Politik

Ukrainer angeblich deportiert Kiew beklagt Zwangsrekrutierung durch Moskau

Im Gebiet Saporischja suchten russisches Militär und Geheimdienstler nach Personen im wehrpflichtigen Alter, schrieb die Militäraufklärung.

Im Gebiet Saporischja suchten russisches Militär und Geheimdienstler nach Personen im wehrpflichtigen Alter, schrieb die Militäraufklärung.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Der ukrainische Präsident Selenskyj spricht von "Konzentrationslagern", aus denen Ukrainer, darunter Kinder, nach Russland deportiert würden. Zudem zwängen die Truppen des Kremls etwa medizinisches Personal unter Androhung der Todesstrafe, für sie an der Front zu arbeiten.

Die Ukraine wirft russischen Truppen eine Zwangsrekrutierung von Einwohnern in besetzten Gebieten vor. Neben jungen Menschen seien davon in den Regionen Cherson, Saporischja und Charkiw speziell auch Mediziner betroffen, so die ukrainische Militäraufklärung. So sei medizinisches Personal aus der Stadt Wowtschansk im Gebiet Charkiw unter Androhung von Hinrichtungen gezwungen worden, russische Soldaten an der Front zu behandeln. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Im Gebiet Saporischja suchten russisches Militär und Geheimdienstler nach Personen im wehrpflichtigen Alter, schrieb die Militäraufklärung weiter. Es heiße, dass sie russische Einheiten verstärken sollen. Das britische Verteidigungsministerium betonte dazu in seinem Update über die Lage in der Ukraine, dass jede Einberufung von Einwohnern besetzter Gebiete gegen die vierte Genfer Konvention über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten verstoße.

Zudem wirft die Ukraine russischen Behörden vor, Menschen aus besetzten Gebieten tief nach Russland zu transportieren. So seien 308 Ukrainer aus der lange belagerten Hafenstadt Mariupol mit dem Zug in die 8000 Kilometer entfernte Stadt Nachodka im russischen Fernen Osten gebracht worden, schrieb die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denisowa, im Online-Dienst Telegram. Von ihnen werde erwartet, sich russische Ausweispapiere zu besorgen und Arbeit zu suchen. Die Ukraine hatte bereits vielfach kritisiert, dass russische Truppen bei einigen Fluchtkorridoren aus umkämpften Städten nur die Ausreise nach Russland erlaubten. Russland bestreitet, dass Menschen gegen ihren Willen ins Land gebracht würden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte speziell die vom russischen Militär eingerichteten Filtrationslager, in denen nach offizieller Darstellung eventuelle Kämpfer von Zivilisten getrennt werden sollen. "Der ehrliche Name dafür ist ein anderer - das sind Konzentrationslager. So wie sie die Nazis seinerzeit gebaut haben", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Er kritisierte, dass Ukrainer aus diesen Lagern auch nach Russland gebracht würden. "Unter anderem deportieren sie Kinder - in der Hoffnung, dass sie vergessen, wo sie herkommen, wo ihr Zuhause ist."

Quelle: ntv.de, lve/dpa

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