison. So rannten die Zuschauer den Haien förmlich die Bude ein, und man konnte einen neuen Europarekord mit 16.993 Zuschauern pro Spiel aufstellen und löst damit den SC Bern ab mit bis Dato 16.399 Besuchern aus der Spielzeit 2016/17. Außerdem hat sich Youngster Justin Schütz als Top-Verpflichtung entpuppt – nachdem man für ihn nach der Deutschland-Cup-Pause die passenden Mitspieler gefunden hatte.

Die Spieler in der Einzelkritik:

Die Torhüter:

30 – Mirko Pantkowski: Bekam zu Beginn der Saison das Vertrauen von Uwe Krupp. Konnte diesen Bonus aber nicht mit entsprechenden Leistungen bestätigen. Wirkte oft unsicher und hatte einige Fehlgriffe. Fand sich letztendlich in der Reservistenrolle wieder.

Tobias Ancicka – © Sportfoto-Sale (DR)

Tobias Ancicka – © Sportfoto-Sale (DR)


45 – Tobias Ancicka: Hat an seiner neuen Wirkungsstätte einen weiterer Schritt in seiner Entwicklung gemacht und avancierte zur unumstrittenen Nummer 1 im Kölner Tor. Sein Vertrag wurde bereits um zwei weitere Jahre verlängert. Nicht zu vergessen sein Fight mit Torhüter-Kollege Niklas Treutle von den Nürnberg Ice Tigers während einer hitzigen Spielphase: Er gab hinterher zu Protokoll, dass er auch nicht mehr wisse, was ihn da geritten hatte, und dass es mit Sicherheit nicht mehr vorkäme. Ein Spaß für die Zuschauer war diese Seltenheit allemal.

Die Verteidiger:

7 – Nick Bailen: Konnte bei weitem nicht an seine Premieren-Saison anknüpfen. Sehr fehlerbehaftetes Spiel – geht bekanntermaßen auch gerne nach vorn und war bisher aufgrund seiner Wendigkeit und Schnelligkeit auch ebenso schnell wieder hinten. Vernachlässigte in dieser Saison aber öfter mal die Verteidigung und spielte teils katastrophale Pässe. In der Endphase der Hauptrunde als „Passagier“ kritisiert, der eigentlich mal auf die Tribüne verbannt werden müsste. Bailen hat noch ein Jahr Vertrag.

13 – Nick Aichinger: Bekam wenig Einsätze, wurde hauptsächlich zum Aushelfen geholt, als es in der Defensive viele Ausfälle gab, und benötigte dann natürlich eine gewisse Eingewöhnungszeit bei den Haien. Bekommt seine Eiszeit in Bad Nauheim beim Kooperationspartner.

17 – Jan Luca Sennhenn: Der junge Mann (23 Jahre) entwickelt sich weiterhin prächtig. Unaufgeregt, solide und mit Übersicht spielend. Bekam entsprechend auch mehr Eiszeit.

Jan Luca Sennhenn –©Sportfoto Sale DR.jpg

Jan Luca Sennhenn – © Sportfoto-Sale (DR)


22 – Maximilian Glötzl: Wenig Einsätze, öfter verletzt, physisch starker Verteidiger. Sein Vertrag läuft noch ein Jahr.

29 – Andrej Šustr: Der hoch aufgeschossene Tscheche (2,02 Meter) machte – wie alle Neuzugänge – zu Beginn eine sehr gute Figur. Lieferte ein stabiles Pärchen mit Landsmann Dietz. In anderer und wechselnder Besetzung etwas abgetaucht und teilweise mit haarsträubenden (Fehl)Pässen.

57 – Brady Austin: Stabiler Verteidiger, wie man ihn aus der Vorsaison kennt.

63 – Patrick Sieloff: Alter Bekannter, wurde aufgrund von Personalengpässen zum Jahreswechsel nachverpflichtet. Machte das, wofür er geholt wurde.

67 – Stanislav Dietz: Wirkte ebenfalls unsicherer als in der letzten Saison, zumindest ohne Linemate Šustr. Gute +/- Bilanz, nach vorne weniger effektiv als im Vorjahr. Dietz wird für die kommende Saison mit den Iserlohn Roosters in Verbindung gebracht.

68 – Edwin Tropmann: Der Nachwuchsmann bekam keinen einzigen Einsatz in DEL Spielen, war diese Saison beim Kooperationspartner EC Bad Nauheim geparkt oder spielte im Kölner DNL-Team.

91 – Moritz Müller: Spielt nach wie vor das, was er kann. Mo ist allerdings immer weniger ein Faktor in der Verteidigung der Haie. Der Kapitän und das „Gesicht“ der Haie wird nach eigenem Bekunden eine letzte Saison anhängen, es wäre seine 21. Saison.

Die Stürmer:

5 – Robin Van Calster: Der Belgier mit deutschem Pass hat sich enorm weiterentwickelt. Spielte nach wie vor in der vierten Reihe oder auch mal Unterzahl, bekam aber etwa 1/3 mehr Eiszeit als im Vorjahr.

9 – Maximilian Kammerer: Startete die Saison neben Aubry und Thuresson mit einem langen Point-Streak von 13 Spielen, in denen er jeweils erfolgreiches verbuchen konnte. Danach teilweise glücklos. Maxi bleibt voraussichtlich noch ein weiteres Jahr.

