Eine Fußball-Legende wird 60 oder Toni Polster von A bis Z

Toni Polster feiert am Samstag (10. März) seinen 60. Geburtstag. © APA/Pfarrhofer

Ein Denkmal wollte er noch nie, denn „auf Denkmäler scheißen die Tauben“, wie er es einst selbst einmal so treffend formulierte. Eine Legende ist er aber allemal. Die Rede ist von Toni Polster, Österreichs Rekordtorschütze im Fußball-Nationalteam, der am Sonntag seinen 60. Geburtstag feiert.

Den würdigt der ORF am Mittwoch (6. März, 20.15 Uhr) mit der Dokumentation„Toni Polster – Abseits des Strafraums“, bei deren Entstehung unter anderem die alten Wirkungsstätten Sevilla und Köln besucht wurden. Das VOLKSBLATT wiederum hat aus diesem Anlass Fakten von A bis Z aus dem Leben zusammengetragen.

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Fakten, die die Karriere von Polster nachzeichnen. Seine Entwicklung vom Shooting Star zum Torschützenkönig bei der Austria sowie danach vom Legionär zur Reizfigur bis hin zum Publikumsliebling, der bis heute mit Schmäh und Bodenständigkeit zu begeistern weiß. Denn Toni Polster ist einer, für den Fannähe nicht nur vor laufender Kamera angesagt, sondern schlicht und einfach selbstverständlich ist.

Austria – Von 1973 bis 1987 stürmte Toni Polster für die Veilchen – lediglich im Frühjahr 1982 war er an Zweitligist Simmering verliehen. Dort empfahl er sich mit acht Toren in zwölf Matches für die Bundesliga. In dieser debütierte er dann am 2. August 1982 gegen Wattens (6:1), am 11. September 1982 erzielte Polster beim 3:1 gegen die Vienna seinen ersten (von 120) Liga-Treffer für die Violetten.

Blitzgneißer – Ein legendärer Spruch aus Kölner Zeiten, als Toni einem Journalisten erklärte, woran es sich bei den Vertragsverhandlungen spießt. „Köln will mir mehr zahlen als ich nehmen will, das ist die Schwierigkeit, das will ich nicht.“ Auf die erstaunte Nachfrage des Interviewers, ob das ein Scherz sei, folgte die geniale Replik des „Blitzgneißers“.

CD Logrones – Polsters zweite Station in Spanien und seine dritte im Ausland: In der Saison 1991/92 erzielte er für den Underdog starke 14 Tore, danach ging es auch noch für ein Jahr zu Rayo Vallecano, wo er ebenfalls 14 Mal scorte.

Dancing Star – Auch auf dem Parkett machte der Toni durchaus gute Figur, bei der Erstausstrahlung des Formats im ORF tanzte er anno 2005 mit Partnerin Michaela Heintzinger bis ins Finale und wurde Zweiter. Das perfekte Promi-Dinner auf Vox anno 2008 gewann er sogar.

Endstation – Zum Ausklang seiner eindrucksvollen Karriere kehrte Toni noch einmal nach Österreich zurück, im Frühjahr 2000 stürmte er für Salzburg und erzielte dabei zwei Treffer sowie drei weitere auf dem Weg ins Cupfinale, das allerdings gegen den GAK im Elferschießen verloren ging.

Familie – Seine Kraft zieht Toni Polster immer aus seinem tiefen Glauben an Gott und aus der Familie. Seine beiden Kinder Anton und Lisa-Marie stammen aus erster Ehe mit Elisabeth, seit 2009 ist er mit Birgit liiert und seit 2018 mit ihr auch verheiratet.

Goldener Schuh – 39 Tore für die Wiener Austria in der Saison 1986/87 waren eine stolze Ausbeute, die Auszeichnung für Europas besten Torschützen gab es aber erst mit etlichen Jahren Verspätung. Nämlich 2007, weil er 20 Jahre davor in den letzten Runden vom Rumänen Rodian Camataru abgefangen wurde – allerdings nur dank manipulierter Treffer, wie sich herausstellte.

Hund – „Mei Baby, i bin wieder da“, sagt Toni Polster in einem Instagram-Beitrag nach der Heimkehr aus dem Krankenhaus Anfang Jänner zu „Palma“. Die treue und niedliche Havaneser-Hündin hatte ihr Herrchen freudig in Empfang genommen.

