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Höhepunkte und Tiefflieger So lief die "Tatort"-Saison 2018/19

Stirbt in "Murot und das Murmeltier" oft: Murot (Ulrich Tukur, r.)

Stirbt in "Murot und das Murmeltier" oft: Murot (Ulrich Tukur, r.)

(Foto: HR/Bettina Müller)

36 Folgen und ein Schweiger zum Vergessen: Die abgelaufene "Tatort"-Saison hatte einiges zu bieten. Um die lange Sommerpause abzukürzen, wagen wir einen Blick zurück: Was war gut, was war schlecht, und wer sind eigentlich diese Neuen?

Fußballer denken von Spiel zu Spiel, "Tatort"-Fans von Sonntag zu Sonntag. Da bleibt nicht viel Zeit, über das Gesehene zu kontemplieren: Der nächste Mord steht ja immer schon vor der Tür. Nur einmal im Jahr, zwischen Juni und August, ist der nächste echte Sonntag eine gefühlte Ewigkeit entfernt - und weil die unzähligen Wiederholungen während der Sommerpause für eingefleischte Fans nur besseres Krimi-Methadon sind, blicken wir lieber zurück auf eine "Tatort"-Saison, die sich gewaschen hat.

Zum Vergessen: Nick Tschillers (Til Schweiger) Kinoausflug in "Off Duty".

Zum Vergessen: Nick Tschillers (Til Schweiger) Kinoausflug in "Off Duty".

(Foto: Nik Konietzy/NDR/Warner Bros./ARD/dpa)

36 Folgen (37, wenn man Til Schweigers Kino-"Tatort" "Off Duty" mitzählt) flimmerten - begleitet von einigen zumeist recht ordentlichen "Polizeiruf 110"-Fällen - in den vergangenen zehn Monaten über die Mattscheiben, von einschläfernd bis spektakulär war auch in dieser Saison alles mit dabei. Dass diesmal Totalausfälle wie die Ludwigshafener Impro-"Tatorte" fehlten, ist ein Fakt, den die Zuschauer offenbar nur teilweise zu würdigen wussten: In der ersten Saisonhälfte 2018 lag die Durchschnittsquote noch bei sehr schwachen 7,6 Millionen Zuschauern, bevor es sich nach dem Jahreswechsel dann doch noch 9,06 Millionen Menschen vor den Bildschirmen bequem machten. Was sie dabei zu sehen bekamen? Das lesen Sie am besten selbst.

Bester Fall

Nur einmal im Jahr ist der Wiesbadener LKA-Ermittler Murot (Ulrich Tukur) in einem neuen Fall zu sehen. Der aber lohnte sich bislang immer, frei nach dem Motto: Jeder Schuss ein Treffer. Im Fall von "Murot und das Murmeltier" allerdings eher: Jeder Schuss der gleiche Treffer. Wie der Titel schon vermuten lässt, ist der Krimi eine Hommage an Bill Murrays "Und täglich grüßt das Murmeltier" - und wie in der Vorlage erlebt Murot darin immer und immer wieder den gleichen Tag. Das ist einfach nur ganz großes Kino, nicht mehr und nicht weniger.

Richtig, richtig gut: "Die Musik stirbt zuletzt".

Richtig, richtig gut: "Die Musik stirbt zuletzt".

(Foto: ARD Degeto/SRF/Hugofilm)

Ganz anders und doch ähnlich gut kommt "Die Musik stirbt zuletzt" daher. Unter den sonst so biederen "Tatorten" aus Luzern bildete der in einer einzigen Aufnahme gedrehte Krimi ein starkes Ausrufezeichen - und läutete die abgelaufene Saison mit einem Paukenschlag ein.

Schlechtester Fall

Dass nach einem der besten Fälle 2018 auch das Schlusslicht der "Tatort"-Saison aus Luzern kommt, war danach eher nicht zu erwarten. Ist aber leider so, "Ausgezählt" knüpft an die trägen Auftritte an, für die die Schweizer sonst bekannt waren. Ironie des Schicksals: Nach dem furiosen Start beschlossen die Schweizer mit diesem Festival der Langeweile die laufende Saison.

Beliebtester Fall

Business as usual im Münster-"Tatort".

Business as usual im Münster-"Tatort".

(Foto: WDR/Thomas Kost)

Unschwer zu erraten: Auch in dieser Saison setzten sich die Münsteraner Klamaukermittler die Quotenkrone auf. Satte 13,58 Millionen Zuschauer wollten die fremdschämelige Doppelgänger-Komödie "Spieglein, Spieglein" sehen.

Unbeliebtester Fall

Mit Experimenten ist das ja so eine Sache beim "Tatort": Manche (ich!) lieben sie, viele können damit eher weniger anfangen und wünschen sich zum Wochenausklang eher einen klassischen Whodunit-Krimi. Ganz besonders schlecht kam bei den Zuschauern der Schweizer Fall an, der in meiner persönlichen Hitliste ganz weit vorne liegt: "Die Musik stirbt zuletzt" erreichte gerade mal 4,79 Millionen Zuschauer. So schlechte Quoten gab es zuletzt in den 90ern, als die Lieblingsserie der Deutschen in einer tiefen Krise steckte.

Letzter Fall

Verabschiedeten sich mit einem Knall: Stedefreund (Oliver Mommsen, l.) und Lürsen (Sabine Postel).

Verabschiedeten sich mit einem Knall: Stedefreund (Oliver Mommsen, l.) und Lürsen (Sabine Postel).

(Foto: Radio Bremen)

22 Jahre nach Dienstantritt feierte Kommissarin Lürsen (Sabine Postel) ihre blutige Abschiedsparty. Zusammen mit ihrem Bremer Kollegen Stedefreund (Oliver Mommsen) verabschiedete sich das trockene Nordlicht in "Wo ist nur mein Schatz geblieben?" mit einem echten Knall von den Zuschauern. Nicht ganz so laut fiel der Abschied von Kommissar Stellbrink (Devid Striesow) aus: Nach nur sechs Jahren musste der ungeliebte Saarbrücker Ermittler seinen Hut nehmen.

Neu im Dienst

Aber natürlich wurde nicht nur gegangen, die "Tatort"-Familie verzeichnete auch zwei spannende Neuzugänge: Einzelgängerin Lindholm (Maria Furtwängler) muss nach ihrer unfreiwilligen Versetzung nach Göttingen mit ihrer neuen Kollegin Kasumba (Anais Schmitz) klarkommen - in ihrem ersten gemeinsamen Fall klappte das noch eher schlecht als recht. Besser verstanden sich da schon die Kommissarinnen Gorniak (Karin Hanczewski) und Winkler (Cornelia Gröschel) in Dresden: Gröschel, die als Ersatz für Alwara Höfels kam, zeigte in "Das Nest" einen vielversprechenden ersten Auftritt - weniger Klamauk, mehr Hannibal Lecter, das saß und lässt auf mehr in der kommenden Saison hoffen.

Quelle: ntv.de

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