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Alisha Lehmann und Gaming-LookInfluencer erobern mit einer neuen Fussball-Liga die Jugend

Retroshirts und knallige Farben: In dieser Halle werden alle Spiele der Baller League ausgetragen.

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Eine Industriehalle in Köln, eingebauter Kunstrasen, viel Prominenz – und Fussball wird auch gespielt. Das Team von Alisha Lehmann und Lukas Podolski trifft auf jenes des Youtubers Trymacs. 6 gegen 6 ist die Devise, alles live auf der Onlineplattform Twitch oder im Fernsehen auf ProSieben Maxx. Gratis, ohne Bezahlschranken und beim jungen Publikum sehr beliebt – über 300’000 Personen verfolgen die Livestreams im Schnitt, im Replay werden es teils gar über vier Millionen.

Auf der Website der seit Januar existierenden Baller League prangt die Botschaft «Eine neue Ära des Fussballs». Die Liga hält offenbar wenig von zurückhaltenden Ankündigungen. Vielmehr setzen die Organisatoren auf Prominenz, die sich neben oder auch auf dem Platz präsentiert. Um das Gründerduo Lukas Podolski und Mats Hummels schwirren lauter Leute mit hoher Followerzahl auf Social Media: Felix Lobrecht, Kontra K, Montana Black, Knossi, Christoph Kramer, Ana Maria Markovic, Alisha Lehmann und so weiter und so fort.

Comedian, Musiker, Youtuber, Fussballer und Fussballerinnen, alle mit viel Reichweite und Manager eines Vereins in der Liga. Diese Teams, bestehend aus ehemaligen Profis oder Kickern aus den viert- bis sechsthöchsten Ligen Deutschlands, treffen pro Saison alle einmal aufeinander, am Schluss gibt es das Finalturnier vor mehr als 10’000 Zuschauern in Düsseldorf mit den besten vier Teams der Tabelle. Der Modus: zweimal 15 Minuten, drei Minuten vor dem Ende der Halbzeiten kommen Sonderregeln zum Zug, die per Zufallsgenerator ausgewählt werden.

Spiegelbild des spanischen Vorbilds

Spiel ohne Offside, 2 gegen 2, Tore zählen doppelt. Das sind einige der Extraregeln, die man sonst von der Halbzeitpause in der Schule kennt. Doch sie versprechen Spannung, ein Spiel kann so, obwohl scheinbar schon entschieden, noch kippen. Die Zuschauenden sollen konstant unterhalten werden, ein Gegenpol zu 90 Minuten Spielzeit im herkömmlichen Fussball und zugeschnitten auf die Generation Tiktok, der eine kurze Aufmerksamkeitsspanne attestiert wird. Und das Ganze präsentiert im knalligen Gaming-Look.

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Ein neues System, das seinesgleichen sucht? Weit gefehlt. Eher ein Spiegelbild der spanischen Kings League, die 2022 vom ehemaligen Barcelona-Spieler Gerard Piqué ins Leben gerufen wurde. Ein Erfolgsmodell: Alle Spiele des Playoffs, das letztes Jahr im Camp Nou von Barcelona ausgetragen wurde, waren ausverkauft. 90’000 Leute fieberten in der Arena mit – und die deutsche Liga könnte gut an diesen Erfolg anknüpfen.

Diese Befürchtung scheint jedenfalls Piqué zu haben. Schon letzten Herbst kritisierte er die Baller League. Er glaube, Formate zu kopieren sei moralisch nicht das Sittlichste. Und die Verantwortlichen der Kings League gaben in diesem Frühjahr bekannt, dass die Liga nach Deutschland expandieren werde. Dazu kommt eine weitere Liga mit vergleichbarem Format: Der deutsche Nationalspieler Toni Kroos und Influencer Elias Nerlich werden nach eigenen Angaben noch dieses Jahr mit ihrer Icon League starten.

Der Kampf um Zuschauer, Spieler, Sponsoren und Influencer beginnt, und alle wollen an dieser «neuen Ära des Fussballs» mitwirken. Der traditionelle Fussball, seine Wurzeln, sein Unterbau, sein Vereinsleben: All das spielt offenbar keine Rolle. Jugendförderung, Ausbildung, Trainingsmöglichkeiten? Fehlanzeige. Eine Anfrage dieser Redaktion unter anderem zu diesen Themen blieb seitens der Baller League unbeantwortet.

Podolski will nicht, dass Frauen mitspielen

Die Liga bedient sich in einem Auswahlverfahren aus mehr als 16’000 Bewerbern, die dann von den Teamverantwortlichen gedraftet werden. Ein Team nach dem anderen darf einen Spieler wählen, quasi wie im Turnunterricht. Pro Spieltag werden jedem Spieler 250 Euro ausbezahlt. Und Frauen? Sie dürfen Manager eines Teams sein, wie die Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann, oder als Cheerleader agieren. Mitspielen? Nein, das sei eine Baller League, nicht für Kinder, nicht für Frauen, nicht für Babys, sondern für Männer, sagte der Mitgründer und ehemalige deutsche Nationalspieler Lukas Podolski.

Chefin und Personal: Alisha Lehmann, Teammanagerin von Streets United, inmitten ihrer Spieler.

In Spanien hat Piqué ein weibliches Pendant zur Kings League geschaffen. Die Queens League wurde rund drei Monate nach dem männlichen Gegenstück ins Leben gerufen. Wenn die Baller League also weiterhin anstandsgemäss kopieren will, sollte auch nach dem Veto Podolskis schnellstens eine Liga für Frauen kommen.

Bei den Männern kam in der ersten Saison auch ein erstes Problem auf. Viele der Spieler der Baller League kicken nebenbei noch in einer Fussballmannschaft, zum Beispiel in der fünfthöchsten Liga beim SV Siegburg. Der Verein erfuhr über die sozialen Medien von der Teilnahme einiger seiner Spieler an der Hallenfussball-Liga und stellte sie vor die Wahl: wir oder sie. Zwei Spieler verliessen darauf den SV Siegburg, der mitteilte, dass in seinen Verträgen genau drinsteht, dass ihre Spieler nicht gleichzeitig noch in anderen Ligen mittun dürfen.

Andere Vereine stört der Umstand, dass ihre Spieler auch in der neuen Liga aktiv sind, weniger. Dennoch wird man sich in den betreffenden Ligen in Zukunft vermehrt Gedanken darüber machen, wie mit der Hallenfussball-Liga umgegangen wird. Denn die Clubs bezahlen weiterhin die Ausbildungs- und Trainingskosten für die Spieler. Und die Baller League? Die braucht die Spieler vor allem für ihre Show.