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Erinnerungen eines US-Managers Trump sollte über China sprechen – polterte aber wohl lieber gegen Pornodarstellerin

Bei einem Treffen im Weißen Haus sollte es 2019 um die Gefahren durch Chinas Kommunikationsfirmen gehen. Doch einem US-Manager zufolge nutzte Trump drei Viertel der Zeit, um über Stormy Daniels zu giften.
Donald Trump (im Jahr 2020): »Das ist wirklich langweilig«

Donald Trump (im Jahr 2020): »Das ist wirklich langweilig«

Foto: Getty Images

»Man sagt nicht Nein, wenn der Präsident ruft«, sagt der US-Manager Randall Stephenson. Nachdem er 2019 in seiner damaligen Funktion als CEO des US-Telekommunikationskonzerns AT&T im Fernsehen zum Thema China gesprochen hatte, lud ihn der damalige US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus ein.

Bei dem rund einstündigen Gespräch im Oval Office sollte es um das Thema China gehen. Doch daraus wurde erst einmal nichts. Denn Trump nutzte laut Stephenson einen Großteil der Zeit, um eine Hasstirade gegen Frauen im Allgemeinen und die Pornodarstellerin Stormy Daniels im Besonderen anzustimmen. Trump stand damals kurz davor, angeklagt zu werden, weil er Daniels Schweigegeld gezahlt hatte.

Seine Erinnerungen teilte Manager Stephenson mit dem »New York Times«-Reporter David Sanger. Sanger hielt Stephensons Erinnerungen wiederum in seinem Buch »Chinas’ Rise, Russia’s Invasion, and America’s Struggle to Defend The West«  fest. Zwar erscheint das Buch erst am Dienstag, aber die britische Zeitung »The Guardian«  hat es offenbar schon vorab gelesen und berichtet nun darüber.

Trumps Tirade über Frauen

Demnach habe Trump bei dem Treffen ganze 45 Minuten damit zugebracht, darüber zu klagen, wie Frauen immer wieder Männer in Bedrängnis brächten. Drei Viertel der Zeit habe der damalige Präsident über Frauen und Privatflugzeuge gesprochen. »Wir hatten dann nur 15 Minuten übrig, um über Chinas Infrastruktur zu sprechen«, so Stephenson in dem Buch.

Als man auf das eigentliche Thema des Gesprächs kam, sei Trump allein auf die Frage fixiert gewesen, ob China durch Produkte wie Handys Zugriff auf Anrufe oder E-Mails vornehmen könne. Doch das hielt Stephenson nicht für das Hauptproblem in Bezug auf Chinas Strategien auf dem Kommunikationsmarkt. Stattdessen wies der AT&T-Manager darauf hin, dass China durch Konzerne wie Huawei oder ZTE das gesamte US-Kommunikationsnetz lahmlegen könnte.

Doch an diesem Punkt des Gesprächs musste Stephenson feststellen, dass Trump in Gedanken schon wieder abwesend war. »Das ist wirklich langweilig«, soll er noch gesagt haben.

Das entlarvende Buch über Trumps Äußerungen zu Stormy Daniels und seinem Desinteresse an strategischen Kommunikationsfragen erscheint zu einer für ihn sensiblen Zeit. Am Montag beginnt endlich der Strafprozess wegen der Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin. Zuvor hatten Trumps Anwälte immer wieder versucht, den Gerichtstermin zu verzögern. Erst am letzten Montag waren sie damit erneut gescheitert.

Das Strafverfahren gegen Trump wegen der Schweigegeldzahlung wird damit mitten im Wahlkampf ausgetragen. Damit dürfte das Geschworenengericht mit großer Sicherheit noch vor der Wahl Anfang November über Schuld oder Unschuld des Präsidentschaftsbewerbers Trump entscheiden. Der 77-Jährige hat in dem Prozess wie in all seinen Gerichtsverfahren jede Schuld von sich gewiesen.

Der Republikaner Trump liegt in den Wahlumfragen mit dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden faktisch gleichauf. Am 5. November bestimmen die Amerikanerinnen und Amerikaner ihren neuen Präsidenten.

cbu