Bei der Expertin nachgefragt

Ab wann dürfen wir Babys mit Sonnencreme schützen?

So lange wie möglich verzichten Eltern von Babys auf Sonnencreme. Aber warum eigentlich genau? Und ab wann ist es okay, das Kind einzuschmieren bzw. in welchen Fällen muss man sogar mit Sonnencreme schützen?

Im Strandurlaub: Brauchen Babys da schon Sonnencreme – oder reicht Schatten und UV-Kleidung?© Foto: Getty Images/ozgurcankaya
Im Strandurlaub: Brauchen Babys da schon Sonnencreme – oder reicht Schatten und UV-Kleidung?

Klar, Sonnenhut, (UV-)Kleidung und Schatten sind für Babys unabdingbar. Vor allem im ersten Lebensjahr ist die Haut noch sehr viel empfindlicher, dünner bzw. durchlässiger als bei älteren Kindern und Erwachsenen und folglich gefährdeter durch UV-Strahlung. Ergo: Babyhaut verbrennt schneller und die Schäden können langfristig sein, im allerschlimmsten Fall sogar Hautkrebs auslösen. Aber ist auch Sonnencreme schon ein empfehlenswerter Schutz für Babys? Und wenn ja, welche?

Chemie auf Babys sensibler Haut versus Sonnenschäden – bitte abwägen

Gerade als Mama von einem größeren Kind habe ich mich im ersten Sommer mit drei Kindern unter drei häufiger gefragt: Ab wann soll/darf/muss man sein Baby eigentlich mit Sonnencreme einschmieren? Denn schließlich wollen die Großen auch weiterhin auf dem Spieli toben oder im Freibad planschen. Ich konnte es also leider nicht immer einrichten, dass meine Zwillingsbabys der Sonne überhaupt nicht ausgesetzt sind.

"Sonnenschutzmittel sollten im ersten Lebensjahr möglichst nicht verwendet werden, da sie die empfindliche Babyhaut unnötig belasten", heißt es von Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Aber einen Sonnenbrand wollte ich natürlich auch auf keinen Fall in Kauf nehmen. Dieses Abwägen von Chemie auf Babys sensibler Haut und Sonnenschäden umtreibt sicher einige Eltern. Ich habe dazu die Hautärztin Dr. med. Barbara Kunz vom Dermatologikum Hamburg genauer befragt. 

Baby-Sonnencreme: Ab wann und welche?

Dermatologin Dr. med Barbara Kunz bestätigt: "Babys sollten im ersten Lebensjahr der Sonne möglichst nicht direkt ausgesetzt werden. Ein Sonnenschirm oder Sonennsegel am Kinderwagen gehört zur unabdingbaren Grundausrüstung, um jederzeit für Schatten sorgen zu können! Lichtschutz sollte aber vor allem mit dicht gewebter Kleidung und Hut mit Nackenschutz erfolgen."

Des Weiteren erklärt die Haut-Expertin: "Wenn die Kleinen mobil werden – meist ab etwa einem halben Jahr – und es schwieriger wird, sie zuverlässig im Schatten zu halten, ist es wichtig die Partien, die man mit Kleidung nicht schützen kann, mit einer mineralischen Sonnencreme mit LSF 30-50 einzucremen. Meist handelt es sich um Gesicht, Händchen und Füßchen. Wie bei allen Kosmetika für Kinder sollte auf Duft- und Farbstoffe, Parabene und Alkohol verzichtet werden. Präparate mit Nanopartikeln sind noch nicht ausreichend untersucht, um ausschließen zu können, dass sie dem Organismus schaden. Auch aufgrund der stärkeren Durchlässigkeit der Babyhaut wäre ich damit zurückhaltend. Bei Kindersonnencremes für ältere Kinder sollte man sich die enthaltenen chemischen Lichtschutzfaktoren genau ansehen. Manche werden in den Organismus aufgenommen und haben im Reagenzglas hormonähnliche Wirkungen gezeigt."

Nicht zu empfehlen sind Sonnencremes mit folgenden Inhaltsstoffen:

  • Benzophenone
  • 4-Methylbenzyliden-Kampher
  • Octyl Methoxycinnamat
  • Octocrylen (kann zusammen mit UV-Licht in selten Fällen zu allergischen Reaktionen führen)

Übrigens: Bitte auch schon im Frühling Sonnencreme nutzen!

So mancher denkt immer noch: Sonnencreme sei nur etwas für die heißen Sommermonate. Doch auch und vor allem im Frühling kann die (Baby-)Haut verbrennen. Klar: An den ersten sonnenreicheren Tagen freuen wir uns so unglaublich über die Wärme auf der Haut, dass wir darüber hinaus fast den Schutz vergessen. Dabei ist die Haut jetzt besonders sensibel, weil sie vollkommen unvorbereitet aus dem Winter startet. UV-Licht, was war das noch gleich!? Besonders sensible und exponierte Stellen, zum Beispiel die Nasenspitze, dürfen auch jetzt schon mit Sonnencreme behandelt werden, wenn ihr euch zusammen mit euren Kids länger in der Sonne aufhalten möchtet. Ansonsten gilt natürlich: Cap und Nackenschutz nicht vergessen!

Sonnencreme-Empfehlungen – diese 3 schneiden bei Öko-Test mit "sehr gut" ab: 

Diese Ladival-Sonnencreme mit angenehmer Gel-Konsistenz schnitt 2022 bei Öko-Test mit sehr gut ab. Sie ist parfümfrei, kommt ohne Farb- und Konservierungsstoffe aus und ist sogar für Babys mit Neigung zu Sonnenallergie geeignet.

Das Paediprotect Sonnenspray lässt sich super auftragen. Ist parfümfrei und wasserfest und für Körper plus Gesicht geeignet. 

Die Sonnenmilch von Hipp hat auch mit "sehr gut" abgeschnitten. Die Verträglichkeit wurde klinisch und augenärztlich getestet.

Was ist denn der Unterschied zwischen einer Sonnencreme für Erwachsene und einer für Kinder?

"Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied zwischen einer Sonnencreme für Erwachsene und für Kinder", klärt uns die Kinder-Dermatologin Dr. med Tatjana Braun auf. Sie hat den Online-Ärztedienst little-skindoctor.de für Kinder und Jugendliche mit Hautproblemen gegründet. Was bei Sonnencremes für Kinder wichtig ist, erklärt sie weiter: "Sie sollten über einen ausreichenden Lichtschutzfaktor (30 bis 50+) verfügen und gleichzeitig auf bedenkliche Inhaltsstoffe verzichten. Dabei ist Kontrolle immer besser als Vertrauen. Als Eltern bleibt uns leider nichts anderes übrig, als die Liste der Inhaltsstoffe genau zu analysieren und ein Produkt zu wählen, das auch regelmäßig und in ausreichender Menge verwendet werden kann." (Die Liste bedenklicher Inhaltsstoffe findet ihr weiter oben im Artikel. Ein gutes Hilfsmittel ist auch immer die App codecheck.info.)

Logisch: Sonnencremes, die gut für Kinder geeignet sind, können natürlich auch gerne von Erwachsenen benutzt werden. 

Fazit: Sonnencreme für Babys

Idealerweise sollten Eltern im ersten Lebensjahr noch auf Sonnencreme verzichten. Babys Körper sollte durch ausreichend Kleidung bedeckt werden. Der Aufenthalt im Schatten? Pflicht! Wenn eine Sonnenexposition allerdings unvermeidbar ist, sollten unbekleidete Hautstellen mit einem mineralischen(!) Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor eincremt werden.