Raumfahrt

Dokument: US-Regierung weist Nasa zur Festlegung einer Mondzeit an

Ein Foto des Mondes von der Internationalen Raumstation (ISS) aus.
Ein Foto des Mondes von der Internationalen Raumstation (ISS) aus.Reuters / Nasa
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Die Mondzeit soll von Raumschiffen und Mondsatelliten verwendet werden. Auf dem Mond vergeht die Zeit geringfügig schneller. Die Installation von Atomuhren auf dem Erdtrabanten könnte nötig werden.

Washington. Die US-Regierung hat einem Dokument zufolge die Raumfahrtbehörde Nasa angewiesen, einen einheitlichen Zeitstandard für den Mond und andere Himmelskörper festzulegen. Bis Ende 2026 solle ein Plan für die Einführung der koordinierten Mondzeit (Coordinated Lunar Time, LTC) ausgearbeitet werden, hieß es am Dienstag in einem Memo des Büros für Wissenschafts- und Technologiepolitik (OSTP) des Präsidialamts, das der Nachrichtenagentur Reuters vorlag.

Die LTC soll unter anderem von Raumschiffen und Mondsatelliten verwendet werden, die eine präzise Zeitmessung benötigen. In dem Schreiben von OSTP-Chefin Arati Prabhakar wurde darauf hingewiesen, dass eine Uhr auf der Erde für jemanden auf dem Mond im Durchschnitt 58,7 Mikrosekunden pro Erdentag langsamer laufe bzw. die Zeit dort oben für diese Person um diesen Betrag schneller läuft. Grund sind minimale Schwankungen infolge unterschiedlicher Gravitation, wie sie der Relativitätstheorie entsprechen, nach anderen Angaben sind es 56 Mikrosekunden (μs), also Millionstel Sekunden. Übers Jahr gesehen ist das (bei 56 μs) zwar noch immer nur ein kleiner Bruchteil einer Sekunde, ca. 0,02 Sekunden, aber für moderne Präzisionselektronik ist das schon ein Unterschied.

Zudem träten weitere Schwankungen auf, weswegen die Mondzeit noch weiter von der Zeit auf der Erde abweiche. In OSTP-Kreisen wurde zudem auf das Problem verwiesen, die Datenübertragung etwa zwischen der Erde und Satelliten um den Mond, Raumbasen sowie Astronauten ohne eine einheitliche Mondzeit abzustimmen: „Stellen Sie sich vor, die Welt würde ihre Uhren nicht auf dieselbe Zeit ausrichten.“

Nasa peilt Mondlandung für 2026 an

Auf der Erde dient die koordinierte Weltzeit (UTC) als Grundlage zur Berechnung der jeweiligen Ortszeit. Geografische Basis dafür ist der Nullmeridian von Greenwich. Für Österreich gilt die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) mit UTC+1, während der Sommerzeit die MESZ mit UTC+2. Der Standard basiert auf einem globalen Netz von Atomuhren.

Zumindest in der westlichen Raumfahrt benützt man in der Regel die UTC mit Basis Greenwich, auf der Raumbasis ISS oder bei Mondflügen gilt also im Grunde die britische Zeit. Dem Insider zufolge könnte es auch für die LTC notwendig werden, Atomuhren auf dem Mond zu installieren. In dem Memo wird zudem darauf hingewiesen, dass für die Einführung der Mondzeit internationale Verträge notwendig sein dürften. Dass die USA die Führung bei der Definition eines solchen Standards übernähmen, werde „allen Raumfahrtnationen zugute kommen“.

Der verunglückte Mondvertrag

Für die Erforschung und Nutzung anderer Himmelskörper gilt seit 1967 der im Rahmen der UNO geschaffene Weltraumvertrag, der bis heute 114 Parteien hat und als geltendes Völkerrecht weitgehend unbestritten ist. Für den Mond gibt es einen Sondervertrag, der zwar 1984 rein juristisch gesehen in Kraft getreten ist, aber als gescheitert gilt. Der Mondvertrag hat nur 17 rechtlich vollwertige Parteien und vier reine Unterzeichnerstaaten, Letztere haben den Vertrag nicht ratifiziert. Von diesen 21 Ländern haben nur Frankreich und Indien eigene Raketenkapazitäten für Mondflüge, sie sind aber wiederum just nur Signatarstaaten; zu den übrigen Parteien zählen etwa Uruguay, Rumänien, die Türkei und Österreich. Saudiarabien hat den Mondvertrag im Vorjahr gekündigt.

Gescheitert ist der Mondvertrag, der unter anderem so etwas wie eine zentrale Aufsicht über nationale Mondaktivitäten mit Einbeziehung der UNO und eine nicht näher definierte Verteilung der Erträgnisse etwa aus Mondbergbau anstrebt, primär an wirtschaftlichen Interessen und zusehends wohl auch an sicherheitsrelevanten Überlegungen.

Die Nasa peilt für September 2026 die erste Mondlandung eines Astronauten seit dem Ende des „Apollo“-Programms in den 1970er Jahren an. Zunächst sollen 2025 vier Astronauten den Mond umkreisen und zurückkehren. Allerdings haben auch andere Staaten ähnliche Ambitionen und zeigen Interessen an den potenziellen Rohstoffen. China hat erklärt, die ersten Taikonauten sollten bis 2030 den Mond erreichen. Indien hat sich eine Frist bis 2040 gesetzt. (APA/Reuters/wg)

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