Dune - Part Two: Filmkritik
Dune - Part Two: Filmkritik
Ursprünglich sollte „Dune: Teil 2“ schon 2023 erscheinen, doch der doppelte Hollywood-Streik machten dem einen Strich durch die Rechnung. Vielleicht besser so, denn durch die Möglichkeit der Promo-Touren durch Stars und Filmemacher sind die Chancen auf Erfolg an den Kinokassen für die hochkarätig besetzte Roman-Adaption von Regisseur Denis Villeneuve, der schon den ersten Teil umsetzte, höher. Hier unsere damalige Filmkritik zu „Dune: Part One“.
So schafften es diverse Auftritte der Castmitglieder, für reichlich Aufmerksamkeit zu sorgen. Die Vorlage liefert derweil bekanntlich Frank Herberts. 2022 gelang es dem Sci-Fi-Epos, sechs von zehn möglichen Oscars abzustauben, wobei vor allem die technischen Kategorien dominiert wurden. An den Kinokassen spielte Teil eins derweil über 433 Millionen US-Dollar ein - und das in Pandemie-Zeiten. Die Hoffnung auf einen erneuten Erfolg dürfte bei Warner Bros. also hoch sein.
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Worum geht es im Film „Dune: Part Two“?
Vorab muss ich mich als „Dune“-Noob - gibt es da ein eigenes Wort im Vokabular? - outen. Ich habe zwar den Vorgänger gesehen, aber weder die Romane gelesen noch bin ich allzu tief mit den vorherigen Adaptionen vertraut. Aber das kann auch eine interessante Perspektive sein, denn es muss irgendwo auch die Aufgabe eines Werkes sein, zahlreiche „Casual-Zuschauer“ wie mich abzuholen. Mein persönlicher Eindruck ist allerdings, dass „Dune“ es von den Mainstreamwerken einem etwas schwerer macht, in die Welt einzutauchen - was aber andererseits dann auch wieder seinen Reiz hat...
Nicht unmöglich, wohlgemerkt, aber Villeneuve und seine Crew kauen eben auch nicht alles haarklein vor oder erklären jedes Detail der Mythologie. Bei beiden Kinobesuchen wollte ich im Nachhinein tiefer in den Sand der Wüstenwelt eintauchen, habe es dann aber doch (noch) nicht geschafft. Dieser Teil motiviert mich aber noch mal mehr als der Vorgänger, zu erfahren, was die Vorlage noch so an Geschichten zu bieten hat.
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How you Dune?
Hier also der Versuch einer Zusammenfassung: Die Handlung setzt relativ nahtlos an den Vorgänger an. Paul Atreides (Timothée Chalamet; „Wonka“, „Call Me by Your Name“) hat einen Großteil seiner Familie verloren und erhält bei Chani (Zendaya; Euphoria, „Spider-Man: No Way Home“) und den Fremen Asyl. Er und Mutter Jessica (Rebecca Ferguson; Silo, „Mission: Impossible“) sinnen auf Rache für die toten Verwandten, sind jedoch mit einer seherischen Gabe ausgestattet, so dass die nächsten Schritte wohlüberlegt sein müssen, um eine Katastrophe mit Millionen von Opfern zu verhindern...
Mit der Zeit nähern sich Paul und Chani an und nun muss er wählen, ob er sich für die Liebe entscheidet oder das Schicksal des gesamten Universums gefährdet. Denn die scheinbar übermächtigen Feinde greifen immer wieder an und nur Paul sieht eine mögliche schreckliche Zukunft. Gibt es noch eine Alternative?
Der Kwisatz Haderach von Sci-Fi-Casts?
Zum Ensemble gehören außerdem noch Josh Brolin („Avengers: Endgame“, „Milk“) als Gurney Halleck, Austin Butler („Elvis“, „Once Upon a Time in... Hollywood“) als Feyd-Rautha, Oscar-Kandidatin Florence Pugh („Black Widow“, „Little Women“) als Prinzessin Irulan, Dave Bautista („Guardians-of-the-Galaxy“-Filme, „Thor: Love and Thunder“) als Beast Rabban, Oscar-Preisträger Christopher Walken („Die durch die Hölle gehen“, „Hairspray“) als Imperator, Léa Seydoux („James-Bond“-Franchise, „Crimes of the Future“) als Lady Margot Fenring, Souheila Yacoub („The Braves“, „Climax“) als Shishakli, Stellan Skarsgård („Mamma-Mia!“-Filme, „Avengers: Age of Ultron“) als Baron Harkonnen, Charlotte Rampling („45 Years“, „Assassin's Creed“) als Reverend Mother Mohiam und Javier Bardem („No Country for Old Men“) als Stilgar.
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Das Ensemble gehört wahrscheinlich zu einem der Besten, die in den letzten Jahren zusammengetrommelt wurden. Leading Man Chalamet reift vor den Augen der Zuschauer von einem fähigen Krieger mit traumatischem Verlust hin zu der Messiasfigur, auf die viele hoffen und liefert an mehreren Momenten Gänsehautszenen und -reden ab. Butler spielt einen hervorragenden, kaltblütigen und sinistren Schurken mit begrenzter Screentime; Zendaya eine charmante, wenn auch kritische Mentorin und Partnerin für Paul, mehrere weibliche Figuren spinnen im Hintergrund ein Garn der Manipulation und planen für diverse Szenarien, wozu auch die schwangere Jessica gehört, deren Fähigkeiten in diesem Teil sogar noch zunehmen.