Italien – 120 Liga-Tore für die Austria in nur 146 Spielen waren das Ticket ins Ausland, der AC Torino machte damals das Rennen. Neun Tore in der Saison 1987/88 hört sich nicht übermäßig viel an, doch damals regierten in der Serie neben Superstars wie Diego Maradona vor allem Eisenfüße wie Guiseppe Bergomi oder Claudio Gentile. Außerdem habe Torino mit „zehn Verteidigern und mir gespielt. Ich musste die Mitspieler mit dem Fernglas suchen.“

Juniors – Die zweite Mannschaft des LASK führte der Wiener 2011 von der OÖ. Liga in die Regionalliga, wo man ebenfalls eine gute Rolle spielte, ehe Ende November das überraschende Aus „aus finanziellen Gründen“ kam, wie Präsident Reichel damals begründete.

Köln – Toni Polster passte wie die Faust aufs Auge in die Hauptstadt des Doms und des Karnevals und gilt bis heute als absoluter Publikumsliebling des Effzeh. Sein Schmäh passte perfekt nach Köln, doch neben Worten, ließ er eben auch Tore sprechen. Viele Tore. In fünf Jahren und 168 Matches genau 88, davon wiederum 79 in der Bundesliga.

Lachen – Toni hat nicht nur selbst einen guten Schmäh („Fescher Bua, haha“), kann aber auch herzhaft über sich selbst lachen. Nicht zuletzt deshalb zählt wohl auch Kabarettist Alex Kristan zu seinen Freunden, der den Ex-Torjäger (wie so viele andere Sportgrößen des Landes) ja ausgezeichnet parodiert.

Mönchengladbach – Nach fünf Jahren in Köln heuerte Polster beim Nachbarn an, zudem die Rivalität in etwa so groß ist wie zwischen Austria und Rapid. Mit seiner unnachahmlichen Art schaffte Polster aber das fast Unmögliche und avancierte auch bei der Borussia zum Publikumsliebling. Nur Trainer Hans Meyer wusste die Torjäger-Qualitäten von Toni nicht so zu schätzen, wie er hätte sollen, was letztlich sogar zum Abstieg führte. Obwohl Polster in deutlich limitierter Einsatzzeit immerhin noch elfmal getroffen hatte.

Nummer 9 (und 10 und 19) – Wie es sich für einen Mittelstürmer früher gehörte, war die Nummer neun die Lieblingsnummer von Polster. Aber er beharrte nicht darauf. In Sevilla sorgte er damals etwa mit der 10 auf dem Rücken für Begeisterung, im Nationalteam trug er bei der WM 1998 sogar die 19 – weil er Ivica Vastic aus Respekt die 9 überlassen wollte.

Operationen – Die Karriere als Fußballer überstand er ohne große Verletzungen und nach gesundheitlichen Problemen in jüngster Zeit (neue Hüfte und Not-Operation nach Magendurchbruch) ist Polster nun wieder fit. In ein paar Wochen will er auch wieder auf dem Tennisplatz stehen. „Es gibt kein größeres Geschenk, dass es mir wieder gut geht und am Leben zu sein“, sagte er zuletzt immer wieder.

Pokale – Drei Meistertitel und ein Cup-Triumph mit der Austria sowie viele individuelle Auszeichnungen stehen in der Karriere Polsters zu Buche. Er wurde auch dreimal Torschützenkönig in Österreich, zweimal Fußballer des Jahres und einmal sogar Sportler des Jahres (1997).

Quotenbringer – Toni Polster hat immer eine Wuchtel parat, kein Wunder, dass er ein stets gern gesehener Gast in Talksendungen ist, aber auch heute noch als Werbe-Testimonial für diverse Marken fungiert und lange Jahre auch als Kolumnist tätig war.

Religion – Ist für Polster sehr wichtig, aus dem Glauben schöpft er viel Kraft, wie er stets betont und anno mit der CD „Toni Polster und die Bibel“ auch demonstrierte.

