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Sportartikelhersteller Nike mit vorsichtigem Ausblick auf das neue Geschäftsjahr

„Wenn wir unser Bestes geben, kann uns niemand schlagen“ – mit diesen Worten feiert Nike-CEO John Donahoe den Ausrüstervertrag mit dem DFB. Insgesamt stellt der Sportartikelhersteller seine Aktionäre aber auf eine triste Umsatzentwicklung ein.
Triumphiert über Adidas: Nike-CEO John Donahoe nennt Deal mit dem DFB einen „großartigen Beweis dafür, dass wenn wir unser Bestes bringen, uns niemand schlagen kann“

Triumphiert über Adidas: Nike-CEO John Donahoe nennt Deal mit dem DFB einen „großartigen Beweis dafür, dass wenn wir unser Bestes bringen, uns niemand schlagen kann“

Foto: JONAS ROOSENS / AFP

Der US-Sportartikel-Hersteller Nike stellt seine Aktionäre auf eine vorerst eher triste Umsatzentwicklung ein. Wie Finanzchef Matthew Friend am Donnerstag nach US-Börsenschluss in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen des dritten Geschäftsquartals (per Ende Februar) sagte, dürften die Erlöse im ersten Halbjahr des kommenden Geschäftsjahres 2024/25 im Zuge einer Anpassung des Produktangebotes um einen niedrigen einstelligen Prozentbereich nachgeben.

Für Vorsicht sorge zudem der weltweit betrachtet eher triste Konjunkturausblick. Dass fürs Gesamtjahr 2024/25 ein Erlösplus angepeilt wird, geriet ebenso in den Hintergrund wie die teils besser als gedachte Entwicklung im abgelaufenen Quartal. Für die Aktie zeichneten sich am Freitag deutliche Verluste ab. Das Papier verbilligte sich im vorbörslichen US-Handel um mehr als 6 Prozent auf rund 95 US-Dollar. Aktien von Rivale Lululemon sackten gar um mehr als 12 Prozent auf 420 Dollar ab. Die trüben Prognosen der beiden Firmen zogen auch die Aktien von Adidas nach unten.

Der bereits am Vortag bekannt gegebene Ausrüstervertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund  (DFB) spielte für die Kursentwicklung von Nike per Saldo kaum eine Rolle. Nike wird ab 2027 den deutschen Kontrahenten Adidas nach mehr als 70 Jahren als Ausstatter der deutschen Nationalmannschaft ablösen. Die Adidas-Aktien hatten auf diese Nachricht hin bereits etwas nachgegeben.

Nike will das Angebot an sportlichen Freizeitschuhen wie den Air Force 1s reduzieren und bei Pegasus-Laufschuhen vor der Einführung neuer Produkte vorsichtiger agieren. Nike schöpfe ihr Potenzial nicht aus, weshalb es Anpassungen brauche, erklärte Konzernchef John Donahoe (63).

Schwächere Umsätze und Sparprogramm

Bereits bei der Vorlage der Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal hatte die Nike-Führung die Aktionäre auf eine schwächere Umsatzentwicklung in der zweiten Hälfte des noch laufenden Geschäftsjahres eingestimmt. Der Aktienkurs von damals mehr als 120 Dollar war daraufhin eingebrochen und hatte zuletzt um die Marke von 100 Dollar gependelt.

Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal stützten indes gute Geschäfte in China und dem Heimatmarkt USA den Konzern. In den drei Monaten bis Ende Februar erzielte Nike einen Umsatz von 12,4 Milliarden US-Dollar (11,4 Milliarden Euro), was ein Hauch mehr war als ein Jahr zuvor. Dabei legten die Erlöse in Nordamerika um rund 3 Prozent zu, die im ebenfalls wichtigen Markt Großchina um rund 5 Prozent. Analysten hatten etwas weniger Konzernumsatz erwartet.

Im Dezember hatte Nike ebenfalls ein milliardenschweres Sparprogramm angekündigt, mit dem auch eine schwächere Erlösentwicklung aufgefangen werden soll. So bekamen nicht weniger Modeunternehmen in der jüngeren Vergangenheit die Kaufzurückhaltung von Kunden zu spüren, denen die hohe Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten zu schaffen machten.

Analystin Brooke Roach von der US-Investmentbank Goldman Sachs senkte angesichts des Ausblicks von Nike ihr Kursziel von 135 auf 120 Dollar, sieht damit aber weiterhin ausreichend Luft nach oben für ein Kaufvotum. Die Bemühungen des Managements mit Blick auf das Produktangebot führten im ersten Halbjahr 2024/25 zwar zu einem Reset des Wachstums, gleichwohl liefere Nike weiterhin in puncto Entwicklung der Gewinnmargen. Zudem nähmen neue Produkte laut Managementäußerungen durchaus langsam Fahrt auf.

Gewinnmarge gestiegen

Im dritten Geschäftsquartal machte Nike denn auch Fortschritte bei der Bruttogewinnmarge, wenngleich sich Analysten im Durchschnitt etwas mehr erhofft hatten. Diese stieg im dritten Geschäftsquartal um 1,5 Prozentpunkte auf 44,8 Prozent. Der Bruttogewinn legte absolut betrachtet um 4 Prozent auf 5,56 Milliarden Dollar zu. Dabei profitierte das Unternehmen von Preisanpassungen sowie von niedrigeren Fracht- und Logistikkosten. Das wurde teilweise unter anderem durch Restrukturierungskosten aufgezehrt.

Unter dem Strich verdiente Nike im dritten Geschäftsquartal mit 1,17 Milliarden Dollar 5 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Nike sticht Adidas aus

Derweil zelebrierte Nike den Ausrüstervertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund als Zeichen für die Stärke des US-Konzerns und Adidas-Rivalen. Es sei „ein großartiger Beweis dafür, dass wenn wir unser Bestes bringen, uns niemand schlagen kann“, sagte Konzernchef Donahoe nach Vorlage der Quartalszahlen in der Nacht zum Freitag. Es gab keine Angaben zu finanziellen Details des Deals, mit dem Nike Adidas ab 2027 nach mehr als 70 Jahren als Ausstatter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ablösen soll. Nach Informationen des „Handelsblatts“ soll sich Nike den Vertrag ab 2027 mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen.

Adidas wurde von dem Ende der mehr als 70-jährigen Partnerschaft offenbar überrascht. „Wir sind vom DFB heute darüber informiert worden, dass der Verband ab 2027 einen neuen Ausrüster haben wird“, teilte ein Sprecher des Unternehmens auf dpa-Anfrage mit.

cwi/dpa-AFX