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Pilgern ohne Kochel: Tourismus-Abteilung schlägt Austritt aus Jakobsweg-Projekt vor

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Der Jakobsweg „Isar-Loisach-Leutascher Ache-Inn“ führt am Kochel- und Walchensee entlang und bis ins Inntal. © Sandra Gerbich

Der Kochler Gemeinderat beriet in seiner jüngsten Sitzung über einen Vorschlag der Tourismus-Abteilung: Ein Austritt aus dem Jakobsweg-Projekt.

Kochel – Seit 2007 gibt es den Verein „Jakobsweg Isar-Loisach-Leutascher Ache-Inn“. Drei Jahre später wurde gleichnamiger Jakobsweg eingeweiht. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates empfahl der Kochler Tourismus-Chef Daniel Weickel den Ausstieg aus der aus zwölf Gemeinden bestehenden Gruppe.

Kochels Gemeinderäte diskutierten bei ihrer jüngsten Sitzung über einen Austritt aus dem Jakobsweg-Projekt

Als Rudi Herden von der Empfehlung, aus dem Verein auszusteigen, Wind bekam, suchte der Kochler umgehend das Gespräch mit Rathauschef Jens Müller (UWK). „Ich musste doch den neuen Bürgermeister kurz vor der jüngsten Gemeinderatssitzung über das Projekt ins Bild setzen.“ Der alteingesessene Geschäftsinhaber ist eine Art Jakobsweg-Kontaktmann, Wegepfleger und einer der „Väter“ des Vereins. Was in der Gemeinderatssitzung angedacht war, kann der Jakobsweg-Aktivist nicht nachvollziehen.

Die Mitgliedschaft böte keinen touristischen Mehrwert, sagte Daniel Weickel, Leiter der Abteilung Tourismus im Kochler Rathaus, in der Sitzung. Wanderer gingen lieber den „richtigen“ Jakobsweg – also in Frankreich oder Spanien. Der Jakobsweg „Isar-Loisach-Leutascher Ache-Inn“ sei nur ein Verbindungsstück, so Weickel. Im Norden schließt er beim Kloster Schäftlarn am Münchner Jakobsweg an, im Süden wird bei Mötz das Inntal mit dem Anschluss an den Tiroler Jakobsweg erreicht.

Weickel habe von Pilgern gehört, die im Kochler Raum keine Bleibe gefunden hätten und letztlich im Kurpark schlafen mussten. „Wir haben noch tausende Broschüren vorrätig“, so Weickel. Die könne man noch aufbrauchen, ebenso könnten die Schilder stehen bleiben, „aber werben werden wir damit nicht mehr“.

Die Räte waren anderer Meinung. Frank Sommerschuh (FW) erinnerte an das ehrenamtliche Engagement – Einwand Weickel: Es sei bezahlt gewesen – vieler Bürger für den Erhalt des Weges. Ein Austritt sei bei einer Ersparnis von 600 Euro „ein lächerlicher Betrag“. Reinhard Dollrieß (FW) erinnerte daran, wie das Projekt als Gemeinschaftsleistung zwischen Bayern und Tirol ins Leben gerufen wurde. Das Argument fehlender Unterkünfte sei „einfach nur schwach“.

Ein Austritt der Gemeinde Kochel aus dem Jakobsweg-Projekt sorgt bei Verantwortlichem für Unverständnis

Jakobsweg-Aktivist Herden hinterfragte im Gespräch mit der Rundschau, wie die Tourismusabteilung die Akzeptanz des Weges erfasst haben will. „Die wenigsten holen sich einen Stempel im Rathaus ab“, so Herden. „Die Pilger laufen auch nicht mit einer gelben Ampel auf dem Kopf herum.“

Auf so viel Widerstand reagierte Weickel gefasst. Es sei nur ein Vorschlag gewesen – auch Resultat der letzten Jahreshauptversammlung des Vereins. Thomas Eberl (UWK) versuchte es mit einer Lösung: Er sei auch schon dabei gewesen und wisse, dass es Probleme gebe. „Aber vielleicht sollten wir erst einmal mit den anderen elf kommunizieren.“

Der Antrag wurde zurückgestellt. Bürgermeister Müller (UWK) will die Ergebnisse der nächsten Mitgliederversammlung abwarten. Herden ist zuversichtlich: „Selbst, wenn Kochel aussteigt: Der Jakobsweg läuft mit und ohne die Gemeinde.“

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