Sevilla – Ähnlich wie in Köln wird Polster auch in der Hauptstadt Andalusiens bis heute geschätzt und verehrt, wie diese Anekdote zeigt. Vor einigen Jahren hospitierten Oliver Glasner und Michi Angerschmid auf Vermittlung von Polster beim FC Sevilla und reiste mit den beiden Oberösterreichern auch nach Spanien. Auf der Weg vom Flughafen zum Hotel erkannte ihn schließlich der Taxifahrer, worauf er seinen prominenten Fahrgast den Kollegen per Funk mitteilte. Beim Hotel angekommen waren schon viele andere Taxler anwesend und feierten den Goleador. Nachdem Glasner und Angerschmid eingecheckt, ausgepackt und sich frisch gemacht hatten, erfüllte Polster, von Taxifahrern umringt, noch immer geduldigst Wünsche nach Autogrammen und Selfies. Kein Wunder bei diesen Zahlen In drei Jahren erzielte er für Sevilla 55 Tore in La Liga.

Thekenschlampen – Mit „Toni lass es polstern“ hatte er anno 1997 gemeinsam mit der Kölner Band „Die Fabulösen Thekenschlampen“ einen kleinen Chart- und großen Partyhit, der es auf Platz zwölf in den österreichischen Charts schaffte. Später nahm der Publikumsliebling dann auch noch drei CDs auf. Deren Titel: „Toni walk on“, „12 Meistertitel“ (mit dem Duo „Achtung Liebe“) und „Die Dritte“ (alle in guter alter Austropop-Tradition) auf.

Unvergessen – Es war das Spiel seines Lebens, jenes denkwürdige Duell mit der DDR am 15. November 1989. Mit drei Toren schoss der vor Spielbeginn noch heftig ausgepfiffene Polster Österreich praktisch im Alleingang zur WM. „Es ist schnell gegangen – vom Buhmann zum Volkshelden“, so Toni rückblickend.

Viktoria – In Wien-Meidling hat Toni sein Trainerglück gefunden, sitzt er seit  2011 (mit einem kurzen Intermezzo bei der Admira) auf der Trainerbank und schaffte mit der Viktoria zwei Aufstiege in die Regionalliga Ost, wo man sich gut etablieren konnte.

Weltmeisterschaften – 1990 und 1998 nahm Polster an den Endrunden in Italien bzw. Spanien teil. Er bestritt dabei alle sechs Spiele Österreichs und erzielte 1998 beim 1:1 gegen Kamerun auch einen Treffer. Es sollte sein letzter im ÖFB-Team sein – rund 16 Jahre nach dem ersten bei einem 4:0 gegen die Türkei, gegen die er bei seinem Länderspieldebüt als 18-Jähriger gleich getroffen hatte.

Xpected Goals – Diesen statistischen Wert gab es zu Polsters aktiven Zeiten längst noch nicht, aber von Polster konnte man definitiv bei all seinen Stationen Tore erwarten. Nicht nur bei den Klubs (wie weiter oben schon erwähnt), sondern auch im Nationalteam. Mit 44 Treffern (plus drei weiteren, um die er derzeit vor Gericht kämpft, weil sie in inoffiziellen Länderspielen erzielt wurden), ist Toni Polster Österreichs erfolgreichster Teamtorjäger vor Marko Arnautovic (36). Laut transfermarkt.at hat Polster insgesamt für seine Klubs 674 Bewerb-Spiele bestritten und dabei starke 393 Treffer erzielt.

YouTube – Wer sich mehr Polster-Tore von anno dazumal oder mehr legendäre Interviews als in der charmanten und wirklich sehenswerten ORF-Doku gezeigt anschauen will, der ist auf dieser Plattform richtig. Und dort kann man sich auch überzeugen, dass Polster entgegen gängiger Vorurteile sicher kein langsamer Stürmer war. Das mit der ihm nachgesagten Lauffaulheit überlassen ich ihrer Beurteilung, ich würde es aber definitiv ökonomisch und effizient legen.

Zukunft – was auch immer sie bringen wird, Toni blickt ihr (mit dem bei ihm gewohnten) Optimismus entgegen: „Ich bin unterm Strich mit ein paar Problemen, die ich lösen muss, ein sehr glücklicher Mensch.“ Dem wir auf diesem Wege alles Gute zum 60. Geburtstag wünschen.

Von Roland Korntner

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