Salem – Sofia Baptista Torgal wurde ungewollt der Liebling des Abends. Die Energie der Dirigentin schien sich auf ihr Akkordeon-Orchester zu übertragen. Das Ensemble spielte auch bei herausfordernden Passagen sicher auf. Nach dem Schlusston jedes Stücks gab es von Torgal ein großes Lächeln, wobei sie beide Daumen zum Orchester hin eng am Körper hoch hielt.

Die 31-jährige Portugiesin, die seit vier Jahren in Deutschland lebt, spielt kein Akkordeon. „Musik ist allgemeingültig“, sagte sie dazu. Die Noch-Studentin studiert bis Juli an der Musikhochschule Trossingen Oboe. Sie hat auch einige Semester Dirigieren studiert. Danach möchte sie promovieren. Ihre aktuelle musikalische Lehrarbeit hat sie eng getaktet. Donnerstags lehrt sie an der Musikschule Friedrichshafen. Auf dem Rückweg nach Trossingen dirigiert sie das Akkordeon- Orchester Salemtertal im Prinz Max. Und im Anschluss unterrichtet sie an der Schule Schloss Salem.

Torgal kam zum Akkordeon-Orchester über einen gemeinsamen Freund des Vorgängers Karl Bender. Der Freund wusste, dass Torgal in der Region noch andere Engagements hatte, zwischen die sie ihr Akkordeon-Dirigat legen konnte. Vorsitzender Hermann Staneker zeigte sich nach dem Konzert glücklich, dass sein Verein vor anderthalb Jahren sich für Torgal entschied: „Wir haben einen großen qualitativen Sprung gemacht.“ Und auch bei den Proben herrsche ein neues Klima. „Üben, üben, üben“, trage Torgal den Musikern auf. „Während der Probe spielt niemand mehr am Handy oder unterhält sich zwischendrin mit dem Nachbarn.“ Mit dieser Disziplin hätten sie die Stücke einstudiert.

Der Gospelchor Deggenhausertal ergänzte den Konzertabend. Dass sie mit ihren christlichen Texten passend in der Osterzeit auftraten, sei Zufall gewesen. „Bei der Planung haben wir nicht an Ostern gedacht“, so Chorleiter Elmar Reisch. Im Kontrast zu Torgal ist Reisch am Dirigentenpult ein alter Hase. Vor 27 Jahren war er Gründungsmitglied des Chors. „Wir waren damals mit der erste Gospelchor in der Region.“ Seitdem ist er, mit einer kurzen Unterbrechung, Chorleiter.

Das Programm des Doppelkonzerts

Durch das Programm des Akkordeon Orchesters führte Anke Staneker . Die gekündigte eine musikalische Weltreise an. Mit der „Ouverture Viennois“ begann diese in Wien. Es folgte ein Sprung über den Atlantik nach Mexiko, dort wurde mit „Olé Mexico“ gefeiert, bevor es zurück nach Europa ging. Es gab Croissant und Café au lait mit „C‘est Paris“. Es folgte ein Abstecher nach Spanien und Flamenco (“Rhapsodia Andalusia“). Russland (“Russische Fantasie“) und die arabische Wüste (“Song of Arabia“) waren die folgenden Weltregionen. Noch schnell nach Kopenhagen (“Dänische Rhapsodie“), bevor es zurück an den Bodensee in die Heimat ging (“Bodensee-Suite“). Der Höhepunkt der Reise war zum Schluss Freddy Mercurys „Bohemian Rhapsody“. Vorstand Hermann Staneker und einige Rockfans im Orchester wollten ein Rock-Stück auf die Bühne bringen, diesem Wunsch kam ihre Dirigentin Sofia Baptista Torgal entgegen.

Der Gospelchor trug nach der dunklen Winterzeit passend zur Osterzeit das Licht in den Saal (“Carriers of the Light“) und zeigten sich somit verantwortlich für das seelische Wohlbefinden ihres Publikums. Der Gute-Laune-Song „Good Day“ folgte. Und mit „One Day“ träumte der Chor, dass die Welt eines Tages anders (positiver) werden könnte. „Put Your Hand in the Hand“ und „Look at the World“ könnten diesbezüglich auch als Glaubensbekenntisse ausgelegt werden. Mit Paul Simons populären Lied „Bridge over Troubled Water“ und mit „My Lighthouse“ vom Rend Collektive fand der Chorteil des Doppelkonzerts ihr lichtes Ende.

Insgesamt begeisterten Akkordeon Orchester und Gospelchor das Publikum im vollbesetzten Prinz Max. Mit langem Applaus forderten es Zugaben von den Musikern.