Ein paar Schurken sind womöglich etwas zu plakativ böse und faschistoid - wie zum Beispiel Bautistas Kriegsherr, aber auch Skarsgårds Badefreund und dessen Heer -, allerdings passt das als Gegengewicht zu den nahkampfstarken, aber zahlentechnisch deutlich in der Unterzahl befindlichen Wüstenrebellen natürlich hervorragend. Der Cast ist allerdings auch so groß, dass man wohl nicht allen von ihnen ausreichend Zeit und Zeilen in dieser Kritik einräumen kann. Vielleicht ist Christopher Walker zu sehr in seinem charakteristischen Spiel gefangen, aber das muss man gar nicht negativ werten.
Rise of Muad'Dib
Interessant ist in diesem Zusammenhang für mich die religiöse Komponente, die bei den Fremen allgegenwärtig scheint und bei der es auch innerhalb dieser Gruppe verschiedene Lager - meist getrennt zwischen Jung und Alt sowie männlich und weiblich - zu geben scheint, die an unterschiedliche Prophezeiungen glauben... oder eben nicht. Diverse Aspekte erinnern unweigerlich an echte Religionen, Glauben und Fanatismus und machen die Entwicklung der Story in meinen Augen spannender als manch andere Sci-Fi-Welt. Wenn dann mehrere Aspekte einer Vorhersehung plötzlich eintreffen und auch Zweifler zu Gläubigen oder Followern werden, hat das eine starke Signalwirkung auf mich als Zuschauenden.
„Dune 2“ ist, wie schon der Vorgänger, ein bildgewaltiger, wenn auch manchmal farblich arg limitierter Sci-Fi-Streifen, der einen fantastischen Job dabei macht, die Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Dieses Farbspiel kann dazu führen, dass es stellenweise schwer wird, zwischen den hellgrauen und den dunkelgrauen Akteuren auf beiden Seiten zu unterschieden. Sepia und Sandtöne sind natürlich weiterhin allgegenwärtig.
Große Vehikel, Raumschiffe, Kampffahrzeuge und explosive Waffen sind natürlich auch ständig im Einsatz und Sandwürmer als fahrbarer Untersatz, aber auch als Mittel gegen Angreifer spielen ebenfalls eine Rolle. Das Pacing ist dabei gemächlich und könnte einige Zuschauer, die mehr Krach-Bumm mögen, vielleicht nicht ganz so abholen.
Spitznamen, Vokabeln und akustische Herausforderungen
Hinzu kommt, dass Frank Herbers Lore voller Vokabeln, Begrifflichkeiten und Figurenverflechtungen steckt, die nicht immer leicht zu folgen oder dechiffrieren sind, so dass man sich einfach darauf einlassen und den präsentierten Kontext abwarten muss, wenn man nicht über das Originalwerk oder andere Adaptionen damit vertraut ist.
Als Filmfan, der nun schon seit über 25 Jahren englische Streifen im Original schaut, ist das wegen dieses Sprach-Misch-Maschs - das ab und zu nahtlos wechselt und wegen authentischer Nuscheleien auch nicht immer akustisch ganz klar ist, ob wir es gerade mit Englisch oder einer der fiktiven Sprachen zu tun haben, wobei bei Fremdsprache Untertitel eingesetzt werden - dann eben auch nicht immer ganz konsequent. Gezeigt wurde uns die brachiale Atmos-Fassung, die ein Erlebnis für sich ist. Trotz dieser kleinen Hürden zieht der Film dann aber doch in seinen Bann, wenn man sich darauf einlassen kann. Er kommt aber mit genug kleinen Eigenheiten daher, denen man ansieht, dass sie spätere Sci-Fi- und auch Fantasywerke maßgeblich beeinflusst haben, wobei Isaac Asimovs Foundation wohl wieder Herbert inspirierte, was durchaus erkennbar ist.
Mit einer Laufzeit von 165 Minuten und keiner Szene im oder nach dem Abspann bietet „Dune: Part Two“ sehr viel Spielraum, um die Geschichte von Paul Atreides zu einem vorläufigen Höhepunkt zu bringen, aber auch, um perfekt weiterzumachen, denn Material ist offenbar noch genug da und einige weitere neue Figuren werden zum Filmende auch schon offensiv eingeführt. Villeneuve jedenfalls sagte schon, dass er noch „Dune: Messiah“ auf die Leinwand bringen will, ihm dann das Vorlagenwerk aber zu esoterisch wird.
Fazit
Oft beschweren sich Filmjunkies über erneute Verfilmungen von Lieblingsstoffen. Doch ein Werk wie Denis Villeneuves „Dune“ zeigt, was der technische Fortschritt und ein versierter Filmemacher in einer bestmöglichen Kombination - auch mit den Schauspielern - erreichen können. Denn so sehr man die jahrzehntealten Stoffe auch ins Herz geschlossen hat, das, was hier abgeliefert wird, war damals in den meisten Fällen einfach noch nicht möglich.
Villeneuve, der sich anfangs auf kleinere, intimere Geschichten fokussierte und dann mit „Arrival“ und „Blade Runner 2049“ mehr in Richtung Sci-Fi und größeres Budget ausprobierte, erfüllt sich und den Fans der Vorlage hier einen Traum, der ganz objektiv betrachtet einfach fantastisches Handwerk ist, das Respekt verdient. Dazu kommen starke Performances, eine schön aufbereitete Interpretation des Ausgangsmaterials und ein audiovisuelles Fest. Viereinhalb von fünf gigantischen Sandwürmern.
Hier abschließend noch ein Trailer zum Film „Dune 2“: