Audi Q7 V12 TDI (2012) zu verkaufen

"Unter kernigem Röhren, bei dem man weder an einen nagelnden Diesel noch an einen vornehm summenden Zwölfzylinder denkt, reißt der Motor an den Rädern, dass man schier um die Antriebswellen fürchtet", schrieb Kollege Thomas Rönnberg in seinem Fahrbericht des Q7 V12 TDI aus dem Jahr 2008. Wer selbst einmal diese schier unbändige Kraft erleben möchte, wird überrascht sein, dass der Q7 mit dem gigantischen Zwölfzylinder unter der Haube auf dem Gebrauchtwagenmarkt erschwinglich erscheint – zumindest auf den ersten Blick.

Beim Händler "J.Krause Automobile" wird ein Audi Q7 V12 TDI aus dem Baujahr 2012 für 23.800 Euro (20.000 Euro netto) angeboten, was nur ein Bruchteil des einstigen Neupreises entspricht. Schnäppchen oder Groschengrab, das ist hier die Frage?

Aber fangen wir vorne an: Ende 2008 präsentierte Audi mit dem Q7 V12 TDI einen wahrhaften Rekordbrecher. Unter der Regie der quattro GmbH wurde ein SUV entwickelt, das die Welt noch nicht gesehen hat. Die Basis bildete der Audi Q7 der ersten Generation (4L) dem ein gigantischer Zwölfzylinder-Diesel implantiert wurde, den Audi zuvor testweise in einem R8, Spitzname Le Mans, erprobt hatte. Der Diesel-Sportwagen wurde gestrichen, der Q7 bekam jedoch grünes Licht.

Die Ingolstädter bewarben den Q7 nüchtern als das "große Performance-SUV von Audi", treffender wäre "ein Geländewagen mit dem Drehmoment einer Rangierlok und den Fahrleistungen eines Sportwagens" gewesen. Optisch an den neuen Tagfahrleuchten mit zwölf LEDs und dem Singleframe-Kühlergrill mit vertikalen Streben, sowie dem Edelstahl-Unterfahrschutz zu erkennen, ist das tatsächliche Highlight natürlich der Motor.

Im Volksmunde als 6,0-Liter beschrieben, ist der 5934 ccm große V12 streng genommen ein 5,9-Liter-Motor. Aber wollen wir mal nicht so genau sein, schließlich geht es um die Leistung des immer noch stärksten Dieselmotors in einem Serien-PKW. 500 PS und 1000 Nm lauten die bis heute irrwitzigen Zahlen. Hinzu kommt, dass das maximale Drehmoment dieseltypisch schon bei niedrigen 1750 U/min anliegt. Die Kraftübertragung nimmt eine Sechsgang-Tiptronic.

Trotz eines Leergewichts von 2,6 bis 2,7 Tonnen (je nach Ausstattung) katapultiert sich der Q7 in nur 5,5 Sekunden auf 100 km/h und wird von der Elektronik bei 250 km/h eingebremst. Ohne diese Fessel ginge sicherlich noch deutlich mehr. Um den Koloss auch aus hohen Geschwindigkeiten sicher abzubremsen, entschieden sich die Ingolstädter zudem das Topmodell serienmäßig mit gigantischen Keramikbremsen auszustatten.

Bei so viel Technik verwundert es auch nicht, dass der damalige Basis-Neupreis bei 130.600 Euro lag. Nur zum Vergleich: Ein Q7 3.0 TDI kostete damals um die 50.000 Euro. Im Programm war der Q7 V12 TDI von 2008 bis 2012, wie viele (verrückte) Kunden sich damals für den stärksten Diesel der Welt entschieden, ist nicht bekannt.

Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist der Ballermann jedenfalls eine Rarität. In Hammah bei Stade wird der hier gezeigte Q7 V12 TDI in der Außenfarbe "Daytonagrau Perleffekt" angeboten. Bei dem 2012er-Modell handelt es sich um ein Auto aus dem letzten Baujahr. Die Laufleistung ist mit 276.084 Kilometern vergleichsweise hoch. Zudem handelt es sich scheinbar um einen Reimport.

Angesichts der Laufleistung macht der Q7 im Originalzustand auf den Fotos einen ordentlichen Eindruck. Äußerlich sind keine Beschädigungen zu erkennen, im Innenraum sieht man dem Dicken die Kilometer hier und da schon an. So ist beispielsweise das Leder nicht mehr im besten Zustand und auch die Zierleisten weisen Gebrauchsspuren auf.

Dafür entschädigt der Q7 mit einer umfangreichen Ausstattung. Schon serienmäßig sind beim Topmodell viele sonst teure Features wie beispielsweise die Keramikbremse verbaut, die für den 4.2 TDI über 8000 Euro Aufpreis kostete.

Zusätzlich entschied sich der Erstbesitzer für Extras wie 21-Zöller, Rückfahrkamera, Siebensitzer-Konfiguration (selten beim V12), Alcantara-Dachhimmel, Klima-Komfortsitze, Vier-Zonen-Klimaautomatik und deutlich mehr. So stieg der einstige Basispreis von 135.100 Euro (Modelljahr 2011) auf knapp 145.000 Euro an.

Rund zwölf Jahre später soll der Q7 V12 TDI nur noch 23.800 Euro kosten, was einem wahnwitzigen Wertverlust von über 120.000 Euro entspricht. Doch das hat einen einfachen Grund: Die Anschaffung ist nur der Anfang.

Der Unterhalt eines solchen Monster-SUV hat es in sich. Zwar gilt der Motor generell als solide, allerdings ist das auch stark davon abhängig, wie die Vorbesitzer den V12 behandelt haben. Wenn die Turbolader defekt sind, muss der ganze Motor raus. Ersatz für die Keramik-Bremsscheiben sind sündhaft teuer. Und selbst, wenn nichts kaputt geht, so kosten Steuern, Versicherung und Diesel auch nicht wenig.

Einen Audi Q7 V12 TDI muss man sich leisten können. Wer mit dem Risiko leben kann, der bekommt eines der faszinierendsten Motorenkonzepte aller Zeiten. Alle anderen betrachten den Q7 V12 TDI aber besser als Traumauto, das man nicht besitzen möchte.