Düsseldorf. Fortuna Düsseldorf zieht mit „voller Kapelle“ den Liga-Endspurt an – selbst die Gelbsperre von Tzolis wirft den Aufstiegskandidaten nicht um.

Inzwischen ist der Begriff „Crunch Time“ ein Synonym für Finalstimmung und die Zeit der Entscheidung. Für Fortuna Düsseldorf geht es in der 2. Fußball-Bundesliga gerade tatsächlich um alles. Und es geht um die Antwort auf die Frage, ob die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune die nächsten Spiele – die letzten fünf der Saison – so erfolgreich bestreitet, dass am Ende der Aufstieg steht oder sie sich zumindest die Teilnahme an der Relegation sichert. Die Vorzeichen dafür deuten daraufhin, dass es die Mannschaft schaffen kann. Vor allem personell sieht es endlich so gut aus, dass weder Müdigkeit noch ein größeres Lazarett dem Erfolg im Weg stehen könnten.

„Es ist nahezu unmöglich, dass wir noch einmal in solche personelle Schwierigkeiten geraten könnten wie im Verlauf der Saison“, sagte Daniel Thioune. Fortunas Trainer hat bereits an diesem Samstag das Luxusproblem, dass er einen oder zwei Profis aus dem Kader streichen muss, weil er derzeit alle Spieler bis auf den in Japan bei der U23-Nationalmannschaft weilenden Takashi Uchino im Training zur Verfügung hat. Das heißt leider nicht, dass auch alle bereits wieder einsatzbereit sind für das Spiel am Samstag gegen einen der Angstgegner, die SpVgg. Fürth.

Denn Ao Tanaka befindet sich nach seiner Blinddarm-OP noch im Aufbautraining und wird erst in der kommenden Woche wieder voll einsteigen. Aber er ist dann für die letzten vier Spiele wieder eine wichtige Option. Auch Andre Hoffmann ist im Training noch teilaktiv, so dass er zwar vielleicht am Wochenende im Kader stehen kann, aber an ein Spiel von Anfang an ist auch bei ihm noch nicht zu denken. Dass Fortunas Top-Torschütze Christos Tzolis wegen seiner Gelbsperre sein Team nur von der Tribüne aus unterstützen kann, ist hinlänglich bekannt.

Die Innenverteidigung der Fortuna Düsseldorf ist ein Bollwerk

Für die Besetzung der Innenverteidigung macht sich Daniel Thioune derzeit die wenigsten Sorgen. „Tim Oberdorf und Jamil Siebert erledigen ihre Aufgabe so gut, dass wir auch am Samstag mit den beiden in der Innenverteidigung ins Spiel gehen werden“, erklärte Fortunas Trainer nach zuletzt vier Spielen zu Null aus fünf Begegnungen. „Und wenn dann irgendwann Jamil seine fünfte Gelbe Karte bekommen wird, stehen auch noch Jordy de Wijs und Joshua Quarshie dafür zur Verfügung.“ Selbst ein Andre Hoffmann, seines Zeichens, Kapitän dieser Mannschaft, muss sich dann noch weiter hinten anstellen, trotz seiner Wichtigkeit für die Stimmung im Team.

Da auch Nicolas Gavory im Training mit Ehrgeiz und Spiellust hervorsticht, ist Fortunas Trainer auch vor einer guten Besetzung der Außenverteidiger-Positionen nicht bange, obwohl in Uchino eine Option ihm derzeit nicht zur Verfügung steht. Die Überlegungen des Trainers, Emmanuel Iyoha dafür weiter nach vorne zu ziehen, haben somit eine große Wahrscheinlichkeit. Iyoha könnte dann am Samstag gegen Fürth der Stellvertreter von Christos Tzolis werden. Dadurch würde der Trainer nur positionsbezogen wechseln müssen, und die grundlegende Taktik könnte beibehalten werden.

Fortuna Düsseldorf hat für die 63 erzielten Tore 17 unterschiedliche Torschützen

Auf größere Änderungen im System würde Daniel Thioune ohnehin gegen Fürth gerne verzichten, um die Kompaktheit und defensive Stärke nicht durch ungewohnte Abläufe im Spiel der eigenen Mannschaft zu beeinflussen. Dass die Mannschaft auch ohne Christos Tzolis Tore schießen kann, hat sie längst beweisen können. „Ich glaube, dass wir das Team mit den meisten unterschiedlichen Torschützen sind“, sagte Thioune im Vorfeld des Spiels gegen die Fürther.

Und so ganz liegt er nicht daneben. Denn für die Fortuna erzielten 17 unterschiedliche Spieler die insgesamt 63 Tore in der 2. Liga. Deshalb hat Fortunas Trainer keine Sorge, dass sein Team gegen Fürth das Tor ohne den besten Torschützen, Christos Tzolis (18 Treffer), nicht finden könnte. Zuletzt sorgte ein glänzend aufgelegter Shinta Appelkamp mit einem Tor und einer Vorlage in Wiesbaden dafür, dass der wichtige 2:0-Erfolg beim Aufsteiger gesichert werden konnte.

Ao Tanaka und Christos Tzolis gehören zur Seele des Vereins

Trotzdem wird es im Falle eines Sieges gegen Fürth ein gutes Gefühl sein, wenn in den letzten vier Spielen dann Fortuna wirklich mit der „vollen Kapelle“ zum Endspurt antreten kann. Denn vor allem Ao Tanaka (sechs Tore/vier Torvorbereitungen) und Christos Tzolis gehören zur Seele des Fortuna-Spiels und werden vor allem im Vergleich mit Holstein Kiel am vorletzten Spieltag dringend gebraucht. Dann wird es noch mehr Härtefälle geben, da mehrere vermeintliche Kaderkandidaten dann auf der Tribüne sitzen werden.

„Das ist für die betroffenen Spieler zwar bitter, aber alle in der Mannschaft wissen, dass ich mich an das Prinzip halte, die meiner Meinung nach beste Mannschaft auf den Platz zu schicken. Da hat auch schon mal Christos 90 Minuten hinter mir auf der Bank schmollen müssen“, erklärte Daniel Thioune, der am maximal möglichen Erfolg für seine Mannschaft hart arbeitet.

Daniel Thioune: „Wir schauen in allererster Linie auf uns“

Es wird ein sehr wichtiger Spieltag für die Fortuna. Vier der ersten fünf Mannschaften (ohne Fortuna) treffen aufeinander. Das bedeutet, diese Teams werden nicht alle das Wochenende mit der kompletten Punkteausbeute überstehen. Umso wichtiger ist es jetzt für die Fortuna, die Hausaufgaben zu machen und idealerweise dreifach zu punkten. „Wir bekommen natürlich genau mit, was in der Liga passiert und welche Chancen die Mannschaften haben“, erklärte Thioune.

Und deshalb ist es für ihn so wichtig, sich dennoch nicht ablenken zu lassen. „Wir bleiben bei unserer Devise, nur auf uns zu schauen, da wir den Ausgang der anderen Spiele nicht beeinflussen können.“ Trotzdem ist Thioune derzeit auch auf anderen Plätzen unterwegs, um sich die nächsten Gegner genau anzuschauen - wie zuletzt bei der Partie zwischen Schalke und Nürnberg am vergangenen Samstagabend. Gegen beide Teams muss die Fortuna noch spielen. Schön für Thioune ist aber, dass er dann seine „volle Kapelle“ zur Verfügung haben wird.