Justin Schütz – © Sportfoto-Sale (DR)

Justin Schütz – © Sportfoto-Sale (DR)


10 – Justin Schütz: Ohne Frage – „DER“ Durchstarter bei den Haien. Wenn irgendjemandem der Wechsel zu den Haien gut getan hat, dann ihm. Fand erst nach der Deutschland-Cup Pause seine Reihe und Mitspieler in MacLeod und Grenier, scorte seit Anfang Dezember regelmäßig, dass er sogar zum DEL-Top-Torschützen avanciert und verdient zum Stürmer des Saison gekürt wurde. Sein Vertrag läuft aus, und er macht sich Hoffnungen auf einen Versuch in Nordamerika, möglichst in der NHL.

15 – Louis-Marc Aubry: Immer präsent vor dem Tor der Gegner. Auch für ihn lief es am besten mit der vom Vorjahr bekannten Reihe um Kammerer und Thuresson.

16 – Jason Bast: Oft verletzt. Seine Zeit als Profi scheint abgelaufen zu sein. Wenn er spielte, war er – vor allem im Verbund mit McIntyre – ein wichtiger Faktor in Unterzahl und für den einen oder anderen Shorthander verantwortlich.

19 – Frederik Storm: Der Dänisch-Deutsche Allrounder war neu im Team von Uwe Krupp. Überzeugte mit Spielwitz, war immer torgefährlich und machte seinen Job, egal in welcher Reihe. Als in der Verteidigung über mehrere Spiele große Personalnot herrschte, machte er auch hier eine gute Figur – als hätte er nie etwas anderes gemacht. Verdiente sich hier auch ein Sonderlob vom Coach.

21 – Mark Olver: Der Kanadier mit deutschem Pass war zu häufig verletzt, bekam nur wenig Einsätze.

David McIntyre – © Sportfoto-Sale (DR)

David McIntyre – © Sportfoto-Sale (DR)


26 – David McIntyre: War wertvoll im Gefüge der Haie. Arbeitete meist als Center der hinteren Reihen, dort aber sehr verlässlich. Eine Bank in Unterzahl und für den einen oder anderen Shorthander verantwortlich. Beendet leider seine Karriere.

33 – Tim Wohlgemuth: Für den Neuzugang brauchte es sehr lange, bis er sich zwischen passenden Mitspielern wiederfand und einspielen konnte. Kam zum Schluss als Ersatz von Thuresson neben Aubry und Kammerer zum Einsatz. Es war insgesamt aber wohl nicht sein erhoffter großer Karrierefortschritt.

34 – Elias Lindner: Der Youngster bekam wenig Eiszeit. Aber wenn, dann ohne große Fehler. Auf den Karrieresprung wartet er noch.

36 – Andreas Thuresson: Sehr verletzungsanfällig. Laboriert zum wiederholten Male an einer Gehirnerschütterung. Gefiel aber in den Spielen, die er absolvieren konnte, mit Spielwitz, körperlicher Härte und Knipser-Qualitäten, auch sehr wichtig für das Powerplay. Das Karriereende droht vielleicht.

Andreas Thuresson – © Sportfoto-Sale (DR)

Andreas Thuresson – © Sportfoto-Sale (DR)


55 – Carter Proft: Der Mann fürs Grobe. Wenn jemand einem Gegenspieler nerven und unter die Haut fahren kann, dann ist es Carter Proft. Proft wird ebenfalls mit Iserlohn in Verbindung gebracht.

82 – Alexandre Grenier: Geniale Momente. Von Magenta Sport oft als „Straßenkicker“ bezeichnet, so leicht und selbstverständlich agiert er trotz seiner Größe und kräftigen Statur, kam er vor allem im Verbund mit Schütz und MacLeod zu Erfolgen.

89 – Gregor MacLeod: Einer der Top-Zugänge vor der Saison. Bildete schließlich ein kongeniales Duo mit Schütz, wurde teaminterner Top-Scorer mit 50 Punkten aus 47 Spielen hauptsächlich durch glänzende Vorlagen. Er bleibt den Haien zwei weitere Jahre erhalten.

92 – Håkon Hänelt: Der Nachwuchsspieler (20 Jahre) kam nach zwei Jahren in der Kanadischen Nachwuchsliga QMJHL zurück nach Deutschland. Kam bei den Haien dann allerdings nicht so zum Zuge wie erhofft.

Haie-Fans zeigen Missfallen an Trainer Uwe Krupp – © Sportfoto-Sale (DR)

Haie-Fans zeigen Missfallen an Trainer Uwe Krupp – © Sportfoto-Sale (DR)


Der Ausblick:

Nach dieser unerwartet wenig konstanten und enttäuschenden Saison hat man bei den Haien mittlerweile reagiert und den auslaufenden Vertrag von Cheftrainer Uwe Krupp nicht verlängert. Ebenfalls den Club verlassen werden seine Assistenten Clément Jodoin, Ron Pasco sowie Goaliecoach Ilari Näckel. Die Nachfolger werden noch gesucht. Als Gerücht schwebt Stürmer Parker Tuomie von den Straubing Tigers als Zugang im Raum, auch an Verteidiger Korbinian Holzer (Adler Mannheim) soll man interessiert sein auf Seiten der Haie. Die Verantwortlichen erwartet viel Arbeit, auf dass in der kommenden Saison endlich der „Drei-Jahres-Plan“ von 2022 (also innerhalb der nächsten drei Jahre das Finale zu erreichen), mit Leben ge- und am besten erfüllt wird.

Uwe Krupps letzte Pressekonferenz als Haie-Headcoach








Michaela-Ross

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